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Wahrnehmen

Kinder sind von Natur aus neugierig und interessiert an ihrer Umgebung. Sie sammeln Erfahrungen und lernen ihre Welt Stück für Stück besser kennen und einschätzen. Wie Eltern die Wahrnehmungsfähigkeit ihres Kindes fördern können.

Die kleine Sofie, neun Monate alt, robbt flink wie ein Wiesel hinter ihrem Stoffball her. Endlich erwischt sie ihn, greift danach, lutscht daran und lässt ihn schließlich wieder los. Der Ball rollt, wenn Sofie ihm einen Schubs gibt. Aber der Pappkarton rollt nicht. Er bleibt stehen. Dafür kann sie auf ihm mit den Händchen trommeln.

Jede Sinneserfahrung, die Sofie bei ihrer Entdeckungsreise durch die Wohnung macht, trägt dazu bei, dass sich Milliarden von Nervenzellen in ihrem Gehirn zu einem Netz verknüpfen. Und je ausgiebiger Sofie ihre kleine Welt erforschen darf, desto engmaschiger wird das Netz und desto stabiler sind die Knotenpunkte (Synapsen) zwischen den Nerven. Sofie macht sich von Tag zu Tag mehr Bilder von Dingen und verankert ihre Erfahrungen fest in ihrem Gehirn. Doch damit die noch lockeren Verschaltungen gefestigt werden können, braucht Sofie viel Ruhe und Zeit zum aufmerksamen Beobachten und Ausprobieren.


Zu viele Reize schaden

Damit ein Kleinkind Erfahrungen sammeln kann, braucht es möglichst viele körperlich-sinnliche Reize. Doch leider werden Kindern heute oft um diese ungeheuer wichtigen und sinnvollen Erfahrungen betrogen. In unserer technisierten und automatisierten Welt wird es kleinen Entdeckern immer schwerer gemacht, Zusammenhänge zu begreifen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Dies trifft leider auch auf viele Spielzeuge zu. Vieles funktioniert auf Knopfdruck und lähmt so jede Fantasie und Eigeninitiative. Stundenlanges Sitzen vor dem Fernseher oder Computer macht das Chaos im Kindergehirn dann komplett. Denn Kinder kommen auf Dauer mit einer solchen Überflutung optischer und akustischer Reize nicht zurecht. Nicht umsonst wächst die Zahl unruhiger Kinder, die sich kaum noch konzentrieren können. Dr. Renate Zimmer, Professorin für Sportpädagogik an der Universität Osnabrück und Direktorin des Niedersächsischen Instituts für frühkindliche Bildung und Entwicklung, bringt es auf den Punkt: „Den meisten Kindern fehlt heute eine ausgewogene Stimulierung und Entwicklung aller Sinnesbereiche. Sie leben in einer reizintensiven und sensationsreichen Umwelt, ohne Zeit und Gelegenheit zu haben, die Vielzahl der Reize auch zu verkraften. Andererseits wachsen sie in einer, hinsichtlich ihrer körperlich-sinnlichen Erfahrung verarmten, Lebenswelt auf, die ihnen viele Anregungen und Erfahrungen vorenthält beziehungsweise verschließt. Dies ist auch ein Grund für eine Vielzahl von Wahrnehmungsstörungen, unter denen Kinder heute leiden.“

Kinder brauchen Ruhe und Zeit

Der Freude unserer Kinder am Entdecken und Forschen stehen leider wir Erwachsenen mit unserer Ungeduld und unserer ständigen Zeitnot im Weg. Und es ist schade, dass bereits Kleinkinder Opfer unserer Leistungsgesellschaft werden. Die vielen Frühförderkurse sprechen für sich. Dass immer mehr Eltern und auch Kindertagsstätten auf Angebote wie „Ran an die Maus! Computer für die Kleinsten“ oder „Mit Spiel und Spaß Englisch lernen“ setzen, zeugt davon, dass allzu oft in Vergessenheit gerät, was Kinder zum Lernen motiviert, nämlich einzig und allein ihre Neugier. Sie ist der Motor kindlicher Entwicklung. Die besten „Fördermaterialien“ stellt die Natur bereit. Das wird uns Eltern sofort klar, wenn wir unser Kind einmal zu Fuß zum Kindergarten bringen und uns dabei viel Zeit nehmen.

