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Innere Heimat - Warum Kinder Schutz und Nähe brauchen

copyright: Kösel-Verlag

Ein Interview mit Herbert Renz-Polster

 

"Wie entwickeln sich Kinder? Was brauchen sie von ihren Eltern und ihrem Umfeld? Diese und andere Fragen stellt der Kinderarzt und Wissenschaftler Herbert Renz-Polster seit über 20 Jahren. Wie wir Kinder gut begleiten können, damit sie eine innere Heimat finden, beantwortet der renommierte Buchautor im Interview mit Spiel und Zukunft."

„Wo die Bedürfnisse der Kinder nicht ernst genommen werden, entstehen die Bedürftigen von morgen. In der Kindheit erfahren wir, ob es im menschlichen Miteinander um Macht und Überlegenheit geht – oder aber um Vertrauen und Zusammenarbeit. In der Kindheit bilden wir das soziale Vermögen aus, mit dem wir der Welt und ihren Krisen begegnen.“

 

Dr. med. Herbert Renz-Polster, Jahrgang 1960, ist Kinderarzt, Buchautor und Wissenschaftler am Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg. Er erforscht seit vielen Jahren, wie die Entwicklung von Kindern mit Hilfe der Evolutionstheorie besser verstanden werden kann. Er ist Vater von vier Kindern und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Ravensburg. Zuletzt erschien sein Buch „Erziehung prägt Gesinnung“.


Worauf kommt es in der Kindheit an?

 

So kurz wie Sie fragen, will ich antworten: Die Kindheit dreht sich darum, eine innere Heimat zu finden. Dafür stellen die Kinder ihre Fragen:

Bin ich hier sicher? Bin ich hier anerkannt, so wie ich bin? Gehöre ich hier dazu? Aus den Antworten auf diese Fragen bildet das Kind das, was ich «innere Heimat» nenne. Wenn Kinder das nicht bekommen, laufen sie ihr Leben lang einer äußeren Heimat nach.

 

Auf welche kindlichen Bedürfnisse sollten Eltern bei ihren Kinder achten?

 

Eine entwicklungsgerechte Erziehung vermittelt dem Kind: Ich passe auf dich auf. Du wirst hier nicht entwürdigt. Du hast eine Stimme und darfst die Welt entdecken. Kinder suchen solche Signale auf Schritt und Tritt, ob beim Schlafen, beim Essen oder beim Leben in der Kita.

 

Ist die Erfüllung dieser Bedürfnisse für Kinder in Deutschland heute in Familien und Kitas gegeben? Gibt es Orte, wo es für Kinder schwieriger ist aufzuwachsen und wo sind die Orte, wo sie es besser haben?

 

Kinder sind überall dort gut aufgehoben, wo ihre Entwicklungsfragen gut beantwortet werden, ganz konkret im Alltag, ob beim Schlafen, Essen, Sauberwerden, Spielen. Ein Kind schöpft Sicherheit aus dem Wissen: Ich kann schlafen und bekomme die Begleitung, die ich suche, ohne in Not zu geraten. Wir können hier essen und es gibt keinen Stress. Ich werde gewickelt, wenn die Windel voll ist und es ist Zeit und Ruhe für das Saubermachen da. Ich darf frei spielen und dabei in meine Spielwelt versinken.

Ich bin nicht per se gegen Kitas, Betreuung durch andere war immer ein Plus. Aber auch dort muss ein Kind das Gefühl einer Heimat haben: hier komme ich nicht in Not, hier gehöre ich dazu, die Großen passen gut auf mich auf. Das ist noch immer die Grundlage jeder Pädagogik. Gestresste Kinder lernen nicht, so einfach ist das! Und jede wissenschaftliche Forschung der Kitas zeigt: Wir haben da noch einen weiten Weg vor uns.

 

Viele Eltern haben Angst, ihre Kinder zu sehr verwöhnen. Wie ist Ihre Meinung dazu?

 

Verwöhnen? Viele meinen, Kinder werden nur selbstständig, wenn man sie schiebt oder lockt. Dass Bindung auf der einen Waagschale liege und Autonomie auf der anderen. Es ist deshalb sehr befreiend zu verstehen, dass das keine Widersprüche sind. Das eine ist die Eintrittskarte für das andere. Wie zwei Magnete – wenn beide gut aufgeladen sind, läuft der Motor.  Jede Beobachtung in jedem Alter des Kindes zeigt, dass Kinder, die sich wohlfühlen, mutig werden. Bindung ist die Grundlage von Freiheit.

