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Lesen, Rechnen, Schreiben - Wie Eltern unterstützen können

Ulrike Barth ist Waldorflehrerin, Sonderpädagogin, Erwachsenenpädagogin und Lerntherapeutin (FiL) und arbeitet an einer Berliner Waldorfschule mit einem sonderpädagogischen Zweig.

"Wenn Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen auftreten, ist es wichtig, im Einzelfall zu unterscheiden und genau hinzusehen, was mit dem Kind wirklich los ist."


Wieso will mein Kind noch nicht lesen, obwohl es schon alle Buchstaben kann?

Kinder lernen nachahmend. Das bedeutet, dass schon vierjährige Kinder Buchstaben kennen, vor allem, wenn wir Eltern ihnen viel erklären, beispielsweise im Aufzug das „E“, oder am Computer oder an der Telefontastatur. Der Lesevorgang ist eigentlich ein natürlicher Entwicklungsschritt der Kinder und braucht nicht forciert zu werden. Es gibt natürlich Kinder, die ihr eigenes Tempo wählen. Auch dies hat nicht unbedingt einen pathologischen Grund, sondern ist einfach entwicklungsmäßig bedingt. Sprechen Sie immer mit den Lehrern, denn die sollten Fachleute sein. Fangen Sie nicht zu früh mit quälenden Förderprogrammen an, aber behalten Sie Ihr Kind liebevoll im Auge. Auch hier gilt eine grundlegende Überlegung der Eltern: Was ist los im Leben des Kindes? Gibt es psychische Belastungen, die dem Lernweg des Kindes im Wege stehen? Sind es physiologische Gründe? Ist mit dem Sehen, Hören und der Motorik alles in Ordnung? Hier sind Ergotherapeuten gefragt! Ist es ein didaktisches Problem? Hat das Kind allgemein zu viel um die Ohren, dass es sich auf die Lernvorgänge nicht konzentrieren kann.

Als allgemeine Regel gilt: Es gibt ein Zeitfenster, in dem das Lesenlernen angesagt ist und es kommt natürlicherweise wirklich alleine. Je nach Schultyp ist das etwas unterschiedlich, wann die Kinder lesen, für die Waldorfschule ist das am Ende der 2. Klasse, Anfang 3. Klasse.

Hier ist der altersmäßig der Punkt, wo man aufmerksam werden muss, wenn ein Kind noch nicht lesen kann. Gute Lerntherapeuten wissen, was zu tun ist! Und kennen entsprechende Ärzte oder Diagnosezentren.


Was ist los, wenn mein Kind spiegelverkehrt schreibt?

Keine Angst, wenn das Kind spiegelverkehrt schreibt. Das ist im Schulanfängeralter noch ganz normal und lässt noch nicht auf eine Schreibschwäche schließen. Auch hier liegt die motorische Entwicklung der Kinder zugrunde. Die Dominanzentwicklung und dann auch das Überkreuzen der Körpermittellinie sind Voraussetzung für das Schreiben. Diese Entwicklungsphase kann in einzelnen Fällen erst mit dem 9. Lebensjahr abgeschlossen sein. Fachleute hierfür sind beispielsweise auch viele Ergotherapeuten. Dominanz heißt, dass eine Körperhälfte deutlich die ausgeprägtere ist. Aber viele Menschen haben keine klare Dominanz von Auge, Ohr, Fuß und Hand. Dominanz bedeutet, dass eine Hand, ein Ohr, ein Fuß immer der ausgeprägtere ist. Es gibt Linkshänder und Beidhänder und das hat Auswirkung bis hin zu gehirnphysiologischen Vorgängen.

Wichtig für das Schreiben, Lesen und Rechnen lernen aber ist eine klare Dominanzausreifung. Zwar haben viele Menschen keine Probleme und integrieren das Durcheinander ihrer Dominanzen auch ganz praktisch in ihr Leben, aber manche eben nicht. Da hilft zum einen das Wissen um dieses Problem, es gibt einige wenige Fachleute für dieses Thema.

Manche Kinder brauchen einfach etwas mehr Zeit. Aber es gibt auch Kinder die wirkliche Probleme mit dem Richtungssinn haben und damit dann Probleme beim Lesen, Schreiben und Rechnen entwickeln.

Wenn Sie Fragen haben, gehen Sie freundlich auf Lehrer zu, möglichst ohne Vorwürfe, sonst entstehen gleich Fronten, die dem Kind sicher nicht helfen werden.

Kann Ihnen der Lehrer nicht helfen, suchen Sie Fachleute auf: Lerntherapeuten, in Berlin gibt es beispielsweise Frau Regine Wachsmuth oder Frau Dr. Pester mit ihrem Linkshänderberatungsinstitut etc.


Mein Kind kann nicht zählen. Was tun bei Rechenschwäche?

Hier gilt das Gleiche wie bei allen schulischen Problemen: Erst muss der Körper so weit sein, bevor der Kopf zum Lernen kommen kann. Es gibt eine Vielzahl von Basalfähigkeiten, die ein Kind erlangen sollte, bevor es Rechnen und Schreiben lernen kann. Kinder brauchen dafür eine freie und entspannte motorischen Entwicklung. Vielleicht kennen Sie den Spruch „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht.“ Das bedeutet, nicht wir Erwachsenen müssen den Kindern irgendwelche Kompetenzen antrainieren, sondern wir müssen den Raum schaffen, dass Kinder ihre Kompetenzen entfalten können.

Das wussten schon die beiden großen Pädagoginnen Emmi Pikler und Elfriede Hengstenberg und haben entsprechende Konzepte entwickelt, die heute an manchen Schulen auch wieder eingesetzt werden.

Das Rechnen kommt, wenn die Kinder so weit sind! Auch hier gibt es Entwicklungsschritte. Wenn ein Kind wirklich nicht anfängt zu zählen und nachzuahmen z.B. Zahlen zu malen, mit dem Körper darzustellen, dann fragen Sie beim Kinderarzt. Eine ergotherapeutische Behandlung und psychomotorisches Turnen kann Wunder wirken. Bei einer wirklichen Rechenstörung sind Fachleute gefragt. Wenn das Kind schon in der Schule ist und noch nicht zählen kann, ist ein Gespräch mit dem Lehrer erforderlich! Und hier sollte man nicht warten, denn zählen sollten die Kinder bereits vor Beginn der Schulzeit! Wenden Sie sich an eine gute Lerntherapie.

 
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