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Haus oder Höhle bauen

„Mama, das hält nicht, kannst du mir helfen?“ Lotte (4) zerrt an der großen roten Kuscheldecke, sie versucht seit einer Weile, diese an den Fernsehsessel zu binden. Lotte hat es bereits geschafft, die alte Tischdecke, die Mama ihr gegeben hat, in der Zimmerecke zwischen Heizung und Sofalehne zu spannen und mit dicken Büchern aus Mamas Arbeitszimmer zu befestigen. „Das Dach ist noch nicht dicht“, meint sie besorgt, „hier scheint noch Licht rein.“Ihre Mutter klammert die beiden Decken mit Wäscheklammern zusammen. „Jetzt kannst du wieder gehen, vielleicht lade ich dich später mal ein“, komplimentiert Lotte die Mutter aus ihrem Reich hinaus.

 

Welchen Ursprung hat dieser Bautrieb und warum tut es Kindern so gut, sich ihr eigenes kleines Spielheim zu schaffen?

 

Ein Dach über dem Kopf zu haben, ist neben der Nahrungsaufnahme, eines der wichtigsten  Grundbedürfnisse, die der Mensch hat. Wenn Kinder ein Haus malen, zeichnen sie meist ein Eigenheim, fast immer mit einem spitzen Dach, auch dann, wenn sie selbst in einem Mietshaus aufwachsen. Sich eine Behausung zu bauen und sich in deren schützender Hülle zu verbergen, ist ein Urtrieb, den bereits kleine Kinder verspüren und ausleben möchten.

 

Ein Haus oder ein Höhle zu bauen ist ein Spiel, das  Kinder auf der ganzen Welt gerne spielen. Sie verstecken sich beim Spielen draußen in Büschen und Hecken, drinnen bauen sie sich Höhlen unter dem Esstisch oder in Zimmerecken und richten sich darin gemütlich ein. Sie grenzen sich von der Außenwelt ab und verschaffen sich in ihrem Zuhause ein eigenes sicheres Heim,. in dem sie sich geborgen fühlen.

Die Gefahr bleibt draußen

Schon wenn wir dem Baby ein Mützchen aufsetzen oder es unter dem „Himmel“ ins Kinderbettchen legen, möchten wir es intuitiv vor schädlichen Einflüssen und Gefahren schützen. Selbst so mancher Erwachsene hat noch gerne ein Himmelbett, unter dessen Dach er besser schläft.

Die Welt aus sicherer Entfernung betrachten

Bereits mit kleinen Kindern kann man prima unter einer Decke kuscheln und von dort durch kleine Löcher oder fadenscheinig gewordene Stellen geheimnisvoll in die Welt gucken. Wir fühlen uns geborgen und geschützt, vielleicht aus dem Wunsch heraus, zurück in den Mutterleib zu können.

Auch Spielhaus oder Höhle vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit. Von dort aus können Kinder die Geschehnisse in der Wohnung aus sicherer Entfernung verfolgen. Spannend findet es Lotte, aus ihrem Versteck heraus zu beobachten, wie sich die Erwachsenen verhalten, wenn sie nicht dabei ist, und zu lauschen, was die Nachbarin so alles erzählt.

 

„Hier habe ich Ruhe“

„Das ist mein Haus, aber du darfst schon mit reinkommen.“ Sascha (4) lugt aus seinem Papphaus, das er und Mama heute Morgen aus einem alten Waschmaschinenkarton gebaut haben. „Nur meine besten Freunde dürfen hier rein,“ informiert er seinen Freund Fabian, den Nachbarsjungen. Fabian kriecht in das Häuschen. Ausgestattet mit einer Taschenlampe und einem Tellerchen Apfelschnitze sind die beiden Jungs über eine darin verschwunden, gelegentlich hört man ihr Stimmengemurmel.

"Mein Haus gehört mir"

 Die elterliche Wohnung darf jeder betreten. Mit dem Spielhaus schaffen sich Kinder einen Raum, in dem sie der „Herr im Haus“ sind. Nur wer oder was wichtig ist, darf hinein. Und das bestimmen sie allein. Als Erwachsener sollte man diese Grenze respektieren. Es tut Kindern gut, sich alleine zu beschäftigen und sich ab und zu zurückzuziehen. Werden Sie jedoch als Erwachsener eingeladen, sollten Sie unbedingt annehmen und in das Reich ihrer Kleinen hineinkriechen. Vielleicht bringen Sie Kekse als Proviant mit und eine Taschenlampe?

