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Von Gefühlsstürmen und wie wir da wieder rauskommen

Ganz egal, wie alt unser Kind ist, es wird nicht ausbleiben, dass es immer wieder großen Gefühlsstürmen ausgesetzt ist.

Das Kind will nicht vom Spielplatz weg gehen, die aufwendig gebaute Legotiefgarage wird von dem jüngeren Geschwisterchen kaputt gemacht, seit heute kratzt der Stoff der Lieblingshose, die beste Freundin hat gesagt, dass sie jetzt jemand anderen lieber hat, die Mama erlaubt nicht das Überraschungsei an der Supermarktkasse, das Kind möchte dringend etwas im Spielzeuggeschäft einkaufen, es ist aber Sonntag, die Matheaufgabe klappt nicht wie gewünscht…..Frust, Wut und Trauer sind ein menschlicher Lebensbegleiter und können besonders in den ersten Jahren überflutend, sehr einnehmend und fordernd sein.

 

Immer entscheidend ist, wie wir Erwachsenen in solch emotional gefärbten Situationen unserem Kind begegnen und wie leicht es uns fällt, uns selber in einer inneren Balance zu halten.

 

Wenn wir eindeutig erwachsen reagieren können, ist uns völlig klar, dass uns gegenüber aktuell ein unglücklicher 2-Jähriger ist, der weint oder eine überforderte 3-Jährige, die „nein“ sagt. Wir können uns dann mühelos mit dem Grund hinter dem Verhalten verbinden. Wir verstehen, dass dieses Gefühl eine Ursache hat und können darauf eingehen, indem wir nicht durch kognitive Sätze das Verhalten ablehnen, sondern durch verständnisvolle Äußerungen an der Gefühlswelt der Kinder andocken. Was nicht heißt, dass wir dadurch alles erlauben oder alles möglich machen müssen.

 

„Ich weiß, dass ist jetzt richtig blöd für dich, aber ich möchte pünktlich beim Termin sein, darum entscheide ich, dass wir jetzt gehen. Wenn wir nachher zuhause sind, darfst du entscheiden, was wir dann machen, ok?“.

„Oje, du hast dir soviel Mühe beim Aufbauen der Legotiefgarage gegeben und jetzt liegt alles zerstreut da. Du bist richtig sauer!“

„Es war ganz schön viel heute“. „Komm mal her, ich halte dich“. „Jetzt gerade geht alles schief. Das ist echter Mist!“ „Setz dich zu mir und weine dich aus.“ „Was hältst du davon, wenn ich uns eine heiße Schokolade mache?“

Wir können dann ruhig auf unser Kind eingehen, es in den Arm nehmen, weich und liebevoll sein und die Gefühlswelt klar benennen und dann verantwortungsbewusst handeln. Je nach Situation bedeutet das: trösten, erlauben, verbieten, abgrenzen, führen…Gelingt es uns, unser Kind punktgenau da abzuholen wo es gerade steht, nämlich in der Überforderung, im Stress, in der Wut, in der Angst…dann wird sich sein Zustand innerhalb von Sekunden verändern. Dann wird auch das Kind weich und öffnet sich für Alternativen.


Allein die Botschaften: Ich sehe dich, ich nehme dich ernst, ich bin für dich da, ermöglichen es, unserem Kind einen Ausweg aus seinem Gefühlssturm zu finden.


Häufig kommt das Argument, dass wir nicht immer Zeit haben, alles geduldig und kleinschrittig zu begleiten. „Der Alltag muss laufen“. Das stimmt. Wir haben häufig Termin- und Zeitdruck und wünschen uns reibungslose Abläufe. Dann hilft es generell mal, den Tag/ die Woche zu durchleuchten. Gibt es genug Pausen und Leerlauf oder ist alles eng getaktet? Und häufig ist es so: wenn wir uns ein paar Minuten Zeit nehmen, um unser Kind und sein Verhalten zu verstehen und auf die Gefühlswelt eingehen, dass der Konflikt viel schneller behoben ist, als wenn wir trotz Krise auf unseren Plan bestehen und daran um jeden Preis festhalten wollen.

 

Es kommt auch vor, dass wir in emotional gefärbten Situationen für unser Kind hilfreich sein möchten, es uns aber in dem Moment nicht gelingt, liebevoll auf es einzugehen, weil wir das kindliche Verhalten ganz und gar falsch finden und selber wütend, enttäuscht, verletzt oder traurig werden…In diesem Zustand können wir keine Leuchttürme für unsere Kinder sein. Unsere Aufgabe ist es dann, wieder in unsere innere Balance zu finden. Raum zwischen Reiz und Reaktion zu schaffen, zu atmen, zu wissen, dass in einer halben Stunde die Situation eine ganz andere sein wird, zu fühlen, was in uns passiert. Uns in unserem eigenen Gefühlssturm liebevoll begleiten. Was für unser Kind gilt, gilt auch für uns: Uns ernst nehmen, uns sehen, für uns da sein. Uns nicht abwerten und verurteilen. Gelingt uns das, sind wir hilfreiche Vorbilder für unsere Kinder.

 

So sind große Gefühle in unseren Kindern und auch in uns selbst eine Herausforderung, der wir mit Neugierde begegnen können. Nichts ist falsch daran. Denn es ist immer auch eine Einladung, uns besser kennenzulernen und in Verbindung zu kommen.

 

Corinna Muderer

Räume für Menschen

 
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