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Über Selbstfürsorge


Alleine aufs Klo gehen, eine Badewanne voll mit schillerndem Schaum, eine Tasse Tee am Morgen bevor der Trubel los geht, eine Folge der Lieblingsserie am Abend, wenn alle schlafen, einen Tag am See mit Freunden, ein Kapitel in einem guten Buch ungestört lesen – es braucht gar nicht den teuren Wellness-Urlaub; es reicht aus, diese wohltuenden kleinen feinen Kostbarkeiten in den Alltag zu streuen und sie bewusst wahrzunehmen. Sie tun gut und streicheln Körper und Seele. Reicht das wirklich? Heutzutage haben viele Eltern das Gefühl, dass diese einzelnen kleinen lichten Momente nur zischende Tröpfchen auf glühend heiße Steine sind und nicht lange wirken. Und tatsächlich, im Verhältnis zum alltäglichen Stressgebirge in vielen Familien können sie oft wirklich wenig ausrichten.

 

Was bedeutet das? Die Selbstfürsorge sein lassen und den Stress ertragen? Nein. Es geht darum, die Selbstfürsorge auszuweiten und um die auf den ersten Blick unangenehmen Aspekte der Selbstfürsorge zu ergänzen: Ganzheitliche Selbstfürsorge ist auch unangenehm. Selbstfürsorge bedeutet Ja zu sich zu sagen, was manchmal ein Nein zu anderen Menschen bedeutet, und diese Abgrenzung fällt vielen schwer. Selbstfürsorge bedeutet auch, sich langfristig nicht mehr Aufgaben aufzubürden, als ein Mensch mit angemessener Anstrengung bewältigen kann. Das bedeutet weiter, dass vielleicht manchmal nicht alles möglich ist, was man sich wünscht und es müssen Prioritäten gesetzt, Ansprüche & Perfektion gesenkt und entsprechende Entscheidungen getroffen werden.

Nicht alle Menschen haben die Möglichkeit in allen Lebensbereichen frei zu wählen, was sie tun und lassen wollen. Und trotzdem lohnt es sich für Eltern zu überprüfen ob sie ihren Alltag grundsätzlich gern haben und ob sich die Dinge, die ihnen nicht gefallen, gestalten und verändern lassen. In der Regel haben Menschen mehr Einfluss und Spielraum als sie denken. Manchmal sind dafür eben auch unangenehme Schritte und Handlungen nötig: vielleicht müssen Eltern um Hilfe bitten oder ablehnen zu helfen. Manchmal werden Mitmenschen frustriert sein. All das ist mitunter kurzfristig mit unangenehmen spannungsgeladenen Situationen und Emotionen verbunden. Denn Menschen wollen andere Menschen nicht verletzen oder fürchten sich davor abgelehnt zu werden. Doch in Bezug auf die Selbstfürsorge wirkt es entlastend und befreiend, wenn Menschen nicht tun, was sie nicht können weil sie weder Zeit noch Energie dafür übrig haben.

Das ist kein Aufruf, sich ausschließlich um sich selbst zu drehen und nichts mehr für andere zu tun. Es geht darum sich kennen zu lernen, herauszufinden was man wirklich will und den Alltag entsprechend den aktuell zur Verfügung stehenden Kapazitäten zu gestalten. Wenn sich die Zeiten und Bedingungen wieder verändern (wenn die Kinder beispielsweise größer werden), werden auch wieder mehr Energien frei. 

Wenn sich der alltägliche Stress in einem gut händelbaren Maß bewegt und der Alltag überwiegend den Vorlieben der Familienmitglieder entspricht – d.h. jeder sein Leben lebt, ist der persönliche Energietank gefüllt. Es geht vor allem darum, diesen Tank nicht mehr leer werden zu lassen, denn aus einem leeren Tank ist nichts zu holen und nichts zu geben. Selbstfürsorge wirkt also am besten proaktiv, wenn sie ganz natürlich in den Alltag integriert ist (ausreichend Schlaf, Wasser, Bewegung, Kontakte, gesunde Ernährung, Hobbies, etc.). In der Folge sind Eltern für die kleinen und großen Krisen & Katastrophen des Alltags präventiv gestärkt. Andernfalls hinken sie den Krisen hinterher und sind damit beschäftigt, den Tank immer wieder aufzufüllen, anstatt aus dem Vollen zu schöpfen und kreativ Lösungen zu entwickeln. Ist der Tank grundsätzlich weitgehend voll, dann wirken auch die oben genannten kurzfristigen Kostbarkeiten wieder wohltuend, dann reicht eine Tasse Tee oder ein kleiner Spaziergang tatsächlich, um den Alltag kurz mit Abstand zu betrachten und mit Leichtigkeit zu bewältigen.

Kinder lernen von ihren Eltern, wie ein Mensch gut für sich selbst sorgt, sie schauen es sich bei ihnen ab und erhalten von ihnen die Erlaubnis, sich zunächst gut um sich selbst zu kümmern, um daraufhin  mit Kraft und vollen Tanks in die Welt hinaus zu gehen, die Aufgaben des Lebens zu bewältigen und Gutes zu tun. Zuerst an sich zu denken, galt lange Zeit als egoistisch und wurde strikt abgelehnt. Doch im Grunde ist Selbstfürsorge die Basis für Nächstenliebe.

 

Sorge gut für dich & andere!

 

Hanna Articus

Räume für Menschen

 
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