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Lärm

Immer mehr Kinder leiden unter der zunehmenden Lärmbelästigung im Alltag. Oft mit gravierenden Folgen, wie Studien belegen. Durch Lärmeinwirkung wird vermehrt Adrenalin ausgeschüttet. Das führt zu Stress und damit zu Unruhe und Schlafstörungen. Außerdem kann das Ohr dauerhaft geschädigt werden. Wie Eltern ihre Kinder schützen können.


Ab 60 Dezibel wird es kritisch

Schon mittelstarker Straßenlärm kann Kinder krank machen. Den Beweis lieferten entsprechende Untersuchungen, etwa an der Universität Innsbruck. Eine Gruppe zehnjähriger Kinder wohnte in einer Umgebung mit einer durchschnittlichen Geräuschkulisse von unter 50 Dezibel, bei der zweiten Gruppe waren über 60 Dezibel üblich. Anschließend wurde die Stress-Belastbarkeit der Kinder beider Gruppen untersucht – mit erschreckenden Ergebnissen. Denn bereits eine Lärmbelästigung ab 60 Dezibel führt bei Kindern zu einem höheren Blutdruck und einem schnelleren Puls und wirkt sich negativ auf die Leistungsfähigkeit aus. 60 Dezibel entsprechen übrigens der Lautstärke einer Spülmaschine oder eines normalen Gesprächs.


Bessere Leistungen durch optimale Raumakustik

Weitere Studien belegen einen deutlichen Zusammenhang zwischen Lärm und Lernfähigkeit. Im Rahmen der so genannten RANCH-Studie wurden 2800 Grundschulkinder in vier europäischen Ländern untersucht. Das Ergebnis: Ab einem Dauerschallpegel von 50 Dezibel am Tag vermindert sich die Fähigkeit Gelesenes richtig zu verstehen. Untersuchungen an der Universität Oldenburg haben darüber hinaus ergeben: Sogar moderate Hintergrundgeräusche können die Leistungen von Schülern um zehn bis 25 Prozent verschlechtern. Mit einer besseren Raumakustik konnten die schulischen Leistungen um bis zu zehn Prozent gesteigert werden. Entscheidend dabei ist, dass die Nachhallzeit nicht zu hoch ist – möglichst nicht länger als 0,5 Sekunden.


In Kindergärten wird es immer lauter

Was für Schulen gilt, trifft auch schon auf Kindergärten zu. „Sogar dort wird es immer lauter“, weiß Peter Lang, Leiter des Berufskollegs am Waldorfkindergartenseminar in Stuttgart. Er nennt alarmierende Untersuchungsergebnisse des dänischen Sozialministeriums, das den Geräuschpegel in Kindertagesstätten messen ließ: „In den meisten untersuchten Einrichtungen wurden die erlaubten Lärmgrenzen überschritten und in einigen von ihnen sogar 80 bis 85 Dezibel erreicht“, sagt Peter Lang. „Krach im Kindergarten verursacht noch stärkeren Lärm. Ist es in der Einrichtung laut, dann reden, rufen und schreien die Kinder umso lauter, um überhaupt noch auf sich aufmerksam zu machen. Auch die Erzieherinnen drehen an der Lärmspirale und werden lauter und lauter, damit sie von den Kindern wahrgenommen werden.“

So laut wie ein Presslufthammer

Auch hinter deutschen Kindergartentüren geht es nicht ruhiger zu. Peter Lang zitiert eine Untersuchung von Prof. Dr. Gerhard Zicha, Experte für Umwelttechnik an der Fachhochschule Landshut: „In einer bayerischen Kreisstadt wurde in zwei Kindergartengruppen der Geräuschpegel beim Spielen, Essen und Turnen gemessen. Der jeweils über 15 Minuten gemessene Schallpegel bewegte sich zwischen 87,8 und 92,7 Dezibel. Dies entspricht dem Lärm eines Presslufthammers in sieben Meter Entfernung.“


Hörschäden sind vorprogrammiert

Der permanent hohe Geräuschpegel in einer immer lauter werdenden Welt sei alarmierend, meint Peter Lang zu Recht. Immerhin hat bereits jeder vierte Jugendliche Höreinbußen erlitten. Und die sind leider nicht mehr zu reparieren. Sehr laute Musik über Kopfhörer kann schon bei wenigen Minuten pro Woche zu längerfristigen Hörschäden führen. Aber auch eine kurze Lärmeinwirkung kann einen Gehörschaden verursachen, zum Beispiel der Knall einer Spielzeugpistole oder eines Feuerwerkskörpers nahe am Ohr. „Hörschädigungen beginnen sehr oft unbemerkt“, warnt Peter Lang. „Die Flimmerhärchen im Innenohr sind wegen der hohen Lärmbelästigung erschlafft. Passiert das häufiger, knicken sie um – wie ein Getreidehalm bei einem Sturm. Sie verkleben dann und können keine Geräusche mehr an den Hörnerv weitergeben. Das Gehör wird nach und nach immer schlechter.“ Lärm verursacht aber nicht nur Schwerhörigkeit. Er kann auch unangenehme Ohrgeräusche hervorrufen. In der Fachsprache nennt man dieses Piepen, Pfeifen und Summen im Ohr Tinnitus.


Der Stille wieder eine Chance geben

„Überall sind wir von Geräuschen umgeben. Das Telefon klingelt, aus dem Computer summt und piept es. Hinzu kommt die Dauerberieselung mit Musik. Es wird Zeit, aus dieser Lärmspirale auszubrechen und der Stille wieder eine Chance zu geben“, sagt Peter Lang. Er empfiehlt, notfalls bauliche Veränderungen vorzunehmen. „Oft reicht das Anbringen von Vorhängen oder Stoffbahnen, um den Schall zu dämpfen“, sagt er. Wichtig sei es darüber hinaus zu überlegen, welche Geräuschquellen man abschalten könnte. „Hier ist es hilfreich, einmal mit gespitzten Ohren durch die Wohnung, den Kindergarten oder die nähere Umgebung zu gehen, um unnötigen Geräuschquellen auf die Spur zu kommen“, rät Peter Lang. Zwei treffende Beispiele: Das Geräusch des Motors und der Straßenlärm von außen sind beim Autofahren schon laut genug. Da muss nicht noch Musik aus dem Radio dröhnen. Und beim Vorlesen oder Spielen stört Hintergrundmusik nur – auch wenn sie leise ist.


Alles Grelle und Laute schadet Kindern

„Wichtig ist auch, dass Kinder lernen, sich auf einzelne Geräusche zu konzentrieren, etwa das Rascheln der Blätter, das Knacken der Zweige, das Singen eines Waldvogels, der eigene Atem, das Brausen des Windes“, sagt Peter Lang. „Es geht darum, die Geräuschsoße, an die wir uns leider schon gewöhnt haben, ein Stück weit aufzulösen.“ Der Diplom-Pädagoge warnt vor der oft verkannten Lärmbelästigung durch Spielzeuge. „Dinge, die mit Batterie betrieben werden und Geräusche und Lichtreflexe verursachen, gehören nicht in Kinderhand. Alles Grelle, Laute und Heftige schadet nachweislich der Sinnesentwicklung der Kleinen.“

 
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