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Rücksichtnahme

Schon Kindergartenkinder können Regeln wie diese lernen: Ich darf nicht durch die Wohnung toben, wenn das Baby schläft. Oder: Wir müssen langsamer spazieren gehen, wenn die Uroma mitkommt. Wer Selbstbewusstsein und Rücksichtnahme früh lernt, hat es später in der Schule leichter sich einzugliedern ohne sich zu klein zu machen.


Drängeln und Schubsen

Die neue Rutsche ist im Kindergarten der Renner. Nach dem Frühstück stürmen alle hinaus, um das tolle Spielgerät auszuprobieren. Max, fünf Jahre, ist meistens der Erste auf der Leiter. Und kaum ist er die lange Rutsche hinunter gesaust, nimmt er die Leiter erneut ins Visier. Dabei rempelt Max oft andere Kinder an und gibt ihnen auch schon mal einen Schubs. Drängeln und Schubsen scheint für viele Kinder normal zu sein. Sind sie deshalb kleine Egoisten?


Die Kinder-Ellbogen-Gesellschaft

Keineswegs, denn Max und die anderen aus der Ellbogen-Kindergesellschaft wachsen heute immer öfter in Ein-Kind-Familien auf. Mit der Mama gibt es keinen Kampf um den besten Platz beim Kasperletheater. Und der Papa lässt seinem Sprössling garantiert den Vortritt beim Rutschen und Klettern. Max und den anderen mangelt es im häuslichen Umfeld nicht nur an Erfahrungen mit Gleichaltrigen, sondern auch mit jüngeren Kindern oder älteren Menschen. Hinzu kommt: Auch Erwachsene glauben, im täglichen Existenzkampf ihre Ellbogen einsetzen zu müssen – nach dem Motto: Jeder muss sehen, wo er bleibt! Ich lass mir nichts gefallen!


Kasperle hilft zu verstehen

Kinder können sich umso besser in die Situation anderer versetzen, wenn sie diese verstehen. Und das gelingt am besten durch Geschichten aus ihrem eigenen Erlebnisbereich. Auch Rollenspiele oder Kasperletheater können hier eine große Hilfe sein. Wenn Kasperle dem Seppel erklärt, dass die Gretel so traurig ist, weil der Seppel sie nicht rutschen lässt, geht Max und seinen Freunden bestimmt ein Licht auf.


An die Erfahrung des Kindes anknüpfen

Ein weiteres Beispiel: Pauls Papa hat Kopfweh. Der Junge soll so lange ruhig in seinem Zimmer spielen. Aber es dauert nicht lange, da tobt der Paul durch den Flur. Nach dem Schimpfen des Vaters „Ruhe! Sonst ist was los!“ dauert es keine fünf Minuten, und Paul tobt schon wieder herum. Schimpfen bringt hier gar nichts. Der Vierjährige weiß noch nicht, was Kopfschmerzen sind. Die Erfahrung fehlt ihm. Aber er hatte vor kurzem eine Mittelohrentzündung. Und er würde folgende Erklärung seines Papas durchaus verstehen: „Vor kurzem hattest du ganz dolles Ohrenweh. Mama und ich waren froh, als das Schmerzzäpfchen wirkte und du ruhig schlafen konntest. Wir sind auf Zehenspitzen herumgeschlichen und haben geflüstert, damit du nicht wach wirst. Du hast dich gesund geschlafen. Und nun habe ich genau so dolle Schmerzen – nur im Kopf. Hilfst du mir, dass ich wieder gesund werde? Die Mama will in zehn Minuten zu Hause sein. Dann geht sie mit dir zum Spielplatz. Bestimmt kannst du auch super auf den Zehenspitzen schleichen. Und abends, wenn ihr zurück seid, geht es mir bestimmt wieder besser.“


Lernen durch Vorbilder

Wie in allen Bereichen lernen Kinder auch in puncto Rücksichtnahme am besten durch gute Vorbilder. Beispiel: Sarah steht mit ihrer Mama im Bäckerladen an. Eine alte Dame stützt sich auf ihrem Stock ab. Obwohl sie noch nicht an der Reihe ist, gibt sie ihre Bestellung auf. Eine Frau erregt sich und schimpft: „Hier geht’s der Reihe nach! Ich bin dran. So eine Unverschämtheit!“ Die Entschuldigung der alten Dame, dass sie kaum noch stehen könne, nimmt die Frau nicht zur Kenntnis. Eigentlich wären jetzt Sarah und ihre Mama dran. Aber die Mutter sagt zu der alten Dame: „Das lange Stehen fällt ihnen bestimmt schwer. Bitte, bestellen Sie! Uns macht es nichts aus zu warten.“ Sarah lernt hier eine wichtige Lektion, nämlich: Jeder Mensch hat Rechte. Aber ich darf nicht um jeden Preis auf meinem Recht bestehen, wenn ein anderer darunter leiden muss. Die alte Dame im Bäckerladen ist sehr in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt. Das lange Stehen bereitet ihr Schmerzen. Da ist das eigene Recht, sofort bedient zu werden, zweitrangig. Die alte Dame hat in diesem Fall ein Recht auf die Rücksichtnahme anderer.


Nicht wegdrängen lassen

Andererseits haben Eltern aber auch die Pflicht, ihr Kind stark zu machen und es auf seine eigenen Rechte hinzuweisen. So wie Sarahs Mama Rücksicht auf die alte Dame nimmt, sollte sie anderen Erwachsenen, die sich vordrängen, freundlich eine Grenze aufzeigen: „Bestimmt haben Sie nicht darauf geachtet. Aber ich bin nun an der Reihe.“ Auch an solchen Beispielen lernt Sarah eine wichtige Lektion, nämlich sich nicht wegdrängen zu lassen, wenn es um den Platz auf der Rutsche oder am Kuchenbüffet beim Kindergeburtstag

 
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