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Das elterliche Bewusstsein

Was Kinder brauchen - das elterliche Bewusstsein und die Verantwortung für die kindliche Prägung


Die ersten Lebensjahre von Menschenkindern prägen sie besonders: ihre Sicht auf die Welt, auf sich selbst und auf zwischenmenschliche Beziehungen. Natürlich sammeln wir Menschen unser Leben lang Erfahrungen, wir lernen auch ein Leben lang Neues dazu und machen ergänzende oder korrigierende Erfahrungen. Doch die ersten Erfahrungen mit unseren Bezugspersonen gehen tief und sind wirklich von großer, wegweisender Bedeutung.

 

Auf manche Aspekte der kindlichen Prägung haben Eltern nur wenig oder keinen Einfluss:

•      wie sind die aktuellen Lebensumstände in dem jeweiligen Land, in das das Kind hineingeboren wird: Sind gesunde Lebensmittel für alle zugänglich? Wie steht es um den Zugang zu Bildung und Förderung? Wie werden Familien unterstützt? Wie sind die gelebten kulturellen Werte? Wie ist das Klima?

•      Innerhalb der Familie hat Einfluss auf das Kind, an welcher Stelle in der Geschwisterkonstellation es steht, ob alle Familienmitglieder gesund sind, ob ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, ob die Familie in ein Halt gebendes Netz eingebunden ist u.v.m..

•      Und auch was das Kind mitbringt, liegt nicht in den Händen der Eltern: sein Körper, sein Temperament und sein einzigartiges, wunderbares Wesen.

Was Eltern jedoch beeinflussen können, ist ihr Umgang mit den Umständen, mit sich selbst, mit ihren Beziehungen und mit ihrem Kind. Damit meine ich nicht, dass jeder immer seines Glückes Schmied und für alles in seinem Leben und Umfeld ganz und gar selbst verantwortlich ist. Es gibt strukturelle Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten. Menschen sind und werden benachteiligt, und nur wenige Menschen auf dieser Erde haben das Privileg, in vielen Bereichen ihres Lebens die Wahl zu haben und frei entscheiden zu können. Es gehört zu den aktuellen Aufgaben der Menschheit, diese Ungleichheiten zu erkennen und endlich zu beheben. Das Bewusstsein dafür ist ein erster wichtiger Schritt und ein anderer die Anerkennung, dass niemand etwas dafür kann, in welche Umstände er oder sie hineingeboren wird. Niemand muss sich die Erfüllung seiner Menschenrechte und Bedürfnisse verdienen.

 

Eltern prägen ihr Kind

•      durch ihr Verhalten, sie leben ihm vor, was sie wichtig und wertvoll finden,

•      wie sie es anschauen (mit Liebe im Blick, kühl, warm, abwesend?)

•      was, worüber und vor allem auch wie sie mit ihm sprechen

•      wie sie ihr Kind berühren, pflegen und versorgen (liebevoll, nebenbei, distanziert, harsch?)

•      was sie ihm von der Welt zeigen (Orte, Bücher, Geschichten, Kunst, ...)

•      wie sie mit ihm Geschehnisse einordnen

•      wie sie über andere Menschen sprechen (wertschätzend, wohlwollend, offen, neugierig, abwertend, gehässig…?)

•      wie sie mit seinen, den eigenen und den Fehlern anderer Menschen umgehen

•      ...

 

Das, was ein Kind in seinen ersten Lebensjahren kennenlernt, wie es andere Menschen und die Beziehungen mit ihnen erlebt, bildet für das Kind lange Zeit seine erste Wahrheit, seine ersten Glaubenssätze und Interpretationen. Es legt sie wie eine Blaupause auf neue Erfahrungen und sortiert diese entlang seiner ersten Erfahrungen ein. Sie sind natürlich veränderbar, und doch es ist leichter für einen Menschen, wenn er z.B. vertrauensvoll anstatt misstrauisch in die Welt hinausgeht. Wenn er an sich glaubt und sich wirksam erlebt, anstatt voller Selbstzweifel zu sein.

Es besteht natürlich keine Garantie darauf, dass ein Kind auf jeden Fall erfolgreich, glücklich oder besonders sozial wird, wenn es auf eine bestimmte Art und Weise groß wird. Und doch macht es einen Unterschied, ob ein Kind die folgenden Erfahrungen macht oder eben nicht:

•      Ich bin in Sicherheit. Für mich wird gesorgt. Es ist alles da, was ich brauche.

•      Ich werde gesehen. Ich werde gehört. Ich bin wichtig.

•      Ich werde geliebt. Ich bin gut so wie ich bin. Ich bin wertvoll.

•      Meine Eltern sorgen für mich.

•      Meine Eltern sorgen für sich selbst.

•      Konflikte sind natürlich und können friedlich gelöst werden.

•      (Den meisten) Menschen kann ich vertrauen und ja, alle Menschen machen Fehler.

•      Menschen helfen einander.

•      ...

 

Natürlich geht es nicht um die Extreme, das alles ist nicht nur schwarz weiß. Manchmal verschieben aktuelle Ereignisse wie eine Krankheit die Prioritäten und Möglichkeiten. Aber die Grundmelodie der ersten Jahre beeinflusst maßgeblich, mit welcher Zuversicht, welchem Vertrauen und mit welchen Erwartungen ein Kind in die Welt hinauszieht, mit sich selbst und anderen Menschen umgeht.

 

Was ist nun also zu tun für Eltern? Schaut euch einmal in eurem Leben und eurem Alltag um: was seht ihr? Was lebt ihr alltäglich? Wie sind eure Beziehungen? Wie betrachtet ihr euer Kind, wie berührt ihr es? Worüber sprecht ihr? Welche Inhalte konsumiert ihr über Medien? Wie ordnet ihr Konflikte und schwierige Situationen ein? Was tut euch gut, was nicht und darf deswegen gehen/weniger werden/sich verändern? Wenn ihr dasselbe einmal aus der Perspektive eurer Kinder wiederholt, was seht ihr dann? Wie es eurem Kind geht in seinem Leben, mit sich selbst und anderen Menschen, kann euch ein Spiegel dafür sein.

 

Es geht nicht darum, alles über den Haufen zu werfen und irgendein Idealkonzept zu leben, so etwas existiert nicht. Es darf einfach alles einmal auf den Tisch und ihr entscheidet gemeinsam als Eltern, was ihr so lassen möchtet und ob und was sich verändern darf und wie ihr das angehen und in konkrete Handlung umsetzen möchtet. Ihr könnt in diesem Zusammenhang auch eure eigene Prägung unter die Lupe nehmen und schauen: was war denn in meinem Umfeld als Kind? Wie wurden die Beziehungen gelebt? Was war meinen Eltern wichtig? Wie habe ich mich gefühlt? Stimmen diese Erfahrungen für mich noch? Welche kamen hinzu? Was sehe ich bei anderen Menschen?

 

Ihr könnt das anlasslos und unregelmäßig machen oder immer dann, wenn ihr spürt, dass es irgendwo im Getriebe knirscht. Aber auch Anlässe wie Jahrestage oder jetzt der bevorstehende Jahreswechsel laden dazu ein zu prüfen, ob das, was ihr euren Kindern vom Leben und der Welt zeigt, das ist, was ihr ihm zeigen wollt. Ihr könnt auch die Fühler ausstrecken und über euren Tellerrand spickeln und gemeinsam überlegen, ob und was ihr Neues ausprobieren wollt.

 

Ich wünsche spannende Erkenntnisse und wirksame Entscheidungen

Hanna Articus
Räume für Menschen

 
Das Online-Portal für Eltern

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