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Elterliche Verantwortung

Was Kinder brauchen Teil 1 – elterliche Verantwortung

 

Es gibt so viele verschiedene Wege, Kinder ins Leben zu begleiten wie es Familien auf dieser Erde gibt. Und es ist noch gar nicht so lange her, dass sich die Menschheit noch keinerlei Gedanken darüber gemacht hat, wie eine dem Kindeswohl und der Entwicklung der Kinder förderliche Begleitung ins Leben aussieht. Heute füllen unzählige Ratgeber die Regale, es gibt Elternkurse und viele Experten. Es gibt auch viele Antworten auf die Frage, wie es denn richtig geht, das Kinderbegleiten. Ich befürworte sehr, sich mit diesen Themen und vor allem auch der eigenen Prägung auseinanderzusetzen, empfehle jedoch vor allem Ratgeber & Kurse, die Eltern zu ihrem Eigenen richtig hinführen und zu ihren eigenen Antworten leiten. Die meisten Eltern finden ganz natürlich aus sich heraus ganz wunderbare eigene Wege und Lösungen, wenn sie in Verbindung mit sich selbst und ihrem Kind sind. Manchmal bedarf es etwas Arbeit und Unterstützung, um diese Verbindung mit sich selbst und/oder dem Kind wieder herzustellen, zu aktivieren und zu nutzen. Aber ist sie erst mal (wieder) da, geht alles leichter. Nicht reibungs- oder konfliktlos – aber so, dass sich die Konflikte lösen lassen und sich die Waage halten mit leichten Momenten.

 

Was ist denn nun aber der kindlichen Entwicklung förderlich? Was braucht ein kleiner Mensch – jetzt als Kind und auch im Hinblick auf seine Entwicklung hin zu einem Erwachsenen? Ich werde hier nach und nach ein paar Aspekte beleuchten, so dass spür- und sichtbar wird wie vielschichtig und prozesshaft diese wunderbare, uns herausfordernde elterliche Aufgabe ist und was alles dazu gehört.

In diesem Beitrag geht es darum, wie wichtig es für Kinder ist, dass Eltern voll und ganz die Verantwortung übernehmen. Zu den Eltern gehört die Verantwortung für

 

•      den Rahmen: das gemeinsame Zuhause, die Versorgung und die Sicherheit des Kindes

•      sich selbst: das Verhalten, die Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche, die eigene Energie und alle weiteren die Eltern betreffenden Belange (Finanzen, Beziehungen ...)

•      die gemeinsamen Beziehungen und die Atmosphäre zu Hause

•      das Kind: seine Sicherheit, seine Bedürfnisse, seine psychische und physische Gesundheit und seine Entwicklung

 

Es ist so wichtig, dass sich Eltern dieser Aspekte ihrer Aufgabe bewusst sind und die Verantwortung tatsächlich ganz und gar übernehmen. Denn das bewirkt, dass sich die Kinder fallen lassen können und all ihre Energie frei haben, um zu spielen und zu lernen. Verantwortung zu übernehmen bedeutet niemals, die elterliche Macht zu missbrauchen und Kinder mit allen Mitteln und mitunter Gewalt dazu zu bringen das zu tun, was Eltern für richtig halten. Es bedeutet mit Weitsicht den Rahmen abzustecken, die verschiedenen Bedürfnisse zu sehen und mitzudenken & kreativ Lösungen zu entwickeln. Dabei passieren menschlicherweise auch Fehler. Wichtig ist auch hier die Verantwortung zu übernehmen und zu dem Fehler und den möglichen Folgen zu stehen. Das fühlt sich evtl. für manche Eltern bedrohlich an, da es in vielen vergangenen Kindheiten schlimme Folgen für Fehler gab. Hier dürfen Eltern erfahren und spüren, dass nichts Schlimmes passiert, wenn sie Fehler eingestehen und sagen „Es tut mir leid“.

Oh, Ja. All das ist sehr komplex, anstrengend und herausfordernd! Liebe Eltern, ihr dürft euch Gutes tun und eure Energietanks füllen, so dass ihr dazu in der Lage seid. Und ihr dürft euer Leben so gestalten, dass ihr diese Aufgabe erfüllen könnt. Denn auch das ist ganz und gar eure Verantwortung. Niemand außer euch ist für euer Wohlbefinden und das eurer Kinder verantwortlich. Wenn euch das manchmal zu viel ist, ist das völlig normal. Das bedeutet nicht, dass ihr nicht gern Mama oder Papa seid oder gar unfähig. Wir lernen diese Fähigkeiten erst im Tun und müssen in diese Aufgabe erst hineinwachsen. Wenn es euch anstrengt, erzählt euren Freunden davon, jammert ausgiebig – ihr werdet sehen, auch anderen geht es hin und wieder so. Lernt voneinander. Wenn das Gefühl der Überforderung allerdings länger anhält und das Bedürfnis danach, die Verantwortung abzugeben, wächst, geht aktiv auf Lösungssuche und holt euch Unterstützung. Denn Kinder haben feine Antennen dafür, wenn ein Verantwortungsvakuum entsteht und übernehmen Verantwortung dann manchmal von sich aus. Zum Beispiel, indem sie Aufgaben übernehmen, Entscheidungen treffen, die sie überfordern oder sie fühlen sich für euer Wohlbefinden verantwortlich und nehmen sich zurück, um euch zu schonen. All das tut ihrer Entwicklung auf Dauer nicht gut. Es ist eine zu große Last, wenn Kinder für einen der oben genannten Bereiche die Verantwortung übertragen bekommen (beabsichtigt oder nicht). Das kann vorübergehend erleichternd wirken auf den familiären Alltag und es kann sich einschleichen, dass Eltern die Verantwortung nicht zurück übernehmen. Natürlich gibt es manchmal Phasen im Leben, da geht es zeitweise nicht anders, z.B. wenn sich Eltern trennen, krank oder aus anderen Gründen temporär nicht voll einsatzfähig sind. Das sollte den Eltern dann jedoch bewusst sein, in der Familie klar kommuniziert werden und nur von kurzer Dauer sein.

