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Was Kinder brauchen - eine Annäherung

Ich war kürzlich in einem Arbeitskreis, in dem eine Chefärztin einer psychosomatischen Kinder- und Jugendklinik ihre Arbeit vorstellte. Es wurde deutlich, wie voll die Stationen sind, dass die Wartelisten kilometerlang sind und die Wartezeiten häufig mehr als ein Jahr betragen. 5-jährige, die aufgrund von mangelndem Sozialverhalten kein Kindergarten mehr aufnimmt, 7-jährige, die unter massiven Ängsten leiden und 12-jährige, die Suizidgedanken haben. Was ist passiert? Woher kommt diese Entwicklung? Darüber möchte ich gerne im nächsten Beitrag ein Interview mit der Chefärztin führen. Heute möchte ich den Fokus darauf lenken, wo die Aufforderung an uns Erwachsenen und Eltern liegt? Was brauchen unsere Kinder?

 

Beim Vortrag kristallisierten sich 5 wesentliche Bereiche heraus, die ich hier kurz vorstellen und auf den familiären Alltag übertragen möchte. Es kommen jetzt keine überraschenden Schlagwörter. Alles haben wir schon mehrfach gehört. Und dennoch: wenn hier die Stellschrauben liegen, dass unsere Kinder (psychisch) gesund bleiben/sind, dann können wir nicht oft genug auf diese Bereiche schauen. Hier ein paar Reflexionsfragen.

1.       Schlaf: Bekommt dein Kind ausreichend Schlaf? Je jünger das Kind, desto höher ist der Schlafbedarf! Gestaltet euren Tag aktiv und lebendig, kürze den Mittagschlaf so, dass dein Kind abends müde ist, biete deinem Kind abends ein leichtes Essen an und lasst den Tag gemeinsam ruhig ausklingen. Ist das Bett ein Wohlfühlort, in dem man sich gerne entspannen mag? Ein Einschlafritual mit liebevoller Begleitung hilft deinem Kind beim Übergang in den Schlaf.

2.       Ernährung: eine ausgewogene Ernährung wirkt sich auf Wachstum, Entwicklung und Leistungsfähigkeit aus. Sie ist Grundlage für Gesundheit. Wohl jedes Kind durchläuft die Phase, dass es am liebsten trockene Nudeln, wahlweise mit Ketchup und auf gar keinen Fall gekochtes Gemüse essen mag. Wichtig hier sind das bestehende Angebot und der Zugang zu möglichen Alternativen. Mit einem Rohkostteller als Zwischenmahlzeit, der einfach mal dasteht oder einem ansprechenden Vesperbrot legst du eine Möglichkeit für Kraft und Vitalität. Wie handhabt ihr den Süßigkeiten Konsum in eurer Familie? Ist dauerhafter Zugang möglich? Oder gibt es abgezählte Naschereien? Oder verzichtet ihr ganz auf Zucker? Wie verhält es sich mit deiner Vorbildfunktion? Wie gesund ernährst du dich?

3.       Bewegung: sie schult die Wahrnehmung, fördert die Raumerfahrung, das Körperbewusstsein, das Koordinationsvermögen und den Gleichgewichtssinn. Zudem beugt sie Haltungsschäden vor. Ist in eurem Alltag ausreichend Zeit und Raum für Bewegung? Mit zunehmendem Alter wird dieses Thema schwieriger zu bedienen. Schulkinder sitzen in der Schule hauptsächlich, müssen vielleicht abends noch sitzend lernen und möchten sich danach entspannen, indem „chillen“ der Bewegung vorgezogen wird. Gerade dann sind Bewegung an der frischen Luft und sportliche Aktivitäten zwei wertvolle Elemente, um wieder ins eigene Spüren zu kommen.

4.       Bildung: Kinder haben große Neugier, die Welt zu erfahren und zu begreifen. Über Sprache, Sinne, soziale und emotionale Kompetenzen lernen sie das tägliche Miteinander. Ist bei euch zuhause genug Zeit und Raum für Spiel? Für Experimentieren? Für Üben? Für Fehler? Ist sinnliches Erleben bei dir Zuhause möglich? Kannst du das Potenzial von deinem Kind erkennen und fördern? Wie sind deine Zugänge zu Wissen? ChatGPT? Oder Bücher? Kinderbetreuungsangebote und Schule sind neben der Familie weitere, wesentliche Orte wo Bildung stattfindet.

5.       Beziehungen: Mit uns Eltern/Hauptbezugspersonen lernen Kinder, wie man Beziehungen lebt. Indem wir feinfühlig Signale wahrnehmen, liebevoll und verlässlich da sind, Bedürfnisse beantworten, Sicherheit schenken und Erregung regulieren schaffen wir ein prägendes Beziehungsfundament für das ganze Leben. Eine Identität entwickelt sich, und das Kind macht Selbst-Wert-Erfahrungen. Wie leicht gelingt es dir Gefühlsstürme zu begleiten? Wie gut kannst du dein eigenes, erregtes Nervensystem regulieren? Wie viel Spaß habt ihr gemeinsam? Wieviel Nähe schenkst du? Wieviel Medienzeit verhindert bei euch Beziehung? Spielt ihr zusammen? Unternehmt ihr gemeinsam Dinge? Wie präsent bist du? Eine Beobachtung ist, dass in vielen Familien Handys und Netflix so dominierend Raum einnehmen, dass lediglich Kontakt zwischen den Familienmitgliedern besteht und keine nährenden, Halt gebenden Beziehungen mehr. Was beobachtest du? Wie willst du es vorleben?

 

In allen fünf Bereichen dürft ihr als Eltern liebevolle Führung übernehmen. Ihr dürft aktiv und wirksam sein. Je kleiner eure Kinder sind, desto mehr Zukunft liegt in euren Händen.

 

Corinna Muderer
Räume für Menschen

 
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