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Was ist ein guter Kindergarten?

Ob Waldorf, Montessori oder öffentlicher Kindergarten: Die Qualität der Einrichtung lässt sich an drei wichtigen Punkten festmachen: Die Kinder lernen, die Welt in ihren Zusammenhängen zu erkennen. Sie bekommen so Vertrauen in die eigenen wachsenden Kräfte und Fähigkeiten und entdecken darüber hinaus die Sinnhaftigkeit des eigenen Handelns, Fühlens und Denkens.


Ein Besuch auf dem Bauernhof

„Das Konzept eines Kindergartens ist dann gut, wenn Kinder selber tätig werden und dabei Zusammenhänge entdecken können“, sagt der Diplom-Pädagoge Peter Lang, Leiter des Berufskollegs am Waldorfkindergartenseminar in Stuttgart. Er erzählt ein treffendes Beispiel: „Die Erzieherin besucht mit ihrer Kindergartengruppe einen Bauernhof. Dort begrüßen sie zunächst die Kühe im Stall, nehmen die warme Atmosphäre auf, streicheln die Tiere und sehen ihnen beim Fressen und Wiederkäuen zu. Danach geht’s in die Kornkammer. Hier stehen Getreidesäcke, in die alle hineingreifen dürfen. Die Kindergruppe kauft eine kleinere Menge Korn und transportiert es zurück in den Kindergarten.

Am kommenden Tag wird mit einer Handmühle das Korn zu Mehl gemahlen. Die Kinder wechseln sich immer wieder bei dieser schweren Arbeit ab. Am darauf folgenden Tag wird das Mehl zu einem Teig verarbeitet. Die Kinder formen Brötchen, Schnecken oder Schlangen und legen sie aufs Backblech. Die Bleche werden in den Ofen geschoben, und der ganze Kindergarten duftet nach Gebäck. Dann nehmen alle an einem schön gedeckten Tisch Platz. Nun wird ein Spruch aufgesagt oder ein Lied gesungen. Alle bedanken sich bei der Sonne, beim Regen, der Mutter Erde, beim lieben Gott, der das alles wachsen lässt.“


Fünf Lernebenen fürs Leben

Beim ganzheitlichen Lernen werden fünf verschiedene Ebenen aktiviert. „Auf der Tätigkeitsebene waren die Kinder in unserem Beispiel aktiv und intensiv beschäftigt“, erklärt Peter Lang, „auf der sozialen Ebene haben sie etwas gemeinsam geschaffen. Wichtig ist die gedankliche Ebene. Es wurde hier zwar überhaupt nichts erklärt. Aber die Logik wurde für die Kinder erlebbar und in der sinnvollen Abfolge der verschiedenen Handlungen wahrnehmbar. Die Gefühlsebene wurde beim Besuch im Kuhstall, beim Duft der Brötchen und beim schön gedeckten Tisch angesprochen. Bleibt noch die ethisch-moralische Ebene: Die Kinder haben sich vor dem Essen bedankt, einen Spruch aufgesagt, ein Lied gesungen. Sie haben Ehrfurcht vor der Schöpfung auf ganz alltägliche Weise erlebt. Damit kleine Kinder vor der Schule Schritt für Schritt die Welt verstehen lernen, sollten diese Lern- und Lebenserfahrungen sich immer wieder auf diesen fünf Ebenen ereignen. Dazu gehört natürlich in unserem Beispiel auch, dass die Erzieherin im Frühjahr mit den Kindern das Feld besucht, auf dem das Getreide wächst. Sie können dabei sein, wenn es im Herbst geschnitten und gedroschen wird. Der Prozess, die Welt verstehen zu lernen, ist unbegrenzt und weit.“


Vom Baum zum Tisch

Ein weiteres anschauliches Beispiel: Die Kinder gehen in den Wald und staunen über die gefällten Baumstämme am Wegesrand. Sie schnuppern an dem frischen Holz, hören das Knacken und Knirschen, wenn sie auf einen am Boden liegenden Zweig treten. Sie machen beim Balancieren über den Baumstamm wichtige Erfahrungen mit dem Tast- und Gleichgewichtssinn. Und sie besuchen einige Zeit später ein Sägewerk und eine Schreinerei. Aus Holzabfällen bauen sie im Kindergarten nach ihrer Fantasie Häuser, Autos, Flugzeuge, Tische und Stühle fürs Puppenhaus. Bei all dem nehmen Kinder viel mehr auf als bei noch so ausgeklügelten Programmen. Denn die moderne Hirnforschung hat längst bewiesen: Ein Kind lernt am besten, wenn seine Sinne daran beteiligt sind. Mit ihnen nimmt es alles wahr und versteht dabei viel mehr als durch abstrakte Erklärungen. „Wenn Kinder so lernen, erwerben sie ein Stück Weltverständnis“, sagt Peter Lang.

 
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