Ein Beispiel:

Lotte und Ben müssen einen teuren Kredit bezahlen und sind deswegen derzeit beruflich sehr eingespannt. Zudem ist Lottes Mutter pflegebedürftig. Die beiden haben weder Zeit für sich selbst, noch für sich als Paar. Marie (7 Jahre) und Johannes (9 Jahre) spüren das. Marie will ihre Eltern nicht zusätzlich belasten und fragt gar nicht mehr nach gemeinsamen Unternehmungen. Sie verabredet sich selbst mit ihren Freundinnen oder spielt für sich in ihrem Zimmer. Ihre Eltern sind ihr insgeheim dankbar und freuen sich, dass ihre Tochter schon so selbständig ist. Johannes wird immer stiller, er zieht sich viel zurück. Als das Paar immer häufiger streitet und sich Marie als Blitzableiter anbietet, indem sie zunehmend stört, erkennen die Eltern, dass Handlungsbedarf besteht und machen sich auf die Suche nach Lösungen.

 

Dieses Beispiel ist sehr verkürzt und vereinfacht dargestellt. Es geht mir darum spürbar zu machen, dass und wie sich unsere erwachsenen Lebenswelten auf Kinder auswirken können. Das bedeutet nicht, dass selbständige und stille Kinder zu viel Verantwortung übernehmen. Wenn Kinder allerdings beginnen sich auffällig zu verhalten, kann eine Not und auch eine Verantwortungsverschiebung dahinter stecken. Dann ist es die Verantwortung der Eltern hinzuschauen.

 

Und wie lernen Kinder auf gesunde Art Verantwortung zu übernehmen? Sie erleben zum einen spürbar an ihren Eltern als Modell was es bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und wie das konkret im Alltag aussieht. Es ist ihnen natürlich nicht von Anfang an bewusst und kognitiv zugänglich. Sie erfahren es eher wie eine Art Schablone, indem sie das elterliche Verhalten verinnerlichen. Wenn sie erwachsen sind und z.B. selbst Eltern werden, haben sie die Art und Weise ihrer Eltern zur Verfügung, werden aber gleichzeitig neu entscheiden und für sich definieren, wie sie diese Aufgabe erfüllen wollen. Zum anderen lernen Kinder im fortgeschrittenen Alter Verantwortung zu übernehmen, indem sie allmählich Schritt für Schritt in Entscheidungen mit einbezogen werden.. Den Rahmen stecken auch hier wieder die Eltern mit Wohlwollen und Weitsicht ab. Es geht hier darum, dass Kinder sich ausprobieren und üben dürfen, Entscheidungen zu treffen. Fehler gehören selbstverständlich dazu und sind eine wunderbare Reflexionsgrundlage. Wichtig ist, dass Kinder Verantwortung als etwas grundsätzlich Gutes kennen lernen und sich selbst als wirksam erleben. Die Verantwortung für eventuelle Folgen bleibt übrigens auch hier lange Zeit bei den Eltern und kann nicht an das Kind übertragen werden.

Ein Beispiel

Carlos ist fünfeinhalb Jahre alt und noch mitten in der Autonomiephase. Elisa, seine Mama, hat inzwischen durch Carlos‘ Begleitung in dieser intensiven Phase die Erfahrung gemacht, dass Selbstbestimmung für Carlos ein wichtiges Bedürfnis ist. Sie versucht, im Laufe des Tages Räume für ihn zu schaffen, in denen er kleine Entscheidungen selbst treffen kann. Zum Beispiel schauen sie morgens zuerst gemeinsam aus dem Fenster und überlegen gemeinsam, welche Kleidung zum heutigen Wetter passt. Es ist Herbst und Elisa hat vorsorglich alle kurzen Hosen und Shirts beiseite gelegt. Carlos entscheidet sich für die grüne Hose und den roten Pulli. Er schlüpft barfuß in die Gummistiefel und flitzt raus. Elisa weiß, dass es Carlos auf dem Spielplatz vermutlich warm ist, weil er sich viel bewegt. Für die Vesperpause auf der Bank packt sie noch eine Jacke und Socken ein. Es ist ein Balanceakt und ein Abwägungsprozess, der die aktuellen Bedürfnisse nach Wärme, Gesundheit und Selbstbestimmung miteinbezieht. Elisa holt sich unterwegs einen Kaffee und freut sich über die mit Leichtigkeit gelöste Situation. Die nächste Herausforderung kommt bestimmt.

 

Klopft euch mal kräftig auf die Schultern liebe Eltern,


Hanna Articus

Räume für Menschen

 
Das Online-Portal für Eltern

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