Margarete Ostheimer GmbH
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Anselm Grün, Jahrgang 1945, Doktor der Theologie, trat 1964 in den Benediktinerorden ein. Er verwaltet die Abtei Münsterschwarzach. Außerdem ist er geistlicher Berater und Kursleiter für Meditation, tiefenpsychologische Auslegung von Träumen, Fasten und Kontemplation. Seit Jahren schreibt er mit großem Erfolg Bücher – unter anderen zum Thema Engel.
„Jedes Kind hat einen Engel. Er führt es an Orte, an denen es nicht verletzt werden kann, an denen es sich sicher und geborgen fühlt. Dort macht es die Erfahrung: Ich bin nicht allein. Da ist jemand, der zu mir steht – auch wenn ich Ärger mit den Eltern habe oder mein bester Freund nichts mehr von mir wissen möchte. Dieses Gefühl vom Behütetsein ist für die seelische Entwicklung des Kindes wichtig“, sagt der Benediktinerpater und erfolgreiche Buchautor.
Spiel und Zukunft: Was sind Engel eigentlich?
Pater Anselm Grün: Der Glaube an Schutzengel ist in vielen Religionen verbreitet. Schon die frühe Kirche glaubt gemeinsam mit der jüdischen Überlieferung daran, dass Gott jedem Menschen einen Engel zuteilt, der ihn auf allen seinen Wegen begleitet. In der Bibel sind Engel Boten Gottes. Die Vorstellungen, die wir mit ihnen verbinden, sind kostbare, innere Bilder einer tiefen, bleibenden Sehnsucht nach Hilfe und Heilung, die nicht aus uns selber kommt. Ein Kind hat mich einmal gefragt: „Glaubst du wirklich, dass der Engel mich nie verlässt, auch dann nicht, wenn ich böse bin?“ Offensichtlich sehnte sich dieses Kind danach, niemals allein gelassen zu werden - auch dann nicht, wenn es sich selber als nicht liebenswert erlebte. Es ist letztlich Gottes Liebe, die nicht bewertet. Sie begleitet uns im Engel und gibt uns das Gefühl, nie fallen gelassen zu werden. Der Engel ermutigt: Gib dich nicht selbst auf. Diese Ermutigung gilt auch und gerade, wenn wir uns selbst nicht aushalten und annehmen können.
In vielen Gesprächen habe ich von Menschen gehört, dass ihnen die Vorstellung von dem Engel, der bei ihnen ist, geholfen hat, ihr Leben zu bewältigen. Gerade als Kinder war ihnen das Bild des persönlichen Schutzengels hilfreich. Viele haben mit ihrem Schutzengel gelebt. Der Engel, der mit ihnen geht, war für sie genauso real wie die Puppe, mit der sie gespielt haben, oder wie der Teddybär, der sie in den Schlaf begleitet hat.
Kann der Engel, der über das Kind wacht, für Eltern eine Entlastung sein?
Auf jeden Fall. Engel entlasten ungemein. Vor allem in unserer heutigen Zeit sind Eltern oft sehr besorgt um ihre Kinder. Aber sie können nicht alle ihre Wege bewachen. Je mehr sie das nämlich tun, desto mehr Angst und Aggression erzeugen sie in ihren Kindern. Gerade Eltern, die alles kontrollieren wollen, müssen oft erleben, dass genau das eintrifft, was sie befürchtet haben. Da hilft der Glaube daran, dass ein Schutzengel das Kind vor Gefahren bewahrt.