Eine Wasserpfütze ist ein interessanteres und besseres Lernmedium als ein noch so ausgeklügeltes Computerspiel. Auf der Pfütze kann das Kind ein Baumblatt als Schiffchen schwimmen lassen. Oder es verwandelt die Pfütze in einen Märchenteich mit wundervollen Seerosen (Gänseblümchen). Die Pfütze lässt sich umwandern oder durchwaten: Wie viele Schritte brauche ich? Wo ist die breiteste Stelle? Und zum Schluss lässt sich die Pfütze super trocken treten. Wie das spritzt und unter den Gummistiefeln gluckert! Oder: Das Kind betrachtet mit Hingabe einen Regenwurm, einen Käfer oder eine Schnecke. Es nimmt die Schnecke vorsichtig hoch: Wie kalt und glitschig sie sich anfühlt! Und wie es auf der Hand kribbelt, wenn der kleine Käfer darüber läuft. Oder: Das Kind balanciert über kleine Mauern, dicke Steine oder die Bordsteinkante und schult ganz nebenbei seinen Gleichgewichtssinn. Solche Erlebnisse kosten nichts, machen Spaß und sind Nahrung pur für die Entwicklung der kindlichen Wahrnehmung und damit fürs Gehirn.


Hier einige Spielideen zur Wahrnehmungsförderung für Kinder ab drei Jahren:


Knopf- und Formenschachtel

Geben Sie runde und einen eckigen Knopf in eine Schachtel. Ihr Kind darf in den Knöpfen wühlen und den eckigen herausfischen. Oder: In einer Schachtel liegen aus Karton ausgeschnittene Kreise, Vierecke und Dreiecke. Ihr Kind soll mit verbundenen Augen die Elemente mit der Form herausnehmen, die Sie nennen bzw. es fühlen lassen.


Genau zielen

Auf einer kleinen Mauer stehen umgedrehte Plastikbecher oder leere Blechbüchsen. Ihr Kind zieht darauf mit Tennisbällen: Wie viele Treffer landet es? Oder: Es zielt mit Tischtennisbällen auf einen Wäschekorb, der einige Meter entfernt steht. So einfache Spiele wie diese fördern die Auge-Hand-Koordination.

Mit Lupe und Fernglas auf Entdeckungsreise

Nehmen Sie beim nächsten Spaziergang ein Vergrößerungsglas mit. Ihr Kind kann nun Baumblätter, Grashalme, Blüten, Marienkäfer, Ameisen und Regenwürmer noch genauer betrachten. Interessant ist auch ein Blick durchs Fernglas: Schau mal, im Baum dort hinten ist ein Vogelnest! Oder: Schau nur, wie sich die kleine Katze auf der Parkbank putzt! Oder: Schau dir mal das Werbeplakat auf dem Geschäft dort hinten genauer an!


Lausch-Spaziergang

Beim Spazierengehen hören wir einmal genau auf die Geräusche in der Umgebung – auf einer stark befahrenen Straße, auf dem Spielplatz, im Wald, im Supermarkt. Sie und Ihr Kind schließen abwechselnd die Augen und erklären, was sie gehört haben.


Zeitungsmusik

Sie und Ihr Kind sitzen Rücken an Rücken auf dem Boden. Jeder hat ein Zeitungsblatt. Nacheinander zerreißen, zerknüllen, und reißen Sie beide das Papier – mal langsam und mal schnell. Jeder versucht, das Geräusch des anderen nachzumachen.


Rückenmalerei

Malen Sie Ihrem Kind mit dem Zeigefinger ein einfaches Bild auf den Rücken, zum Beispiel einen Kreis, ein Herz, ein Viereck oder ein Dreieck. Es soll erraten, was Sie gemalt haben. Geht Ihr Kind schon in die Schule, können es auch Zahlen und Buchstaben sein.


Tastschachtel

In einer Schachtel liegen je zwei gleiche Naturmaterialien: Tannenzapfen, Kastanien, Steine, Nüsse, kleine Stöckchen, Baumblätter, etwas Moos usw. Ihr Kind soll mit verbundenen Augen Paare herausfischen.


Tastweg

Füllen Sie unterschiedliche Materialien in leere Schuhkartondeckel und legen Sie diese auf dem Fußboden oder im Gras als Weg aus: Korken, Heu, Moos, kleine Zweige, ein Stück Kokosmatte, Schwämme, Watte, Schmirgelpapier, Fellreste usw. Ihr Kind geht mit verbundenen Augen und nackten Füßen darüber und soll beschreiben, wie sich der Untergrund anfühlt. Führen Sie Ihr Kind dabei an der Hand, damit es nicht vom Weg abkommt.


Wackelgang

Gut fürs Gleichgewicht und macht Spaß: Ihr Kind darf über einen Weg aus aufgeblasenen Luftmatratzen oder aus mit halb aufgeblasenen Luftballons gefüllten Kissen gehen.

 
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