Werte-ABC Wertvoller Familienalltag GGG
Werte ABC – wertvoller Familienalltag
In dieser Beitragsreihe benenne ich entlang des Alphabets Werte und beleuchte, wie sie konkret in den familiären Alltag hineinbuchstabiert werden können. Werte sind wie Leitsterne, nach denen wir unser Handeln ausrichten können. Wichtig ist, dass sie nicht nur Worthülsen bleiben, sondern aktiv randvoll mit Leben gefüllt werden. Wir dürfen uns so viele Werte aussuchen wie wir wollen, und mal sind uns die einen nah und wichtig, mal die anderen.
Gemütlichkeit
„Es ist so gemütlich, ich kann jetzt leider gar nicht aus dem Haus gehen, Mama“. Das hat mein großer Sohn einmal morgens gesagt, als er mit warmem Tee in eine Wolldecke gehüllt und bei gedämpftem Licht auf dem Sofa in der Küche saß und mir dabei zugeschaut hat, wie ich das Vesper für die Pause zubereitete. Er musste dann natürlich trotzdem irgendwann los. Doch das Gefühl von Gemütlichkeit wärmt von innen, wenn wir es kennen. Gemütlichkeit ist langsam, warm und kuschelig. Gemütlich wird es, wenn wir es uns gemütlich machen – wenn wir uns Zeit nehmen, eine Kerze anzünden, das Deckenlicht ausmachen, ein Lagerfeuer oder eine Lichterkette scheinen lassen, eine Höhle bauen und auf vielfältige Weisen mehr. Wenn uns kalt ist oder wir es gerade stressig haben im Alltag, sehnen wir uns oft nach Ruhe & Gemütlichkeit. Wenn dann die ausgedehnte Pause nicht realisierbar ist, dürfen wir uns auf die Suche nach der 5-Minuten-Gemütlichkeit machen. Schuhe ausziehen, Schal um uns wickeln, einen Tee kochen, kurz sitzen/stehen/liegen und einfach gemütlich nichts tun und uns überlegen, wann und wie wir es uns in nicht allzu entfernter Zukunft ausgiebig gemütlich machen.
Geselligkeit
…offene Türen, Herzen und Ohren, zusammen sein und das Leben
teilen.
…gemeinsam feiern – einen Erfolg, einen Abschied, einen Geburtstag oder einfach
so um des Feiern willens.
…zusammen aushalten, was schwer und traurig ist und es dadurch nicht kleiner
oder weg machen, aber vielleicht erträglicher oder zumindest weniger einsam.
In einer Zeit, in der viele Menschen den lieben langen Tag
ihren Funktionen und Aufgaben folgen und danach oft müde und erschöpft sind,
scheint Geselligkeit immer seltener und Einsamkeit immer häufiger zu werden.
Es braucht ein bisschen Aufwand und vielleicht den Mut es unperfekt sein zu
lassen, wenn wir bewusst gesellig sein wollen. Gleichzeitig dürfen wir es uns
leicht machen. Wenn ihr zum Beispiel ein Fest feiern wollt, braucht es keine
schicken Häppchen, kein ausuferndes Buffet, keine luxuriösen Desserts. Ladet
ein, öffnet die Tür, steht bei Getränk und belegten Broten oder einem Topf
Linsensuppe in der Küche, im Garten oder Park und feiert, dass ihr euch kennt
und gerne habt. Erzählt Geschichten, lacht, umarmt euch und zeigt euren
Kindern, dass es nicht darum geht, den Preis für die schickste Party zu
gewinnen, sondern dass es wertvoll ist zusammen zu sein.
Ladet die Freunde eurer Kinder ein und die Eltern gleich mit. Wenn ihr das Chaos nicht aushalten wollt, trefft euch zusammen auf der nächsten Wiese oder im nächsten Café. Zusammen sein tut gut!
Großzügigkeit
Bescheidenheit und Sparsamkeit sind wertvolle Leitsterne im Leben. Sie helfen uns dabei, uns Wünsche zu erfüllen, und gleichzeitig unterstützen sie uns zu erkennen, was ein Mensch wirklich existentiell braucht und sind so wichtige Grundlage einer nachhaltigen und achtsamen Lebensweise. Wir sind allzeit umgeben von vielen Dingen, die man angeblich für ein gutes Leben braucht, und wir verwenden viel Zeit darauf, Geld dafür zu erarbeiten, um sie zu besitzen. Wer hier bewusst prüft, ob er oder sie diese Dinge wirklich benötigt, tut sich selbst und der Welt einen Gefallen.
Und es gibt einen Reichtum jenseits von materiellem Konsum, der uns einlädt großzügig, ja sogar verschwenderisch zu sein. Wenn wir mit dieser Perspektive in die Natur und das Leben schauen, sehen wir eine Fülle, die sich uns großzügig schenkt ohne nach einer Gegenleistung zu fragen. Die Natur schenkt uns beispielsweise Früchte, Landschaften, Farben, Holz, Wärme und unendlich viel mehr. Das Leben schenkt uns ein Leben lang Begegnungen, Herausforderungen, Erfahrungen, Beziehungen, Wandel und Wachstum ohne Ende.
Wenn wir großzügig sind ohne etwas als Gegenleistung zu erwarten, machen wir nicht nur anderen ein Geschenk, sondern vor allem auch uns selbst. Wir bereichern damit unsere Beziehungen, fühlen uns glücklich während wir geben, tragen Glück in die Welt, lösen Kettenreaktionen und Dankbarkeit aus. Und wir dürfen darauf vertrauen, dass uns das Leben genau so großzügig begegnet, wie wir ihm. Dinge, die wir alle maßlos großzügig verschenken und teilen dürfen: Zeit, offene Ohren, alles was wir nicht mehr benötigen, unsere Fähigkeiten, Geschichten, Nähe, gemeinsame Erfahrungen, Spiel, lachen, Fürsorge, Hilfe, alles, wovon wir mehr haben als wir es benötigen und vieles mehr.
Hanna Articus