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Eine Familie wird geboren

Zeit der Neufindung

Das Baby ist da, und alle Welt möchte den jungen Eltern zur Geburt ihres ersten Kindes gratulieren. Das bringt Unruhe ins Leben der neugeborenen Familie. Wir sprachen mit Anne Reckert-Speck, Hebamme am St.Franziskus-Hospital in Münster. Neben ihrer Tätigkeit im Kreissaal betreut sie die Familien auch in der Nachsorge zu Hause.


Viel Ruhe in der ersten Zeit

„Mutter und Vater brauchen in der ersten Zeit mit ihrem Baby viel Ruhe. Das betone ich immer wieder, wenn die jungen Eltern mit ihrem Neugeborenen die Klinik verlassen“, sagt Anne Reckert-Speck. Doch zu Hause kommt dann oft die Ernüchterung: Die Besucher geben sich die Haustürklinke in die Hand, und das Telefon klingelt den ganzen Tag. Kein Wunder, dass diese Unruhe sich auf das Neugeborene überträgt. Die Folge: Das Baby schreit den ganzen Tag und lässt seine Eltern auch nachts kaum zur Ruhe kommen. „Dann dauert es keine drei Tage, und die Nerven der beiden liegen blank“, weiß Anne Reckert-Speck.


Spagat zwischen Wolke 7 und dem Alltag

Sie beschreibt den Gefühlsspagat in der ersten Zeit nach der Geburt: „Auf der einen Seite ist da ein ganz großes Glücksgefühl. Die jungen Eltern schweben sozusagen auf Wolke sieben. Andererseits bringt ein Neugeborenes große Veränderungen im Alltag mit sich. Es muss rund um die Uhr versorgt werden. Die größte Aufgabe für die Eltern ist es, ihr Baby kennen zu lernen, um sein Weinen richtig deuten zu können. Das erfordert viel Zeit und Ruhe.“ Anne Reckert-Speck empfiehlt, Besuch von Freunden und Verwandten nur dann zuzulassen, wenn er den jungen Eltern gut tut. „Ich bekomme immer wieder mit, dass Eltern sich hier kräftemäßig übernehmen“, hat sie beobachtet. „Oft geistert in den Köpfen das Bild von der glücklichen, strahlenden Mutter herum. Dieses Klischee setzt Mütter unter Druck. Sie brauchen Entlastung und Verständnis. Und daran mangelt es manchmal“, weiß die Hebamme.

Mütter brauchen dringend Entlastung

Sie bekommt bei ihren Hausbesuchen vieles mit. Und sie kann helfend einspringen, wenn sie das Gefühl hat, dass die frisch gebackenen Eltern auf eine Krise zusteuern. „Junge Väter beklagen sich zuweilen, dass sie sich wie das fünfte Rad am Wagen fühlen“, sagt Anne Reckert-Speck. „Ich erkläre ihnen dann, dass beide an einem Strang ziehen und sich die Aufgaben teilen müssen. Denn Mutter und Vater müssen gemeinsam die Verantwortung für das Baby übernehmen. Das setzt verbindliche Absprachen und gegenseitige Unterstützung voraus. Ein Beispiel: Ein Mann kann nun mal nicht stillen.

Aber er kann das Baby wickeln, baden und mit ihm spazieren gehen. Er kann einkaufen und kochen und seine Frau damit entlasten.“ Anne Reckert-Speck rät jungen Eltern auch immer, möglichst viel Hilfe von außen anzunehmen.

Da ist die nette Nachbarin, die sich anbietet, einmal in der Woche einen Eintopf zu kochen. Die Oma erklärt sich bereit, in den ersten drei Monaten die Bügelwäsche zu übernehmen. Der Opa erledigt den Großeinkauf für die junge Familie. „Auch wir Hebammen können für junge Eltern eine wichtige Hilfe sein“, sagt Anne Reckert-Speck. „So hat jede Frau auch nach der Geburt bis zum Ende der Stillzeit Anspruch auf Hebammenhilfe. Die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Das heißt: Wir Hebammen helfen bei Stillproblemen, beraten in Ernährungs- und Gesundheitsfragen und geben jungen Eltern Tipps zum Umgang mit ihrem Baby. Dabei können wir natürlich auch an andere Stellen weitervermitteln, etwa an Schreiambulanzen.“

Wer keine Hilfe von Familie, Freunden und Nachbarn hat kann sich an wellcome wenden. Der Verein vermittelt ehrenamtliche Helferinnen, die ungefähr weimal die Woche für zwei bis drei Stunden in die Familie kommen und dort individuell unterstützen. (Adresse am Ende des Artikels)


Die Bedürfnisse des Babys kennen lernen

Ein ständig schreiendes Baby und entnervte Eltern: Dies ist oft genug Alltag im Leben einer jungen Familie. „Von Schreibabys spricht man allerdings erst dann, wenn ein Kind über einen Zeitraum von mehr als drei Wochen an mehr als drei Tagen der Woche länger als drei Stunden pro Tag schreit“, erklärt die Hebamme. Dies trifft allerdings auf die wenigsten Kinder zu. Eltern überschätzen oft das Weinen ihres Babys. Sie denken zunächst einmal an Hunger, Blähungen oder eine nasse Windel. Dabei drücken Säuglinge mit dem Schreien aber auch ganz andere Bedürfnisse aus.

„Ein Baby hat ja kein anderes Kommunikationsmittel als Schreien. Herauszufinden, was ihrem Kind fehlt, gehört deshalb für junge Eltern zu den wichtigsten Aufgaben“, sagt Anne Reckert-Speck. Säuglinge weinen nämlich auch, wenn sie angespannt, müde und überreizt sind. „Viele Babys haben darüber hinaus ihre typischen Schreiphasen, meistens in den frühen Abendstunden“, weiß die Hebamme. „Das ist ganz normal. Die Kleinen sind müde, können aber noch nicht selbst zur Ruhe kommen. Nach drei Monaten ist meistens alles überstanden.“


Hilfreiche Adressen

Informationen über Hebammen und ihre Arbeit sowie Adressen von Hebammen in Wohnortnähe finden interessierte Eltern beim Bund freiberuflicher Hebammen: www.bfhd.de

Viele Infos zum Thema Schreibaby und Adressen von Schreiambulanzen unter: www.trostreich.de

Familien mit Babys können sich an www.wellcome-online.de wenden. Hier finden Sie Wellcome-Teams. Wellcome vermittelt ehrenamtliche Herlferinnen, die Familien zwei bis dreimal pro Woche für ein paar Stunden entlasten.

 
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