Auch über die Erziehung machen Mütter und Väter sich Sorgen. Sie sehen die vielen negativen Einflüsse von außen und hoffen, dass die Kinder trotzdem ihren Weg finden, ohne Schaden zu nehmen. Solche Ängste sind durchaus berechtigt. Darüber hinaus erlebe ich immer wieder Eltern, die durch Erziehungsratgeber verunsichert werden. Sie möchten alles richtig machen und müssen doch feststellen, dass die Wirklichkeit anders aussieht. Diese Mütter und Väter trauen dann oft ihren eigenen Gefühlen nicht mehr. Das macht den Umgang mit den Kindern komplizierter. Denn diese spüren, ob die Eltern ihrem natürlichen Instinkt folgen oder ob sie sich krampfhaft bemühen, perfekt zu sein. Die Vorstellung, dass jedes Kind einen Engel hat, kann die Eltern von ihrer übertriebenen Sorge befreien. Trotz aller Begrenzungen und erzieherischen Mängel kann das Kind gesund heranwachsen, weil ein höheres Wesen sich seiner annimmt und über es wacht.
Aber wenn dann doch etwas passiert?
Der Schutzengel ist nicht für alles zuständig. Wir dürfen ihn nicht überfordern. Das, was wir selbst leisten können, müssen wir auch selber tun. Vor allem sollten wir klug sein und die Realität dieser Welt richtig einschätzen. Und trotzdem bleibt der „Zwischenbereich“, der nicht geregelt werden kann. Da ist es hilfreich, wenn Eltern ihre Kinder dem Schutzengel empfehlen. Denn auch mit all ihren Sorgen können sie nicht dafür garantieren, dass ihr Kind von der Schule oder vom Kindergarten heil nach Hause kommt oder dass es sich beim Spielen nicht verletzt. Wer aus Angst, dass etwas passieren könnte, das Kind vor allem zu schützen versucht, der macht es blind für die wirklichen Gefahren. Ein Kind muss ausprobieren, wozu es fähig ist. Und da kann immer etwas passieren. Das Vertrauen in den Schutzengel und die nötige Vorsicht müssen zusammengehen. Wir können nicht erklären, warum Kinder trotz ihrer Schutzengel in Gefahr geraten und darin umkommen. Wir können zu den Schutzengeln beten. Aber wir haben keine Garantie, dass sie eingreifen. Es ist immer auch göttliche Gnade im Spiel, über die wir nicht verfügen können.
Welche Rolle spielt der Schutzengel für Kinder?
Kinder haben ein natürliches Gespür für die Wirklichkeit der Engel. Die französische Kinderanalytikerin Francoise Dolto erzählt in ihren Lebenserinnerungen anschaulich, dass der Umgang mit ihrem Schutzengel ihren Kinderalltag bestimmte. Sie lebte mit ihm zusammen, als ob er neben ihr wäre. Wenn sie schlafen ging, legte sie sich nur auf die eine Hälfte des Bettes, um ihrem Schutzengel Platz zu lassen. Und sie ist davon überzeugt, dass er sie ihr Leben lang nicht verlassen hat.
Schutzengel geben Kindern Halt mitten in einer unsicheren Welt. Jesus sagt von ihnen, dass sie das Antlitz Gottes schauen. Jeder Mensch hat durch seinen Engel eine Beziehung zu Gott. Dieser Bereich beschränkt sich nicht auf das Sichtbare und Machbare. Er ist von einem Geheimnis umgeben. Das spüren vor allem Kinder im magischen Alter zwischen drei und sieben Jahren. Sie leben in einer Traumwelt, in der Feen und Elfen, Zwerge und Riesen, aber auch Engel genauso selbstverständlich existieren wie Menschen. Sie sind vertraute Begleiter. Man kann mit ihnen sprechen. Und sie heben die Kinder auch mal in die Lüfte, damit sie alles von oben anschauen.
Wie sprechen Sie mit Kindern und Eltern über Engel?
