Margarete Ostheimer GmbH
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Deutschland
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Kommt ein Baby zur Welt, werden Menschen zur Familie – unabhängig davon, in welcher Konstellation, wo auf dieser Welt und unter welchen Umständen. Die wirklich allermeisten Eltern geben ab diesem Moment ihr Bestes, um ihr Kind entwicklungsförderlich und bestmöglich auf seinem Weg zu begleiten. Angesichts der vielen neuen Herausforderungen, die diese Aufgabe mit sich bringt, fühlen sich viele Eltern häufig unsicher, und in vielen Köpfen entsteht punktuell oder auch grundsätzlich die Frage, wie das mit der Kindererziehung denn eigentlich richtig geht.
Im Grunde sind alle Menschen mit intuitiven elterlichen Kompetenzen ausgestattet. Doch die Nachwirkungen des 3. Reiches spuken bis heute durch die Kinderzimmer und Elternköpfe und geben eine erste Antwort darauf, was richtig ist, wenn ein Kind beispielsweise weint, wütend ist oder einen Wunsch äußert: bloß nicht verwöhnen, nicht weich werden, Gefühlen keinen Raum geben, Bedürfnisse abgewöhnen, dem Willen niemals nachgeben usw. Diese Überzeugungen sind so tief in der Erziehung in Deutschland verankert gewesen, dass sie sich nach wie vor für viele Eltern zunächst ganz natürlich anfühlen. In der Folge verwechseln viele Eltern diese Prägungen mit ihrem intuitiven Bauchgefühl und folgen diesen Überzeugungen mit bestem Wissen und Gewissen.
Doch eine wachsende Zahl Eltern hat für sich erkannt, dass diese Art der Erziehung, wie sie sie in ihrer eigenen Kindheit erlebt haben, dazu geführt hat, dass sie sich nicht wohl, gesehen oder verstanden gefühlt haben. Sie haben häufig noch im Erwachsenenalter Schwierigkeiten damit für sich zu sprechen, ihre Gefühle angemessen auszudrücken oder ihre Bedürfnisse wahrzunehmen. Sie wollen es anders machen und begeben sich auf die Suche nach Alternativen. Sie finden Antworten in unzähligen Ratgebern mit guten Ideen, hilfreichen Elternblogs, Kursen und Workshops, die Eltern dabei unterstützen, die alten, harten und herzverschlossenen Geister endgültig in die Geschichtsbücher zu verbannen. Die Inhalte verändern die veralteten Kinderbilder, rücken Bindung und Bedürfnisorientierung in den Mittelpunkt und geben den Kindern endlich den Raum, den sie brauchen. Diese Entwicklung ist grundsätzlich erfreulich und begrüßenswert. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, sich für andere Perspektiven zu öffnen, den aktuellen Stand der Forschung miteinzubeziehen, sich mit pädagogischen Inhalten zu befassen und sich das familiäre Leben mit hilfreichen Tipps zu erleichtern. Und wer feststellt, dass die eigene Prägung im heutigen Leben noch immer Schaden anrichtet, erleichtert und bereichert sein eigenes Leben und das der nachfolgenden Generation, wenn er sich diesen Themen liebevoll zuwendet und Altes entlernt.
Doch diese Entwicklung hat auch zu einer verstärkten Verunsicherung geführt. Natürlich ist Verunsicherung nicht automatisch etwas Negatives: wer wäre nicht verunsichert, angesichts der vielen neuen Herausforderungen und Fähigkeiten, die zu deren Bewältigung entwickelt werden müssen? Schritt für Schritt lernen Eltern aus Versuch und Irrtum, Erfolgen, Fehlern und Erfahrungen und fühlen sich nach und nach sicherer mit dieser großen verantwortungsvollen Aufgabe. Manche Eltern fühlen sich auch von Beginn an mit ihrer neuen Rolle unerwartet wohl und sicher, jeder Handgriff sitzt, jede Entscheidung wird mit Leichtigkeit gefällt. Doch wer aus tiefer Verunsicherung und Überforderung heraus die Verantwortung an Ratgeber und Fachkräfte abgibt und krampfhaft versucht, es entsprechend der neuen Werte richtig zu machen, tut sich selbst und seinem Kind keinen Gefallen. Denn wir Menschen sind so komplex und vielschichtig, jede einzelne Situation war so vorher noch nie da – wie könnte es allgemeingültige Patentrezepte geben? Welche einzelne Person kann es für alle anderen wissen?
Diese Beitragsreihe lädt Eltern dazu ein, ihr eigenes richtig zu entwickeln und zu entdecken. Was stimmt für euch? Was passt zu euch? Wie fühlt es sich für euch richtig an, womit fühlt ihr euch wohl?
Beginnend bei der Geburtsvorbereitung, der Geburt und den ersten Tagen und Wochen als Familie und weiter in den darauffolgenden Jahren stärkt ihr euer eigenes Gefühl dafür, was für euch passt. Ihr entwickelt Rituale und Strukturen, die euch tragen und für euch den Wiedererkennungswert "Familie" bedeuten. Niemand sonst muss sie befürworten oder verstehen, ihr benötigt keine Legitimation dafür. Entwicklungsförderlich und okay und deshalb erlaubt sind alle Verhaltensweisen, Regeln und Entscheidungen die frei von Gewalt und Vernachlässigung sind. Ihr zeigt euren Kindern das Leben und die Welt wie ihr sie seht und schützen wollt und lasst sie mit wachsender Selbständigkeit ihre eigenen Sichtweisen entdecken. Wie das aussehen kann, werde ich in Folgebeiträgen beleuchten und euch mit Fragen dabei unterstützen euer einzigartiges richtig für eure Familie zu entwickeln.
Hanna Articus
Räume für Menschen
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