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Geteiltes Leid ist halbes Leid

Sicherlich kennen alle unter uns das Märchen Aschenputtel, das von der rußigen Magd zur schönen Prinzessin wird. Aschenputtel wurde zu Beginn der Geschichte gedemütigt, ausgeschlossen und ausgenutzt. Sie hatte weder eine liebevolle Stiefmutter, noch mitfühlende Stiefschwestern. Dennoch besaß sie ein paar Schutzfaktoren, die ihr halfen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Die intensive Beziehung zu ihrem Vater vor seinem Tod, verschiedene Tiere, ein paar der Hausangestellten, die sie schätzten und die Fee, die sie immer wieder ermutigte. So gelang es ihr, innerlich stark zu bleiben und am Schluss den Prinzen und ihr happy end zu bekommen.

Natürlich ist die Geschichte ein Märchen und hat erstmal nichts mit dem echten Leben zu tun.


Dennoch sind wir Menschen auch immer wieder Krisen und erschwerten Lebensumständen ausgesetzt. Denken wir an Corona, die Klimakrise, oder an den Krieg in der Ukraine…bei diesen gesellschaftlichen Themen sind wir mit Angst, Ohnmacht und Kontrollverlust konfrontiert. Auch im persönlichen Alltag kann unser Leben unterschiedliche Herausforderungen und Krisen beinhalten. Jobverlust, Wohnungskündigung, Flucht, Unfall oder andere Schicksalsschläge. Wie auch wir sind unsere Kinder gesellschaftlichen wie persönlichen Krisen ausgesetzt. Der Opa stirbt, die Eltern lassen sich scheiden, sie müssen umziehen, werden schwer krank, es kommt unerwartet ein Geschwisterkind… Themen, die sie nicht beeinflussen können.

Dann ist wie bei Aschenputtel Widerstandsfähigkeit gefragt, auch Resilienz genannt. Sie wird als eine Art Immunsystem der Seele bezeichnet. Studien in der Resilienzforschung zeigen, dass Kinder u.a. eine stabile Beziehung zu mindestens einer Bezugsperson benötigen, die ihnen in belastenden Situationen Sicherheit vermittelt. Dies sind im besten Fall wir Eltern. Aber auch eine Tante, Großeltern, die Klassenlehrerin oder die Tagesmutter sind manchmal intensive Wegbegleiter und können in (dysfunktionalen Familienstrukturen) als stabile Bezugsperson in Frage kommen.

 

Wenn es unserem Kind akut schlecht geht, reagieren wir oft reflexartig und wollen ihm helfen. Wir möchten, dass es unserem Kind wieder gut geht, dass es wieder glücklich ist und wenden dabei nicht immer hilfreiche Strategien an. Wir beginnen dann vielleicht zu beschwichtigen, abzulenken, eigene Geschichten zu erzählen, aufzumuntern. Aber vermutlich benötigt unser Kind am allermeisten, dass wir gerade voll und ganz für es da sind. Mit all unserer inneren Kapazität. Es braucht jemand, der bereit ist, diese intensiven Gefühle mit ihm zu teilen, also genau dort mit ihm zu sein, wo es gerade schwierig ist. Es benötigt von uns echte Anteilnahme, Mitgefühl und liebevolle Präsenz. Indem wir unserem Kind ungeteilte, urteilsfreie und zugleich eine wohlwollende Aufmerksamkeit schenken, kann Verbindung und vielleicht sogar Entspannung stattfinden. Danach erst sollten wir den Raum aufmachen und überlegen, ob es um pure Annahme der Situation geht, ob gemeinsam eine Lösung überlegt werden soll, ob Veränderung möglich ist oder ob unsere Meinung gefragt ist.

Die Krise ist dadurch vielleicht noch nicht weg, aber unser Kind spürt, dass - egal was ist - es nicht alleine ist und wir für es da sind und es unterstützen.

 

Corinna Muderer
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