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Das Geheimnis ausgeglichener Mütter

Mutter-Sein ist der schönste Job der Welt – aber auch einer der härtesten. In herausfordernden Zeiten sind Erwartungsdruck, hohe Verantwortung und Erschöpfung nur einige der Stressfaktoren, die zu gesundheitlichen Schäden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depression führen. Doch wie können sich Frauen am besten helfen? Die renommierte Kinder- und Jugendärztin und Buchautorin Dr. Karella Easwaran beantwortet diese Fragen im Interview mit Spiel und Zukunft. 

Dr. Karella Easwaran, geboren in Addis Abeba, Äthiopien, studierte Medizin in Ungarn und absolvierte eine Ausbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin an der Universitätskinderklinik in Köln. Außerdem erlangte sie die Zusatzbezeichnung für Naturheilverfahren und Ernährungsmedizin. In den vergangenen Jahren beschäftigte sie sich besonders mit Mind-Body-Medizin und sammelte Erfahrungen am Benson-Henry Institute for Mind Body Medicine der Universität Harvard. Die Mutter zweier Söhne arbeitet als Kinderärztin in ihrer eigenen Praxis in Köln. 

Eine ausgeglichene Mutter sein, das mag in den Ohren vieler Mütter während Coronazeiten wie ein unerreichbares Ziel klingen. Wie erleben Sie die Mütter, die derzeit in ihre Praxis kommen? 

Die Mütter sind natürlich besorgt, dass sie sich mit Covid 19 infizieren können oder dass ihre Kinder ebenfalls krank werden können. Dazu kommt der enorme Stress, den sie bewältigen müssen. Am meisten haben die Mütter gelitten, als die Kindertagesstätte geschlossen waren. Und immer noch leiden die Mamas, die mit Homeoffice und Home Schooling gleichzeitig kämpfen müssen. Dazu kommt die Einschränkung aller Freizeitaktivitäten und noch vieles mehr, für viele ist die Zeit anstrengend.


Was sagen Sie diesen Müttern und unseren Leser*innen?

Bei allem was passiert, kann ich definitiv sagen, dass auch diese Zeit ein Ende findet. Deshalb sind die Zauberworte durchhalten, zuversichtlich sein und denken, dass unsere Kinder uns brauchen. Die Pandemie hat die ganze Welt mit einer Wucht getroffen, aber wir  Menschen sind in der Lage innere Widerstandskräfte aufzubauen. Wir nennen das auch Resilienz. Es ist nicht allein der jeweilige Zustand, der uns stresst, sondern häufig die Haltung, mit der wir Schwierigkeiten begegnen. Daran kann, wer will, definitiv etwas ändern.


Sie nennen das Muttersein den “stressigsten Job der Welt”. Wer oder was macht Müttern das Leben heute so schwer? 

Die enorme Belastung der Mütter und ihr Stress haben in den letzten Jahren schon vor Corona deutlich zugenommen. Das hängt unter anderem mit der Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen und des heutigen Familienbildes zusammen. Berufsausbildung, Studium und Berufseinstieg nehmen bei Frauen heute mehr Zeit in Anspruch, sie bekommen oft später Kinder. Dadurch verdichtet sich die Zeitspanne von Karriereplanung, Heirat und Familiengründung, was viele Paare unter Druck setzt. Neben dem Familienleben müssen meist zwei Berufswege unter einen Hut gebracht werden. Die Anforderungen sind vielfältiger geworden, gleichzeitig steigen die Erwartungen an eine gelungene Eltern- und Partnerschaft. Die Mehrgenerationenfamilie gibt es immer seltener. Mit angemessener Anerkennung und Unterstützung aus ihrem Umfeld können Mütter nicht immer rechnen. 


Worunter leiden Mütter im Alltag besonders?

Stress ist der Krankmacher Nummer eins der modernen Gesellschaft und ist auch Ursache dafür, dass so viele Mütter am Rande ihrer Kräfte sind. Ihr Alltag ist von Zeitdruck bestimmt, sie bestehen eine Zerreißprobe nach der anderen, bevor sie abends völlig erschöpft ins Bett fallen.


Aber auch im Bett haben Mütter oftmals keine Ruhe, haben Sie festgestellt?

Ja, das ist richtig. Gerade wenn ihre Tiefschlafphase begonnen hat, hat das Baby Hunger oder das Kita-Kind träumt schlecht und muss getröstet werden. Vor allem mit mehreren Kindern kann das über viele Jahre so gehen. Später kann es sein, dass eine Mutter gar nicht erst einschlafen kann, weil ihr Kind im Teenageralter nicht zur vereinbarten Zeit nach Hause gekommen ist. Ganz leicht passiert es da, dass Mütter vergessen, dass auch sie selbst Bedürfnisse haben. 

Warum sollten wir die Mütter im Blick behalten?

