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Erste Male und letzte Male

Wenn ein Kind zur Welt kommt, beginnt die wunderbare Zeit der ersten Male. Eltern freuen sich darauf, können es kaum erwarten, feiern sie, fotografieren und filmen sie, freuen sich mit, jubeln, klatschen, weinen!

 

Das erste Lächeln.

Die ersten Schritte.

Das erste Wort.

Das erste „Mama“ und „Papa“.

Der erste Urlaub.

Das erste Eis.

Das erste Nein & das erste Ja.

Das erste Ich.

Der erste Kindergartentag.

Der erste Streit, der erste Wutanfall.

Stimmt, nicht alle ersten Male lösen unbedingt nur Freude aus. Vor manchen ersten Malen haben Eltern Angst:

Das erste Mal so richtig krank. Alle gleichzeitig.

Die erste Verletzung. Möge sie niemals kommen.

Der erste elterliche Wutanfall. Entschuldigung Kind.

Die erste Situation, für die es keine gute Lösung gibt. So viele Bedürfnisse, so wenig Zeit. Uff.

Die erste große Krise. Wie sollen wir das nur schaffen?

Die erste Lüge. Echt jetzt?

Das erste Mal betrunken. Bleibt uns wirklich nichts erspart?

Der erste Liebeskummer. Ich würde dir so gerne helfen Kind.

 

Und dann gibt es noch diese Phasen, deren Ende Eltern so sehr herbeisehnen:

 

„Bitte. Lass das heute die letzte Krise beim losgehen gewesen sein. Bitte. Ich will endlich wieder entspannt zuhause aufbrechen können. Endlich wieder pünktlich sein.“

„Ich ertrage keinen einzigen weiteren Wutanfall. KEINEN EINZIGEN.“

„Schon wieder ist die Nase zu? Wann hört das endlich auf?“

Autonomie. Wackelzahn. Pubertät. Die gesamte Kindheit ist ein Reifeprozess und dient der Entwicklung des Kindes. Kindheit und Familie-Sein sind bunt und wild und auch anstrengend, und niemand hat jemals behauptet, dass es leicht werden würde. Weder für die Eltern, noch für die Kinder. Und in den meisten Fällen gehören die kleinen und großen Krisen tatsächlich einfach dazu, sind für irgendwas Hilfreiches gut, und keiner hat etwas falsch gemacht. Es kann also nur zu Frust führen, wenn wir erwarten, dass alles linear und durchweg harmonisch verläuft.  Die Krisen und Konflikte laden ein, gute Lösungen zusammen zu finden und daran zu wachsen, sich selbst besser kennen zu lernen, die Beziehungen zu vertiefen und die Erfahrung zu machen, dass Herausforderungen bewältigbar sind und man selbst ganz schön stark ist – vor allem im Team.

 

Und manchmal ist phasenweise auch einfach alles gut. Tatsächlich Harmonie und Friede in allen Ecken und Enden. Und nicht nur in diesen Momenten werden wir uns der Endlichkeit dieser Lebensphase „Ganz nah Familie-Sein“ bewusst. Und wir entdecken die ersten letzten Male im Alltag.

 

Das letzte Mal stillen oder Fläschchen geben.

Das letzte Mal Hand in Hand laufen.

Das letzte Mal in den Schlaf begleiten.

Das letzte Mal anschaukeln.

Das letzte Mal Äpfel schnitzeln, Brot schmieren, Nase putzen, Luftmatratze aufpusten, Schwimmflügel anziehen, Schuhe binden.

Das letzte Mal bei den Hausaufgaben helfen.

Das letzte Mal Streit schlichten.

Das letzte Mal „Um 23 Uhr bist du zuhause“ rufen.

 

Und irgendwann sind alle ersten Male und alle letzten Male im Rahmen dieser Lebensphase erlebt. Irgendwann ist all das Schöne und gleichzeitig Anstrengende vorbei. Irgendwann ist es wieder nur wegen uns selbst unordentlich, meistens leise, der Tee heiß und wir ganz mit uns selbst.

 

Das wird anders anstrengend und auch schön, und wir werden es genießen und das Beste daraus machen – so wie jetzt auch!

 

 

Hanna Articus

Räume für Menschen

 
Das Online-Portal für Eltern

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