 

Herzensangelegenheiten

Wenn Sie beobachten, was Ihr Kind so an Gegenständen in seine Höhle hineinschleppt, können Sie viel darüber erfahren, was das Herz Ihres Kindes bewegt. Hängt es besonders an der Puppe, einem Lieblingskuscheltier, einer kleinen Spielfigur oder einem Spielzeugauto?

 

Die Spielphasen beim Bau von Haus und Höhle:

 

Babys und ganz kleine Kinder

Zunächst kann man es sich mit einem Baby gemeinsam unter einer Decke gemütlich machen. Darunter versteckt, erzählt man sich kleine Geschichten und träumt vor sich hin.


Kindergartenkinder

Nach und nach erobern sich kleine Kinder ein eigenes Haus: Sie breiten eine Decke über den Couchtisch oder über zwei Stühle und kriechen darunter. Nun ist vor ihrem Bautrieb nichts mehr sicher, Polster vom Sofa der Eltern, kleine Stühlchen, große Kissen, Bettumrandungen, alles was nicht niet und nagelfest ist, wird verwendet.

 

In dieser Phase freuen sie sich über bunte Spieltücher und zwei Spielständer anschaffen, die sehr vielseitig einzusetzen sind. Sie können beispielsweise als Seitenwände für Häuser ebenso dienen wie als Kaufmannsladen oder Kasperletheater.

Vorschulkinder

Größere Kinder lernen im Kindergarten durch Nachahmung ,größere Häuser zu bauen: Sogar Bretter werden nun eingesetzt und auf die Regalbretter der Spielständer gelegt, sodass Zwischenebenen entstehen.

 

Schulkinder

Kinder im Grundschulalter bauen sich dann ihre Höhlen oder Häuser etwas weiter entfernt von den Eltern, manchmal entstehen in dieser Phase Lager im Keller oder auf dem Dachboden. Jetzt ist es für sie wichtig, innerhalb der elterlichen Welt ihre eigene Welt zu schaffen, in der sie sich wohl fühlen und sein dürfen, wie sie sind.


Spielvarianten:

 

Baumhaus

Kinder, die das Glück haben, mit Garten aufzuwachsen, wünschen sich oft ein Baumhaus, wo sie unerreichbar für den Rest der Welt sind.

 

Zelt

Ist kein Platz für ein Baumhaus, so kann man Kindern auch ein Zelt aufstellen - im Winter geht das vielleicht sogar innerhalb der Wohnung. Im Sommer draußen im Garten, dann bei Freunden im Garten, so kann es weiter gehen, bis die Kinder alt genug sind, alleine auf große Fahrt zu gehen. Aber bis dahin ist noch viel Zeit...

 

Haus aus Pappe

Fast noch mehr Spaß als ein Zelt in der Wohnung macht es, ein Papphaus zu bauen. Mit einem großen Karton aus dem Elektrofachhandel lässt sich kinderleicht ein schönes Haus basteln. Dazu wird der Boden des Kartons aufgeschnitten und wie ein Spitzdach zusammengeklebt. Mit dem Teppichbodenmesser schneidet man eine Türe und Fensterchen hinein. Schneidet man das Fenster nur an drei Seiten ein, so hat man sogar einen Fensterladen und kann das Haus verdunkeln. Nun kann Ihr Kind kann sein Reich beziehen - Decken Kissen und Lieblingssachen wird es sicher selbst hineinlegen.

Tipp:
Vorsicht bauwütige Eltern! Spielen und helfen Sie nur mit, wenn Sie gefragt werden, und fertigen Sie Ihrem Kind möglichst kein perfektes fünfstöckiges Bauwerk. Wichtig ist, dass der Hausbau Sache des Kindes bleibt, auch wenn es schwer auszuhalten ist, dass es dann womöglich wackelt oder immer wieder einstürzt. Übernehmen Sie trotzdem nicht den Bau, sonst verpasst Ihr Kind die Chance, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.

 

 
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