Wenn es den Müttern schlecht geht, wird die Gesellschaft langfristig leiden, denn nur Kinder, die selbst getragen worden sind, können auch später die Gesellschaft tragen. Wenn es den Müttern schlecht geht, leiden die Kinder am Ende immer mit.


Was hat die Gesellschaft Müttern zu verdanken?

Die Kinder, die mich jeden Tag in meiner Praxis besuchen, werden diese Gesellschaft in Zukunft mitgestalten. Der lebenslange Einsatz ihrer Mütter verdient daher deutlich mehr Anerkennung und Wertschätzung. Deshalb finde ich es enorm wichtig, den Fokus auf die Mütter, ihre Leistungen und ihren Stellenwert zu richten und dafür zu sorgen, dass die Gesellschaft ihre Belange erkennt und ernst nimmt.


Wie erkennen Mütter und ihre Umwelt, dass sie auf den Burnout zusteuern?

Anfangs ist die Aufmerksamkeit für Mutter und Baby groß, die Hebamme ist vor Ort und die Familie hilft mit. Leider schwindet diese Aufmerksamkeit wenige Monate nach der Geburt, doch der Stress für die Mütter bleibt. Schnell wird aus Schlafmangel eine dauerhafte Schlafstörung, aus Lustlosigkeit wird der Verlust an Lebensfreude. Das kann jede Mutter treffen: von der Alleinerziehenden, die sich mühevoll mit wenig Geld und ohne Hilfe der Familie durchschlagen muss, bis zur hochbezahlten Selbstständigen, die sich Putz- und Kinderfrau leisten kann. Und natürlich auch die Mütter, die von sich selbst dachten: »Mir kann das nicht passieren!« Tatsächlich ist für Mütter die Gefahr auszubrennen höher als für Spitzenmanager.


Woran kann eine Mutter oder ihre Umgebung erkennen, dass sie in Gefahr gerät?

Erste Anzeichen einer großen Erschöpfung werden bei Müttern häufig nicht erkannt. Niemand findet es erwähnenswert, wenn sie ständig übermüd‍et, erschöpft und gestresst sind. Viele denken, das sei normal – auch die Mütter selbst. Sie sind so sehr mit allen anderen beschäftigt, dass sie nicht merken, wie es ihnen selbst geht. Monate- oder jahrelang halten sie durch, bis auf einmal alles zusammenbricht.

Können Sie erklären, wie Mütter sich vor dem Zusammenbruch schützen können?

Die Selbstwahrnehmung ist wichtig. Wer zunehmend erschöpft und lustlos ist bzw. sich kraftlos vorkommt, muss zunächst alle organischen Ursachen ausschließen.

Danach können Mütter sich fragen, wie es ihnen geht. Klare Fragen wie „Was ist das, was mich anstrengt?”, „Wer kann mir helfen?”, „Wie komme ich aus diese Situation heraus?”. 

 

Oft fehlt ja genau hierzu die Zeit und Ruhe. Wie kommt eine Mutter dazu, sich diese Fragen zu stellen?

Bevor das Nachdenken über die eigene Lage stattfindet, kann jede/r an seinem Widerstandskräften arbeiten und sich innerlich stärken. Widerstandskräfte entwickeln sich durch die Veränderung der alten Grundhaltung. Wenn wir  festgefahrene Sichtweisen ein wenig verändern können, sinkt unser Stressniveau automatisch.

Die Veränderung geht nicht per Knopfdruck, sondern ist ein Prozess, der gelernt und relativ schnell umgesetzt werden kann. 

Ich zeige den Müttern auf, wie sie ihre Grundhaltung ändern können. Ich nenne es das “Beneficial Thinking”. Mit dieser Methode lernen sie, wie Stress im Gehirn entsteht, und wie sie ihre Denkmuster verändern können.


Können Sie uns diese Haltung erklären und wie man sie einnehmen kann?

Durch Beneficial Thinking lernen wir, wie unser Gehirn gestrickt ist. Um ausgeglichen zu sein, reicht es nicht, stressfrei zu leben. Es ist ein Prozess, in dem wir lernen, Ziele zu setzen und Erfolge zu erleben. Inneres Wohlbefinden und Glück können wir tatsächlich Schritt für Schritt lernen.

Diese Schritte habe ich meinem Buch “Das Geheimnis ausgeglichener Mütter” genau beschrieben. Wer diese Übungen macht, schafft es ganz sicher innerhalb von drei Monaten, zu einer neuen Haltung zu gelangen und Wege für die Stressbewältigung zu finden. 


Zum Beispiel mit dem “Switch Moment”, den Sie für so wichtig erachten?

Ja, das mehrmalige, gerne auch laute, Aussprechen des Wörtchens »Stopp« hilft uns zum Beispiel dabei, erst einmal tief durchzuatmen und wahrzunehmen, was gerade mit uns passiert. Damit ist schon sehr viel gewonnen, bevor uns der Strudel mitreißt.


Geht es also um mehr Selbstmitgefühl, wie es zum Beispiel im Achtsamkeitstraining MBSR gelehrt wird?

