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Zeit

Kinder leben im Hier und Jetzt. Sie genießen den Augenblick und denken nicht schon weit voraus. Und sie sind für uns Eltern wichtige Lehrmeister. Denn wir können nur glücklich sein, wenn wir uns an den kleinen Dingen in der Natur und im Umgang miteinander erfreuen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist Zeit. Deshalb ist sie das Kostbarste, was wir unseren Kindern mit auf den Weg geben können.


Abtauchen in Fantasiewelten

Sarah, fünf Jahre, sitzt im Garten unter der großen Trauerweide, ihrem Lieblingsplatz. Hier breitet die Kleine ihre Schätze aus: Funkelsteine, Eicheln, Kastanien und Nüsse. Sie spricht mit Zwergen und Elfen, ist der Natur ganz nah. Sarah bekommt gar nicht mit, dass Mama sie ruft. So sehr ist die Kleine in ihre Fantasiewelt abgetaucht. Bis die Mutter plötzlich den Schleier der Weidenzweige lüftet und Sarah auffordert, sofort ins Haus zu kommen: „Oma und Opa sind da! Beeil dich, denn es gibt gleich Kuchen!“

 

Immer wieder passiert es, dass Kinder abrupt aus einer Tätigkeit oder aus ihrer Fantasiewelt gerissen werden. Es fällt es Eltern oft schwer, ihre Kinder einfach gewähren zu lassen. Denn das Zeitverständnis der Großen steht im krassen Gegensatz zu dem der Kleinen. Erwachsene möchten den Alltag effizient gestalten. Ihnen ist das Ergebnis einer Arbeit wichtig – nicht das Tun.


Eltern als Brückenbauer

Kindern im Vorschulalter ist dieses Denken fremd. Sie leben im Augenblick und brauchen Räume der Ungestörtheit, damit sie nach ihrem eigenen Tempo leben, spielen und in sich ruhen können. Auf Sarah übertragen heißt das: Die Kleine hätte ihre Großeltern auch noch später begrüßen können. Besser wäre gewesen, wenn Oma und Opa in den Garten gegangen und sich für Sarahs Schätze interessiert hätten. Kinder brauchen nämlich solche Brücken zwischen der Welt der Erwachsenen und ihrer eigenen Fantasiewelt. Wir Erwachsenen können diese Brücken wieder bauen. Es kostet Zeit und Geduld. Aber wir sind dazu in der Lage, weil wir ja auch mal als Kinder am anderen Ufer gesessen haben. Und es täte uns gut, öfter selber über die Brücke zu gehen und uns einzulassen auf die wunderbare Welt unserer Kinder.


Freiräume zum Entdecken

Doch in unserer schnelllebigen Zeit werden immer mehr Brücken zwischen uns und den Kindern abgerissen. Schon die Kleinen sind eingebunden in einen starren Terminplan. Über den Kindergarten hinaus stehen am Nachmittag Termine wie Musikschule, Sportverein oder Kinderyoga an. Kein Wunder, dass heute immer mehr Kinder unruhig und zappelig sind – viel mehr als noch vor einer Generation. Dabei brauchen Kinder in den ersten Lebensjahren nur eines: die Liebe und Fürsorge ihrer Eltern, eine natürliche Umgebung, in der sie sich ungestört entwickeln können, und genügend Freiräume zum Entdecken und Forschen.

Bitte keine Förderkurse!

Leider werden Eltern durch Schlagzeilen und Berichte in den Medien verunsichert. Da heißt es, Kinder sollten von klein auf gefördert werden. Eine ganze Industrie und leider auch große Teile unserer Gesellschaft schlagen daraus Kapital. Immer mehr Frühförderkurse und Fördermaterialien kommen auf den Markt. Eltern greifen oft wie nach einem Strohhalm danach – in dem Glauben, das Beste für ihr Kind zu tun. Wichtige Sinneserfahrungen bleiben dabei auf der Strecke. Und das ist fatal. Denn Kinder lernen nur durch unmittelbares Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken und Riechen. Sie möchten sich mit dem beschäftigen, was Mama und Papa gerade arbeiten, und nicht per Knopfdruck beantworten, ob die Banane und die Zitrone eine gleiche Eigenschaft haben, nämlich die gelbe Farbe. Das lernen sie in der Küche ganz nebenbei.


Kinder brauchen Eltern als Vorbilder

Wir Eltern sollten beherzigen: Bei der Zeit, die wir mit unseren Kindern verbringen, wiegt die Qualität um ein Vielfaches mehr als die Quantität. Oft entsteht ein Bruch jenseits des Babyalters. Wenn ein Baby zur Welt kommt, sind Eltern bemüht, sich in ihr Kleines einzufühlen und seine Bedürfnisse an Liebe, Fürsorge und Zeit zu erfüllen. Jeder Fortschritt in der Entwicklung wird bejubelt. Und dann erwarten sie plötzlich vom Kind, dass es „vernünftig“ ist, sich selber beschäftigt und dem Rhythmus der Eltern anpasst. Damit überfordern Eltern ihr Kind. Denn es braucht sie noch genauso wie als Baby – nur anders. Ein Kind möchte mithelfen, wenn die Eltern kochen, backen, handarbeiten und gärtnern. Zeiten gemeinsamen Arbeitens sind wertvoll. Kinder lernen hier nämlich eine Menge fürs Leben. Denn sie werden schöpferisch tätig. Dies ist bei noch so ausgeklügelten Förderprogrammen nicht der Fall. Kinder möchten in der Realität des Alltags leben – und nicht in einer kindertümelnden Umgebung, in der Messer stumpf und Puppenherde oder Bohrmaschinen nur Attrappen aus Kunststoff. Kinder an den richtigen Umgang mit Materialien heranzuführen, kostet Zeit und Geduld. Aber diese Investition macht sich bezahlt. Denn fest steht, dass Kinder, die sich aus eigenem Antrieb immer mehr Herausforderungen stellen, später ihr Leben besser in den Griff bekommen. Ein Kind, dessen Mutter oder Vater gern bastelt, braucht keinen zusätzlichen Bastelkurs im Kindergarten. Denn es bekommt zu Hause viel mehr Input und kann eigene Ideen entwickeln.


Gemeinsame Zeiten der Muße

Wichtig sind auch Zeiten des Nichtstuns. Auch hier können Große viel von den Kleinen lernen. Kinder sind nämlich Meister im Entspannen und Fantasieren. Fantasie und Kreativität können sich nur ausbilden, wenn Mädchen und Jungen oft Gelegenheit haben, in sich zu ruhen. Wenn sie Zeit und Raum haben, sich – ungestört von uns Erwachsenen – zurückzuziehen. Auch gemeinsame Zeiten der Muße sind wichtig: das abendliche Plauderstündchen bei einer Tasse Tee, das Anschauen von Fotos und Bilderbüchern oder das Betrachten des Sternenhimmels. Gemeinsam verbrachte Zeit ist nun mal das Wertvollste, das wir haben. Eine Basis für die Entwicklung unserer Kinder, die stabil bleibt und sie mit Zuversicht durchs Leben gehen lässt.

 
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