 

Sie sprachen in einem Vortrag einmal von dem Zusammenhang von Bindung und Freude…

 

Für den Bindungspionier Bowlby war «Freude» ein Kernmerkmal der Bindung – er redete von Bindung auch als einer „freudvollen Beziehung“. Gemeint war bestimmt nicht, dass wir nur eine gute Beziehung haben können, wenn stets Freude herrscht. Gemeint war eher, dass ein flüssiges Miteinander da entsteht, wo wir Freude aneinander haben. Ja, auch wenn wir manchmal vielleicht Stress miteinander haben. Die Freude ist die Basis, um dann wieder anzuknüpfen..

In vielen Familien gibt es einen Kampf um das Einschlafen, wie ist Ihre Sicht zum Einschlafen?

 

Noch heute werden zum Beispiel Schlaftrainings propagiert, die nicht der kindlichen Entwicklung entsprechen. Schlafen hat etwas mit Entspannung zu tun. Und Entspannung kann nur entstehen wenn wir uns sicher fühlen. Das gilt für Jung und Alt. Kinder die zum Schlafen gezwungen werden, kommen in schwere Not. Das Signal «Ich bin bei dir» fehlt bei diesen aufgesetzten Programmen.

Wenn keiner kommt, wenn Kinder weinen, wenn sie keiner tröstet, fühlen sich Kinder allein gelassen und können kein Selbstvertrauen entwickeln.

 

Also gibt es in Ihren Augen so etwas wie zu viel Nähe nicht?

 

Zu viel Nähe?  Solange der Wunsch nach Nähe vom Kind kommt, ganz sicher nein. Da hat das Herz sozusagen ein Überlaufventil. Kinder brauchen viel mehr Bindung als andere Säugetiere, weil sie unglaublich unreif geboren werden und extrem schutzbedürftig sind und abhängig davon, dass sie gut versorgt werden. Gleichzeitig müssen wir viel mehr Autonomie als jede Art entwickeln. Denn anders als bei Tieren müssen Menschen ihre Kinder auf ein Leben vorbereiten, das sie nicht kennen. Menschliche Zukunft war immer unvorhersehbar, das spüren wir gerade jetzt sehr deutlich.

 

Wie können Eltern diesen Spagat hinbekommen? Dem Kind die Freiheit lassen und dennoch im richtigen Moment für es da sein?

 

Das Schöne ist ja, dass die Kinder hier ja mitmachen und ihre Signale geben: ich brauche Dich, weil meine Batterien leer sind und die Welt zu groß ist! Und dann im nächsten Moment: lass mich tun, lass mich sein, lass mich spielen! Und so geht das hin und her. Beziehungsweise in einem endlosen Kreis zwischen „gib mir Heimat“ und “Lass mich raus in die Welt“. Eigentlich kommt es nur darauf an, dass wir da mit unterwegs sind, innerlich begleiten können, dass wir, so sagt die Forschung, „mind-minded“ sind. Klar, das sind wir einmal mehr, einmal weniger, aber diese große Musik verträgt auch ein paar schräge Töne.

 

 

Herr Renz-Polster, Sie schreiben in Ihrem Buch “Erziehung prägt Gesinnung”, dass wir in die Kindheit sehen müssen, um zu verstehen, wie es weltweit zu dem gegenwärtigen politischen Rechtsruck kommen konnte. Können Sie erklären, wie Sie zu diesem Schluss gekommen sind?

 

Wer den autoritären Populismus verstehen will, muss dorthin schauen, wo aus kleinen Menschen große Menschen werden - auf die Kindheit.

Die rechtspopulistische Agenda wendet sich an Menschen, die eine innere Heimat nie gefunden haben und nun im Außen danach suchen: Sicherheit wird durch Ordnung, Grenzen und Mauern vermittelt. Zugehörigkeit und Anerkennung erfährt man in bestimmten Kreisen durch Überlegenheit und Hierarchien: die anderen dort draußen, wir hier drinnen. Der Rechtspopulismus hält sozusagen ein äußeres Pflaster bereit für ein eigentlich inneres Vakuum.

 

Sie zeichnen in Ihrem Buch teilweise ein düsteres Bild von Kindheit weltweit, sehen Sie denn auch positive Anzeichen, wie es mit der Menschheit weiter gehen kann?  

 

Absolut. Denn insgesamt haben wir bei den Kindheiten Land gewonnen. Wir gehen mit den Kindern heute insgesamt würdiger, gerechter und offener um als frühere Generationen. Auch wenn noch viel zu wünschen übrig bleibt. Und das zeigt sich übrigens auch in den stark von Jugendlichen und jungen Erwachsenen getragenen Bewegungen für ein besseres Miteinander und eine weiterhin bewohnbare Erde. Das bewegt mich.