Wenn ich über Engel schreibe oder rede, halte ich mich immer an biblische Geschichten von Engeln. Sie kommen den Menschen zu Hilfe und weisen ihnen den Weg. Diese Geschichten sind voller wunderschöner Bilder, die vor allem auch Kinder ansprechen. Sie beschreiben, wie Engel behüten und beschützen, wie sie den Menschen die Augen öffnen und ihnen einen Weg zeigen, den sie gehen können. Die Mut machende Grundbotschaft aller Geschichten lautet: Die Engel lassen den Menschen in keiner Situation allein. Sie gehen mit ihm – auch auf Umwegen und Irrwegen. Und sie geben ihm Schutz und Geborgenheit gerade dort, wo er mit seiner Angst allein ist. Viele Erwachsene haben das Bild des Schutzengels abgetan. Aber wenn sie glücklich einem Unfall entrinnen, dann glauben sie doch, dass sie einen guten Schutzengel hatten. Es ist nicht so wichtig, ob es nun Gott selber war, der uns geschützt hat, oder ein Engel, den er zu unserem Schutz gesandt hat. Bilder beschreiben besser als Worte das helfende Eingreifen Gottes. In den Bildern sind es Engel, die uns zur Seite stehen und uns bewachen. Sie verkünden uns im Traum, wohin unser Weg gehen soll. Zwei Bilder machen das Besondere des Engels aus. Das erste sagt: Er wacht über uns und für uns, wenn wir unaufmerksam und unachtsam unsere Wege gehen. Behüten meint vom Wortstamm her, dass der Engel seinen „Hut“, seine „Obhut“ über uns wirft und uns schützend bedeckt. Das zweite Bild sagt: Der Engel trägt uns auf seinen Händen. Er nimmt uns also weg von der Erde, damit wir nicht ständig an die Steine stoßen, die im Weg liegen. Er hebt uns auf eine andere Ebene empor, von der aus wir deutlicher sehen können, was sich um uns herum abspielt. Der Psalm 91 drückt das sehr schön aus: „Gott hat seinen Engeln befohlen, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß an keinem Stein sich stoße.“
Was können Eltern tun, um ihrem Kind die Engel näher zu bringen?
Das klassische Abendgebet spricht schon kleine Kinder an. Darin heißt es: „Herr, kehre ein in dieses Haus und lass deine heiligen Engel hier wohnen. Sie mögen uns behüten, damit wir in Frieden ruhen. Und dein Segen bleibe allezeit über uns.“ Gut ist es, wenn Eltern mit ihrem Kind über seinen Schutzengel reden. Es kann erzählen, wie er aussieht und ein Bild von ihm malen. Und die Eltern könnten es an der Wand über dem Kinderbett befestigen, damit der Engel die Träume des Kindes bewacht. Kinder haben oft Angst in der Nacht. Denn da tauchen sie in eine Welt, in der böse Tiere oder Ungeheuer sie bedrohen. Es hilft nichts, ihnen ihre Träume auszureden. Eltern sollten sie gemeinsam mit dem Kind anschauen, in sie einsteigen und ihnen in ihrer Traumsprache antworten. Sie könnten ihm sagen, dass ihr Engel sie im Traum begleitet und vor Gefahren schützt. Der Engel lässt sie rechtzeitig aufwachen, so dass ihnen nie etwas passiert. Deshalb ist das Bild von einem Engel über dem Bett hilfreich. Wenn das Kind es abends anschaut, weiß es sich auf Händen getragen und beschützt.
Was können Eltern antworten, wenn Kinder fragen: Wo wohnen eigentlich die Engel? Oder: Wie sehen sie aus?
Auch hier gibt es eine wunderschöne biblische Geschichte, nämlich die von Jakob und der Himmelsleiter. Sie steht im Kapitel 28 des Buches Genesis im Alten Testament. Jakob ist auf der Flucht vor seinem Bruder Esau, der ihn töten will. Im Schlaf träumt er von einer Leiter, die von der Erde bis zum Himmel reicht. Auf ihr steigen Engel auf und nieder. Und oben auf der Leiter steht Gott und sagt zu Jakob: „Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst.“ Schon kleine Kinder staunen über diese Geschichte. Denn sie zeigt deutlich: Engel öffnen den Himmel über uns. Sie berühren unser Herz – den Ort, an dem Gott selbst im Menschen wohnt. Das Herz ist ein Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren. Und zugleich ist das Herz die Tür, durch die ein anderer Mensch bei uns eintreten kann. Das Herz verbindet Menschen miteinander.
