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Der (ungeahnte) Einfluss von dem, was wir (nebenbei) sagen

Wie oft sagen wir „häng bitte deine Jacke an die Garderobe“, „bitte bring das schmutzige Geschirr in die Küche“, „hol bitte die Vesperbox aus dem Ranzen“, „die Schmutzwäsche gehört IN den Wäschekorb“….Sätze, die im Kindergehirn einfach nicht hängen bleiben wollen. Rutscht uns aber in der Wut ein unüberlegtes Wort heraus oder fluchen wir aufgrund von Überforderung, bleibt dies gerne mal in den Kinderköpfen präsent. Das heißt wir haben gar nicht immer Einfluss darauf, was prägend und wirksam ist und was nicht. Das macht Kommunikation in der Erziehung auch manchmal zu einer Art spannendem Glücksspiel. Vermutlich sind es gar nicht immer die hoch pädagogischen Sätze, die wir gezielt und ganz bewusst in die Kinderleben streuen, sondern vielleicht eher Sätze, die wir verkörpern und die uns ausmachen, weil wir von ihnen überzeugt sind und sie immer wieder benutzen. Mein Vater sagte immer wieder den Satz: „Ich treffe keine wichtige Entscheidung ohne vorher darüber geschlafen zu haben!“ Noch heute – 20 Jahre später- wirkt dieser Satz nach und ich habe ihn als Weisheit für mein Leben übernommen, ohne dass es die Erziehungsabsicht meines Vaters war. Auch wenn ich noch so aufgewühlt bin oder ganz dringend meine Meinung und Gefühle transportieren möchte, warte ich ab und schlafe darüber. Häufig fühlt es sich am nächsten Tag gar nicht mehr so groß und überwältigend an und ich habe mehr Gehirnleistung zur Verfügung, um sachlich und erwachsen das Thema anzusprechen.


Es gibt aber auch Sätze, die wir ganz nebensächlich formulieren oder beiläufig unseren Kindern gegenüber fallen lassen, die ungeahnt Einfluss auf ihr Leben haben werden. Als meine Mutter an einem heißen Sommertag ein Moskitonetz erfolgreich am Fenster anbrachte, hörte ich wie sie zu sich selber sagte: „Selbst ist die Frau!“ Wenn ich mir heute als erwachsene Frau im ersten Moment etwas nicht zutraue oder reflexartig die Aufgabe an meinen Mann abgeben möchte, denke ich an diesen Satz und versuche es selber erst einmal und kann heute sagen, dass mich schon einiges stolz gemacht hat, was ich selbständig geschafft habe.

Welche Sätze hängen bleiben, prägend sind und dauerhaft Eindruck in den Kinderherzen hinterlassen, entscheiden also häufig nicht wir, sondern unser Gegenüber.


Dennoch gibt es allgemeingültige Sätze, die wichtig für das Aufwachsen von Kindern sind. Es sind vielleicht keine Lebensweisheiten, aber wenn wir sie authentisch fühlen und aussprechen, verkörpern sie eine innere Haltung, ein Wohlwollen, sie geben Orientierung und stärken unser Miteinander und den Selbstwert unseres Kindes.

 

Hier eine unvollständige Liste mit 22 Sätzen, die dein Kind in seiner Kindheit von dir gehört haben sollte:

 

1)      Brauchst du Hilfe?

2)      Was denkst DU darüber?

3)      Ja

4)      Nein

5)      Ich vertraue dir

6)      Bedrückt dich etwas?

7)      Das war heute ganz schön viel für dich

8)      Es tut mir leid

9)      Ich übe noch

10)  Es ist schön mit dir

11)  Ich verstehe dich

12)  Danke

13)  Ich glaube dir

14)  Ich liebe dich

15)  Wir machen alle Fehler

16)  Ich bin da

17)  Du darfst dir und deinem Gefühl vertrauen

18)  Das weiß ich nicht

19)  Ich brauch ´ne Pause

20)  Brauchst du eine Umarmung?

21)  Lass dir Zeit

22)  Morgen ist ein neuer Tag

Vermutlich sind diese Sätze auch in anderen nahen Beziehungen relevant.

Hast du jeden dieser Sätze bereits zu deinem Kind gesagt? Was waren für dich prägende Sätze? Welchen Satz würdest du streichen? Mit welchen Sätzen würdest du die Liste ergänzen?


Corinna Muderer

Räume für Menschen

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