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Babyblues

Nicht bei jeder Frau stellen sich sofort nach der Geburt Muttergefühle ein. Die Angst, den neuen Aufgaben und Verpflichtungen nicht gewachsen zu sein, überschatten die ersten Tage mit dem Baby.

„Ich hatte das Gefühl einer totalen Leere, war nur noch müde und niedergeschlagen“, erinnert sich Anja S., 31 Jahre, an die erste Zeit mit ihrem neugeborenen Jonas. „Ich hatte von Frauen mit Wochenbettdepressionen gehört, und das machte mir Angst“, erzählt sie. „Auch eine Bekannte hatte vor einem Jahr die gleichen Symptome wie ich – Appetitlosigkeit, Unruhe, Weinkrämpfe. Bei ihr war es im Laufe der Zeit so schlimm geworden, dass sie in einer Klinik behandelt werden musste.“ Ein Gespräch mit ihrer Hebamme war für Anja die Rettung. „Bei ihr konnte ich mich mal so richtig ausheulen. Und gemeinsam fanden wir heraus, wo bei mir der Schuh drückte“, sagt Anja. „Du hast einen ganz normalen Babyblues, unter dem etwa 70 Prozent aller jungen Mütter in den ersten Tagen nach der Geburt leiden“, hatte die Hebamme Anja erklärt. Kein Wunder, denn die Hormone fahren kurz nach der Geburt Achterbahn. Hinzu kommt: Die Geburt muss erst einmal verarbeitet werden – vor allem, wenn sie nicht so verlief, wie die Mutter es sich erträumt hatte.

Erfahrene Hebammen wissen das und bieten deshalb im Rahmen der Nachsorge Gespräche über die Geburt an.


Zwischen Liebe und Verzweiflung

Der Babyblues ist ein vorübergehendes Stimmungstief, das in den ersten Tagen nach der Geburt auftaucht und innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder verschwindet. Doch bei etwa 15 Prozent der Mütter zeigen sich schlimmere, länger anhaltende Anzeichen. Neben den beim Babyblues beschriebenen Symptomen wie Traurigkeit, Ruhelosigkeit, Erschöpfung und Ängstlichkeit können Kopfschmerzen, Schwindel und Herzbeschwerden, extreme Reizbarkeit und Panikattacken hinzukommen. Fachleute sprechen dann von einer postnatalen Depression.

Typisch ist eine schleichende Entwicklung. Und: Die Depression zeigt sich zuweilen erst Wochen nach der Geburt. Zudem halten die Anzeichen länger als drei Wochen an. Mütter mit einer postnatalen Depression sind oft hin und her gerissen zwischen der Liebe zu ihrem Baby und ihrer eigenen Hilflosigkeit und Überforderung. Ursache ist oft eine erschwerte hormonelle Umstellung. Der Gestagen- und der Östrogenspiegel sinken. Auch das Hormon Progesteron ist in nur sehr niedriger Konzentration vorhanden. Doch gerade dieses Hormon sorgt für Gelassenheit, ist sozusagen ein natürliches Antidepressivum. Darüber hinaus sind zu hohe Erwartungen sich selbst gegenüber oft die Ursache für eine depressive Verstimmung. Vor allem Frauen, die immer in allem perfekt sein möchten, stoßen nach der Geburt eines Kindes an Grenzen. Und die zu akzeptieren, fällt ihnen oft nicht leicht. Sie fühlen sich überfordert und zweifeln an ihren Fähigkeiten, eine gute Mutter zu sein. Ein weiterer Verstärker solcher depressiver Phasen sind mangelnde soziale Kontakte. Oft sind Mütter sich selbst überlassen und müssen schauen, wie sie den anstrengenden Tag mit dem Baby meistern. Es fehlt an familiären Strukturen und Netzwerken. Ein weiterer Faktor ist die genetische Disposition. Frauen, die schon vorher einmal eine Depression hatten, sind nach der Geburt eines Babys erneut gefährdet.


Das Baby fühlt sich unverstanden

Obwohl so viele Frauen von einer postnatalen Depression betroffen sind: Es handelt sich leider immer noch um ein Tabuthema. Die traurige, überforderte Mutter passt nicht in das Klischeebild von der vor Glück überschäumenden Mama. So kommt es, dass die betroffenen Frauen ihrer Umgebung oft die glückliche Mutter vorspielen und sich selbst nicht eingestehen wollen, dass sie sich schlecht fühlen. Doch damit schaden sie nicht nur sich, sondern dem Baby. Denn müde, überforderte Mütter sind oft zu erschöpft, um die Signale ihres Babys immer richtig zu deuten. Wenn sie nicht schnell genug auf die Bedürfnisse ihres Kindes reagieren, weint es und fühlt sich unverstanden. Denn es ist auf die verlässliche Fürsorge und Aufmerksamkeit seiner Mama angewiesen. Fest steht: Kinder depressiver Mütter haben häufiger als andere Entwicklungsstörungen und Lernprobleme.


Hier finden Mütter Hilfe

Mit frühzeitiger Hilfe lässt sich das Schlimmste vermeiden. Wichtig ist deshalb, dass Frauen mit ihrer Hebamme oder dem Arzt zu reden, sobald sie Anzeichen einer postnatalen Depression an sich entdecken. Denn die Heilungschancen sind dann umso besser. Rat und Hilfe gibt es auch in den Beratungsstellen von ProFamilia (www.profamilia.de). Eine Liste von ambulanten und stationären Hilfsangeboten finden Mütter beim Verein „Schatten und Licht“ (www.schatten-und-licht.de). Dort gibt es viele Infos zum Thema postnatale Depression sowie Austauschmöglichkeiten für betroffene Frauen.

 
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