Ja, natürlich sind alle Methoden, die uns helfen wieder in unsere Mitte zu kommen, willkommen. Dazu gehören natürlich auch Meditation, Yoga, Tai Chi, kreative Beschäftigungen, Bewegung etc.

Aber es geht auch um konkrete Bestandsaufnahmen für sich selbst und innerhalb der Familie.


Können Sie zwei Beispiele nennen?

Wir können üben, uns selbst klare Anweisungen zu geben, um nicht in alten Denkmustern stecken zu bleiben

Wichtig ist es auch, sich hinzusetzen und klare Ziele zu definieren. Familienziele sind wichtig, genauso wichtig jedoch sind die Ziele, die Mütter für sich selbst haben und oft hintan stellen.


Diese Ziele zu definieren, wäre das nicht schon vor der Geburt des Kindes wichtig, bevor die Kräfte aufgezehrt sind?

Dafür ist es nie zu spät. Das Hauptziel ist es, nicht erschöpft zu sein.

Zu einem gelingenden Familienleben, bei dem die Bedürfnisse aller im Gleichgewicht sind, ist gute Kommunikation das A und O. Das beinhaltet Selbsterforschung, wie wurde mit uns in der eigenen Kindheit kommuniziert, was möchten wir davon tatsächlich weitergeben und was davon besser machen.


Viele Mütter stehen allein, wie können sie das ändern?

Das stimmt und deshalb müssen Mütter ein Dorf um sich herum aufbauen, sprich ein Netzwerk bilden: Sie sollten sich mit anderen Familien vernetzen, sich Müttergruppen anschließen und Familienzentren besuchen, oder Hilfsangebote von Beratungsstellen nutzen.


Sie sagen, wir brauchen für unser “gesundes inneres Haus  stabile Säulen für Glück”? Können Sie einige davon nennen?

Dazu gehören genügend Schlaf, menschliche Nähe, Tageslicht, und Bewegung, möglichst an der frischen Luft.

Auch ist es besser, neugierig zu bleiben und Entscheidungen zu treffen, als zurückgezogen abzuwarten, dass das Glück wieder zu uns zurück kommt.

Wenn wir das Wissen um die Macht von Glückshormonen haben, können wir Strategien entwickeln, um uns glücklich zu machen. 


Frau Dr. Easwaran, wir danken Ihnen sehr für das Gespräch.

Weitere Informationen zu Frau Dr. Karella Easwaran finden Sie hier:

https://www.kinderarzt-easwaran.de


Bücher von Dr. Karella Easwaran 

Das Geheimnis ausgeglichener Mütter

Mutter-Sein ist der schönste Job der Welt – aber auch der härteste. In herausfordernden Zeiten sind Erwartungsdruck, hohe Verantwortung und Erschöpfung nur einige der Stressfaktoren, die zu gesundheitlichen Schäden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depression führen. Doch wie kann man den Frauen am besten helfen? Die renommierte Kinder- und Jugendärztin Dr. Karella Easwaran, die Mütter seit vielen Jahren begleitet, ist sich sicher: Die Lösung des Problems beginnt im Kopf! Als Expertin für die Mind-Body-Medizin hat sie die Technik des Beneficial Thinking entwickelt. Sie setzt bei den Vorgängen in unserem Hirn an. Denn richtig gesteuert, lassen sich mit Beneficial Thinking unsere Wahrnehmung und unmittelbaren Handlungen einfach und nachhaltig ändern. Dr. Easwarans Fazit: Wenn wir kraftraubende Denkmuster überwinden, können wir zuversichtlich und entspannt unseren Alltag gestalten.

Kösel Verlag, 2020

Das Geheimnis gesunder Kinder.

Was Eltern tun und lassen können
Hilfe! Mein Kind ist krank! Was soll ich tun?

Ein praktischer Ratgeber und ein Buch, das Mut macht, sich auf sich selbst zu besinnen und Gelassenheit zu lernen – damit die ganze Familie gesund bleibt. »Meine Tochter isst viel zu wenig!« »Mein Sohn schreit die ganze Nacht!« »Schon wieder eine Ohrenentzündung!« Wenn Eltern in die Praxis der Kinderärztin Karella Easwaran kommen, sind sie selbst oft krank – vor Sorge. Ratschläge gibt es an allen Ecken und Enden – und sie wollen doch alles richtig machen, damit es ihren Kindern gut geht und sie gesund bleiben. Im ersten Teil dieses Buchs zeigt die beliebte Kinderärztin, warum die Gelassenheit älterer Generationen verschwunden ist, und erklärt, mit welcher Strategie sie Eltern hilft, ihre Kinder stark und gesund fürs Leben zu machen – ohne dabei in Stress und Angst zu verfallen. Im zweiten Teil geht sie auf alle Fragen ein, mit denen Eltern zu ihr kommen – vom Baby bis zum Schulkind.

Kiwi Verlag, 2018

 
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