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Zeit, Ruhe und Rhythmus - so werden Kinder reif für die Schule

Ulrike Barth ist Waldorflehrerin, Sonderpädagogin, Erwachsenenpädagogin und Lerntherapeutin (FiL). arbeitet an einer Berliner Waldorfschule mit einem sonderpädagogischen Zweig, der eng mit der Schule kooperiert. Frau Barth ist verheiratet und hat einen Sohn. Sie ist zuständig für die Untersuchungen der Erstklässler an der Schule.

 

Frau Barth, was können Eltern tun, um ihre Kinder fit für die Schule zu machen?

Viele Eltern meinen es gut und wollen ihre Kinder so früh wie möglich und so viel wie möglich fördern. Dabei werden die wahren Bedürfnisse der Kinder oft außer Acht gelassen. Kinder aber brauchen freie Zeit und Ruhe, um sich ihren Anlagen gemäß entwickeln zu können. Sie brauchen mehr Ruhezeiten, als viele Eltern heute denken.

Gerade auch wenn Familien nicht mehr zusammen leben, glauben die „Teilzeiteltern“ ihren Kindern alles bieten zu müssen. Ich sage diesen Eltern: Entspannen Sie sich, das ist nicht notwendig. Gemeinsam verbrachte Zeit bedeutet nicht unbedingt herausragende Aktionen. Weniger ist oft mehr. Überdenken Sie den Tag Ihres Kindes: Gibt es einen eigenen Rhythmus? Wie viele Termine hat das Kind? Hat es Freizeit? Das sind Dinge, die sind ganz wichtig.

 

Was für Bedingungen brauchen Kinder, um gut lernen zu können?

Überdenken Sie, ob Ihr Erstklässler wirklich schon zum Tanzen, Fußball, Instrumentalunterricht usw. gehen muss. Spielzeit und wirkliche freie, unverplante Zeit ist dringend notwendig für die Kinder. Vielleicht sollten Sie diesen Punkt auch unter dem Aspekt der Drogenprophylaxe sehen. Kinder sind Kinder und brauchen nicht ständig Kicks und verplante durchstrukturierte Zeit, denn in der Jugendzeit könnte das eher ins Gegenteil kippen. Denn Kinder, die an dauernde Kicks gewöhnt sind, werden diese auch als Teenager auf verschiedenen Wegen suchen. Kinder brauchen Zeit zum Spiel und Zeit mit Ihnen als Eltern. Spiel ist die „Arbeit“ des Kindes. Im Spiel wird alles angelegt und erkundet, was ein Kind braucht und dafür braucht eigentlich kein Kind Anregung von außen durch Medien oder Attraktionen. Glauben Sie mir.

Überdenken Sie außerdem ob ihr Kind genügend Ruhe hat, wo Sie beispielsweise selbst und Ihre Kinder ständigem Geräuschpegel aussetzen: Muss Radio im Auto immer an sein? Schaffen Sie den Großeinkauf alleine und stressfreier ohne Ihr Kind? Kinder die Zeit und Ruhe haben, können auch besser lernen.

 

Wie entwickeln sich Kinder am Besten?

Auch hier ist die Zeit ist das A und O, denn die Kinder tragen alle Kompetenzen in sich, aber sie brauchen Zeit, um sich zu entwickeln. Durch unsere hektische Umwelt, v.a. in den Großstädten, durch die vielen Untersuchungen, siehe PISA etc., nehmen wir den Menschen ihre Ruhe und Sicherheit im Umgang mit den Kindern. Klar glaube ich mittlerweile auch, dass Eltern eigentlich mehr Hilfe brauchen als sie zugeben und man sollte sich wirklich nicht scheuen, zu fragen und um Hilfe zu bitten (das sage ich als Mutter, die auch schon Hilfe in Anspruch genommen hat und dankbar war um die Lehrerin, die Hinweise gab). Trotzdem denke ich, dass diese ganze Unsicherheit, die heute herrscht bezüglich der Kinder, zwischen zu viel Angebot und zu wenig, zwischen lockeren Erziehungsstilen und keinen klaren Grenzen, ein Riesenproblem ist.

 

Wie kann man Kinder dem Weg zu einem gesunden jungen Menschen unterstützen?

Kinder, die Strukturen und Rhythmus haben, deren Umgebung so eingerichtet wird, dass sie sich entfalten können, Kinder, die ihr Selbstbewusstsein entwickeln können und ihr eigenes Tempo haben dürfen, auf deren Kompetenzen vertraut wird, diese Kinder werden keine unserer Zivilisationskrankheiten entwickeln. Aber es braucht einen Schutz dieser Kinder und ihres Entwicklungsweges und da sollten Eltern wirklich genau hinterfragen, ob sie diesem Konzept entsprechen. Problematisch sehe ich allerdings heute den Spagat, den man als Eltern tun muss, zwischen der Pathologisierung des eigenen Kindes und den so genannten Wunderwerken: Ist mein Kind ein besonderes Kind? Ein Indigo- oder Sternkind? Das sorgt für zusätzliche Verunsicherung.

 

 
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