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Arzt spielen

Arzt spielen

„Du musst jetzt schön still halten, gleich tut es gar nicht mehr weh!“ Emma legt ihr Puppenkind vorsichtig mit dem Rücken auf das Wohnzimmersofa und wickelt ihm eine Mullbinde um den Arm. „Minnie hat sich verletzt, und jetzt helfe ich ihr“, wendet sie sich an ihre Mutter, die gerade Mullbinden, eine stumpfe Schere und ein Pflaster gebracht hat.

 

Dass Kinder gerne Arzt spielen, kommt nicht von ungefähr, denn der Arztbesuch ist für sie ein einschneidendes Erlebnis. Im Kleinkindalter sind in bestimmten zeitlichen Intervallen Vorsorgeuntersuchungen vorgeschrieben, die feststellen, ob sich ein Kind altersgemäß und gesund entwickelt. Egal, wie freundlich dort alle sind, die Atmosphäre einer Arztpraxis hat meist auch etwas Einschüchterndes.

 

Auch wenn viele Kinderarztpraxen heute bunt möbliert und eingerichtet sind, so müssen doch gewisse Standards eingehalten werden. Die sterilen Liegen, die weiß gekleideten Arzthelferinnen, der Arzt mit seinen metallisch glänzenden Instrumenten, all das sind ungewohnte Eindrücke für ein kleines Kind. Dazu kommt, dass es sich in einer fremden Umgebung ausziehen und mit den kühlen Instrumenten untersuchen lassen muss.

 

In den meisten Fällen ist der Arzt der erste Mensch außerhalb der Familie, der das kleine Kind berührt. Das ist für viele Kinder zunächst befremdlich. Vielleicht empfindet es dabei sogar ein Gefühl der Ohnmacht.  Auch wenn man es ihnen nicht gleich anmerkt, der Arztbesuch hat für Kinder häufig etwas Beunruhigendes und wird oft erst hinterher im Spiel verarbeitet. Haben sie nach dem Arztbesuch den Impuls, selbst Arzt zu spielen, so ist dies eine sehr gesunde und natürliche Reaktion, die Eltern spielerisch aufnehmen können. Eine kleine Decke auf dem Kinderzimmertisch oder dem Sofa mit ein paar Küchenpapiertüchern darauf  wird zum Untersuchungstisch mit dem Hinweis: „Hier, kleine Ärztin, hier kannst du deinKind untersuchen und ihm helfen.“

Das wird dann in die Tat umgesetzt: Puppenkinder müssen die Zunge herausstrecken, ihre Arme, Beine werden gebogen, dem Teddy der Buch abgetastet, das lästige Fieberthermometer wird herausgeholt, es wird gemessen, gewickelt und mit Pflaster hantiert, bis der kleine Patient ganz müde und ganz sicher gut versorgt ist. Nun wird das kranke Kind ins Bettchen gelegt und kann schlafen, bis es wieder gesund ist.

 

Wenn Kinder ihre Erlebnisse nachspielen, erleben sie ihre Gefühle ein zweites Mal. Mit dem großen Unterschied, dass sie im Spiel mit der Puppe oder dem Teddy die Handelnden sind, die nun die Kontrolle über das Geschehen erlangen.  Die Möglichkeit, Erlebtes zu wiederholen und dabei aktiv zu bestimmen, was passiert, bestärkt Kinder in dem Gefühl, ihre eigenen Geschicke leiten zu können. Der Glaube daran, das eigene Schicksal in die Hand nehmen zu können, ist ein wichtiger Grundbaustein für das spätere Leben.

Das Stethoskop ist ein authentisches Arbeitsmittel aus der Praxis oder aus dem Krankenhaus. Die Kinder können tatsächlich aneinander erfahren, wie gut Herztöne zu hören sind. 

Stethoskop von Kraul Spielzeug

 

Doktorspiele

Wenn sich Kinder gegenseitig ausziehen und Doktor spielen, hat das weniger mit dem ursprünglichen Nachspielen eines Arztbesuchs zu tun, sie sind dann meist etwas älter (etwa Erstklassalter) und haben Interesse am eigenen Körper und an dem des anderen Geschlechts. Motivation ist dabei nicht das sexuelle Spiel, sondern Neugier auf das Andere.

Kinder entwickeln ohne großes Zutun ein Gefühl für die Intimsphäre von anderen. Dabei spielt das Vorbild der Eltern die größte Rolle. Ohne es groß auszusprechen, wird sich das, was Eltern als intim empfinden, auf natürliche Weise auf ihr Kind übertragen.

Was Doktorspiele betrifft, so ist es am besten, sich auf die eigene Intuition zu verlassen. Wenn Sie Ihren Kindern in ruhigem Ton vorschlagen, nun vielleicht ein anderes Spiel zu beginnen oder sich langsam anzuziehen, entstehen keine Schuldgefühle.

 

 
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