 

Herr Renz-Polster, wir danken Ihnen für das Gespräch!

 

www.kinder-verstehen.de

 

https://www.kinder-verstehen.de/aktuelles/beim-pelzig-auf-der-bank/

 

Bücher

 

Die Bücher von Herbert Renz-Polster können Sie hier erwerben:

 

https://www.kinder-verstehen.de/shop/

Erziehung prägt Gesinnung: Wie der weltweite Rechtsruck entstehen konnte – und wie wir ihn aufhalten können»


Erziehung ist keine Privatsache

 

»Wer den autoritären Populismus verstehen will, muss dorthin schauen, wo aus kleinen Menschen große Menschen werden - auf die Kindheit.«
Herbert Renz-Polster


Überall in der westlichen Welt macht sich der Rechtspopulismus breit. Die Gaulands, Le Pens und Wilders' blasen zum Angriff auf den Kern der Demokratie. Wie konnte diese neue, fanatische Kälte nur entstehen?

Deutschlands bekanntester Kinderarzt und Familienexperte macht sich auf eine kluge Spurensuche. Er wird fündig: in den Kinderzimmern. In jedem, der nach Abgrenzung, Härte und neuen Autoritäten schreit, entlarvt Herbert Renz-Polster ein verunsichertes, in seinem Drang nach menschlicher Anerkennung allein gelassenes Kind. Ein bestimmter autoritärer Erziehungsstil geht in allen Kulturen einher mit Anfälligkeit für populistische Botschaften.

Zwingend zeigt dieses Buch: Wer rechte Tendenzen verstehen und verhindern will, der muss eben doch auf die unglückliche Kindheit schauen. Hier liegt unsere gesellschaftliche Verantwortung - das Familienklima von heute wird das politische Klima von morgen sein. 

Kinder verstehen


Kinder sind schon seltsam.

Gerade die natürlichsten aller Dinge wollen oft nicht so richtig klappen: das Schlafen etwa – was für ein Drama! Und das Essen – da rutscht Süßes wunderbar – aber das Gemüse? Und dann die Trotzphase…

Stecken Erziehungsfehler dahinter? Oder stimmt etwas mit dem Kind nicht?

Dieses inzwischen über 100.000 mal verkaufte und in mehrere Sprachen übersetzte Buch behandelt die Themen Entwicklung und Erziehung aus einer evolutionären Perspektive. Das heißt, es beschreibt die kindliche Entwicklung aus dem Blickwinkel der Menschheitsgeschichte.

Und da ergeben sich unerwartete Antworten: Vieles von dem, was Eltern „problematisch“ und „schwierig“ erscheint, hat Kindern in der Vergangenheit geholfen, sich im Leben zu behaupten – inklusive Pubertät! Dieses Wissen kann Eltern helfen, natürlicher mit ihren Kindern umzugehen und sie in ihrer Entwicklung besser zu begleiten.

Schlaf gut, Baby


DER Schlüssel zu entspannten Nächten: verstehen, wie Kinder schlafen, und auf ihre Bedürfnisse eingehen

Dass es der Schlaf des Babys in sich hat, merken frischgebackene Eltern schnell. Und schon geht es los: Braucht mein Kind ein Schlafprogramm, mehr Regelmäßigkeit, braucht es mehr dies, mehr das? Muss es ins eigene Bettchen oder darf es bei den Eltern unterschlupfen? Der GU-Ratgeber SCHLAF GUT, BABY! öffnet eine ganz neue Perspektive auf den Schlaf von Kindern. Das erfahrene Autorenteam räumt Mythen und Ängste rund um den Kinderschlaf von 0 bis 6 Jahren aus dem Weg und plädiert für eine entwicklungsgerechte, individuelle Wahrnehmung des Kindes – fernab von starren Regeln. Einfühlsam und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und praktischer Hilfestellungen ermutigen die Autoren dazu, einen eigenen Weg zu suchen, um dem Baby das Schlafen sanft zu erleichtern.

Menschenkinder. Plädoyer für eine artgerechte Erziehung.