Das Bild von der Himmelsleiter gibt Kindern Halt. Sie können sich gut vorstellen, dass sie von Engeln begleitet werden. Es sind aber keine Engel mit Pausbacken und Flügeln. Und wenn, dann sind sie unsichtbar. Sichtbar werden sie hin und wieder im Gegenüber. Dies können Mutter oder Vater, die Großeltern, Freunde oder auch Fremde sein. Der Engel ist ein Bote Gottes, durch den Gott dem Menschen etwas mitteilen will oder etwas in ihm bewirkt.
Pater Anselm Grün, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Anselm Grün
50 Engel für das Jahr
Der Autor beschreibt 50 Haltungen, etwa Achtsamkeit, Liebe, Mut, Verwandlung oder Zärtlichkeit. Er macht Leserinnen und Lesern Mut, sie einzuüben – zur Festigung des eigenen Standpunktes und Bereicherung des Lebens. Anselm Grün verbindet die Haltungen mit der alten Weisheit, die im Bild der Engel liegt: Kräfte, die ein Leben tragen, gestalten und verwandeln können. Dass Engel heute wieder im Trend liegen, ist seiner Meinung nach Ausdruck einer Hoffnung: dass unser Leben nicht ins Leere läuft, sondern dass es glücken kann.
Die Engel und ihre Haltungen sollen dabei spirituelle Wegbegleiter sein. Ein besonders wertvolles Inspirationsbuch vor allem auch für Mütter und Väter.
Herder Verlag, 208 Seiten
Anselm Grün
50 Engel für die Seele
Das inspirierende Buch des Autors „50 Engel für das Jahr“ findet in diesem Band seine Fortsetzung. Die 50 Engel für die Seele laden ein, sich auf Kräfte einzulassen, die unser Leben beflügeln können. Sie möchten Menschen anregen, die Fähigkeiten zu entfalten, die in ihre Seelen hineingelegt sind, etwa Frieden, Weisheit, Selbsterkenntnis, Lebenslust, Freundschaft, Verzicht. In diesem Sinne ist dieses Buch auch ein wertvoller Lebensratgeber für Familien.
Herder Verlag, 160 Seiten
Anselm Grün
Jeder Mensch hat einen Engel
Der erfahrene Theologe und Seelsorger erzählt und deutet in diesem Buch Engelgeschichten aus der Bibel. Es sind Engel, die sich mit einer ganz bestimmten Erfahrung verbinden: Der Engel, der sich in den Weg stellt. Der Engel, der begleitet, der Engel, der schützt oder heilt. Leserinnen und Leser werden mit dem Geheimnis der inneren Kraft konfrontiert. Denn die Geschichten vermitteln das alte Wissen: Wir sind in besonderer Weise geborgen und geschützt. Wir müssen nicht die Verantwortung tragen für alles, was um uns herum und mit uns passiert. Wer das weiß, wird gelassener im Umgang mit sich und anderen. Er gewinnt Freiheit und Sicherheit und lernt darauf zu vertrauen, dass alles gut wird. Eine wichtige Lektüre vor allem für Eltern, die Probleme mit dem Loslassen haben.
Herder Verlag, 160 Seiten
Anselm Grün
Das kleine Buch der Engel
Wünsche, die von Herzen kommen
Der Autor wünscht seinen Leserinnen und Lesern die Erfahrung eines beschützenden Engels: Wünsche, die einfach gut tun und Mut machen – Tag für Tag. Das Büchlein ist belebend und inspirierend und steckt voller spiritueller Energie. Es passt in jede Handtasche und eignet sich hervorragend zum Verschenken.
Herder Verlag, 192 Seiten
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