Immer neue Theorien erklären, was Kinder brauchen und was Eltern angeblich falsch machen. Doch diese Theorien ändern sich ständig – und sie widersprechen sich. Eltern stehen damit vor einer ernüchternden Tatsache: Ein guter Teil von dem, was über Kinder behauptet wird, ist reine Spekulation. Gut gemeint in aller Regel, aber trotzdem Geschwätz. Das Buch von Herbert Renz-Polster ermutigt Eltern und Erzieher, sich aufzulehnen gegen dieses Geschwätz, das immer mehr Eltern verunsichert. Der Kinderarzt und Wissenschaftler fordert auf, Maß zu nehmen, und zwar an den Kindern selbst. „Dazu müssen wir ihre Geschichte kennen“, erklärt er. „Denn wie sich Menschenkinder entwickeln, folgt keiner Willkür. Dahinter steht ein sinnvolles Muster. Es hat sich als Antwort auf die Herausforderungen gebildet, vor denen die Kinder in der Menschheitsgeschichte immer wieder standen. Dieser Blick weist auf Stärken, nicht auf Mängel oder Schwachstellen der Kinder. Denn auf ihrem Weg durch die Geschichte mussten die Kleinen vor allem eines lernen: wie man das Großwerden am besten anpackt. Und dieser Blick kann auch nicht bei den Eltern hängen bleiben, (denen ja angeblich ein Elternführerschein fehlt!) Denn wer Kinder aus ihrer Geschichte heraus versteht, landet automatisch bei einer Frage, die wir heute zwar für Legehennen stellen, für Kinder aber viel zu lange vernachlässigt haben: der Frage nach dem artgerechten Entwicklungsrahmen.“ Unter welchen Umständen gedeihen Kinder am besten? Wodurch haben sie Rückenwind, wodurch Gegenwind? Zur Beantwortung dieser Fragen lädt der Autor seine Leser zu einem gemeinsamen Rundgang durch das „Dorf“ ein, in dem unsere Kinder heute aufwachsen. Er erklärt, was im Argen liegt und was wir tun können, um für die Kleinen einen angemessenen Entwicklungsraum zu schaffen. Ein herausragendes Buch, ein Mutmacher für Eltern, der sich von zweifelhaften Bestsellern wie „Die Mutter des Erfolgs – Wie ich meinen Kindern das Seigen beibrachte“ Herz erfrischend abhebt. Es wird Zeit, sich wieder mit den humanistischen Werten des Abendlandes zu beschäftigen – und nicht einem Credo anzuhängen, das Eltern glauben machen will, dass es einzig und allein darum geht, die Kampfkraft der Kleinen für den globalisierten Markt zu stählen.

Gesundheit für Kinder


Moderne Medizin – Naturheilverfahren – Selbsthilfe. Kinderkrankheiten verhüten, erkennen, behandeln – Das Standardwerk vollständig überarbeitet und aktualisiert
Gesundheit für Kinder« ist das Standardwerk für Eltern. Mit einer ausgewogenen Darstellung der verschiedenen Heilverfahren hilft es zu erkennen, wann eine schulmedizinische Behandlung angebracht und wann die Naturheilkunde die bessere Wahl ist. Das Buch liefert kompetenten Rat zur Vorbeugung und zur Behandlung von Kinderkrankheiten, wann Eltern ihr Kind mit Hausmitteln selbst kompetent behandeln können oder wann es Zeit wird, zum Kinderarzt zu gehen. Darüber hinaus vermittelt es ein fundiertes Verständnis davon, wie Kinder sich entwickeln und wie eine gesundheitsfördernde Erziehung aussehen kann.

Dabei wissen die Autoren nicht nur aus ihrer medizinischen Praxis, wovon sie sprechen: Neben der fachlichen Kompetenz überzeugt ihre eigene Erfahrung als Eltern.

Ausstattung: Durchgehend vierfarbig mit vielen Fotos, Grafiken und Schaubildern, mit Leseband.

Die Kindheit ist unantastbar

Warum Eltern ihr Recht auf Erziehung zurückfordern müssen
Je mehr sich Staat und Gesellschaft den Märkten unterwerfen,desto größer wird der Druck auf unsere Kinder. Viele Eltern spüren: Was Wirtschaft und Bildungseinrichtungen als optimale Erziehung verkaufen, hat nur wenig mit den Bedürfnissen ihrer Kinder zu tun. Mit großer Leidenschaft appelliert Herbert Renz-Polster an Eltern, sich einzumischen, ihr eigenes Denken und Handeln zu überprüfen – bevor das ökonomische System das Leben von Kindern und Familien vollends bestimmt. Der bekannte Kinderarzt zeigt, wie Eltern vielmehr ihre Chancen ergreifen können, indem sie die eigenen Erziehungskompetenzen entschlossen wahrnehmen. Und wie die Persönlichkeitsentwicklung ihres Kindes und die Beziehung zum Kind dadurch gestärkt werden.»Ein Plädoyer für eine ›tief greifende gesellschaftliche Diskussion‹ über die Ziele von Bildung.«

 
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