Margarete Ostheimer GmbH
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Wie können Eltern Kindern helfen mit diesem Gefühl umzugehen?
Mit den Fäusten gegen die Schranktür bollern, dem Papierkorb einen Fußtritt versetzen, so dass er durchs ganze Zimmer fliegt, Mama oder Papa als Blödmänner bezeichnen und den kleinen Bruder kneifen: Wut scheint bei Kindern oft keine Grenzen zu kennen. Warum dieses Gefühl wichtig ist, aber warum Eltern es auch nicht überwerten sollten.
Der siebenjährige Lukas soll einen Fehler im Diktat korrigieren, indem er das Wort fünfmal schreibt. Doch der Junge hat keine Lust. Als seine Mama ihn auffordert, seine Arbeit zu beenden, wirft er den Füllfederhalter durch die Küche und fegt mit seiner Hand das Heft vom Tisch. Die Tintenspritzer sorgen nicht gerade für gute Stimmung in der Küche. Lukas Mutter schimpft, und der Junge kreischt in einer Lautstärke, die einem Düsenflugzeug Konkurrenz macht. Was ist los mit Lukas, dass er sich so gebärdet?
Lernen, mit Gefühlen umzugehen
Nachdem wieder Licht am Horizont erscheint und sich die Wogen geglättet haben, denkt Lukas Mutter an ihren Großvater. Von dem wurde nämlich erzählt, dass er leicht aufbrauste, aber im Grunde herzensgut war. Ob Lukas in seine Fußstapfen tritt? In der Tat haben Wutanfälle auch mit dem Temperament zu tun. Manche Menschen – ob klein oder groß – geraten schon beim kleinsten Ärger aus dem Häuschen, andere hingegen üben sich in Gelassenheit. Die meisten Erwachsenen haben gelernt, mit ihren Gefühlen umzugehen und nicht gleich bei jedem Anlass aus der Haut zu fahren. Kinder müssen das erst noch lernen. Und das kostet Zeit und Geduld.
Frust einfach wegtoben
Wer schon mal richtig wütend war und sich hinterher bei der Gartenarbeit oder beim Joggen austoben konnte, hat festgestellt: Anschließend wundert man sich über seinen starken Gefühlsausbruch. Das Problem, um das es ging, erscheint einem plötzlich viel kleiner. Ja, man kann sogar wieder darüber lachen. Auch Kindern tut es gut, ihren Frust und Ärger einfach wegzutoben. Und gerade da wird’s oft schwierig. Enge Wohnverhältnisse und nicht genügend Platz um Toben draußen tragen dazu bei, dass Kinder heutzutage aggressiver sind als noch vor wenigen Generationen.
Überfordert und gestresst
Der Hauptgrund für Wut ist mangelndes Selbstwertgefühl. Kinder, deren Eltern zu nachlässig oder zu streng erziehen, denen nicht genug Liebe und Zuwendung entgegen gebracht werden, können nicht anders, sie machen ihrer Verzweiflung laut schreiend und tobend Luft. Bleibt der Grund der Unzufriedenheit bestehen, sammelt sich eine Menge Frust an, und das Kind explodiert immer häufiger. Oft sind es nur Kleinigkeiten, etwa die fünf Wörter, die Lukas schreiben sollte. Eltern sollten also versuchen, sich in das Gefühlsleben ihres Kindes hinein zu versetzen. Streit zwischen den Eltern, wenig Anerkennung bei Freunden, Stress in der Schule oder Eifersucht auf Geschwister können einem Kind arg zusetzen. Der nächste Wutausbruch ist dann vorprogrammiert. Denn das Kind macht die Erfahrung, dass es kurzfristig seine Spannung abbauen kann, wenn es sich wie Rumpelstilzchen aufführt. Ständige Wutanfälle können auch ein Zeichen von Überforderung sein. Die Hektik im Alltag, die vielen Termine am Nachmittag: All dies kann Kindern arg zusetzen. Sie brauchen dringend Zeiten, in denen sie zweckfrei spielen und herumtollen können, und zwar täglich.
Eltern sind Vorbilder
Kleine Wüteriche brauchen also Hilfe. Je jünger sie sind, desto weniger können sie beschreiben, was sie fühlen. Mit Schimpfen und Vorwürfen erreichen Eltern nichts. Im Gegenteil: Ein wütendes Kind wird noch hilfloser, wenn Mama oder Papa von ihm verlangen, sich zusammen zu reißen. Und: Das wütende Kind beobachtet die Reaktion seiner Eltern genau und erkennt, ob Mama oder Papa nur gleichgültig tun, aber in Wirklichkeit selber gern auf die Palme gehen würden. Kinder brauchen authentische Eltern. Sie möchten wissen, woran sie sind. Sonst werden sie garantiert eine ehrliche elterliche Reaktion provozieren, und zwar durch einen neuen Wutanfall. Das Vorbild der Eltern ist auch hier entscheidend. Wie gehen Mama und Papa mit Ärger um? Fahren diese selber bei jeder Kleinigkeit aus der Haut, dürfen sie sich nicht wundern, wenn ihr Kind es ihnen gleich tut.
Auch mal eine Brücke bauen
Wichtig ist, das Kind in seinen Gefühlen ernst zu nehmen, es zu respektieren. Das heißt allerdings nicht, sich von dem kleinen Wüterich auf der Nase herumtanzen zu lassen. Kindergarten- und Schulkinder sollten wissen: Wenn ich schreie und mit den Füßen stampfe, ist mit Mama oder Papa nicht zu reden. Wenn ich aber erkläre, warum ich so wütend bin, finden sie mit mir gemeinsam eine Lösung. Zuweilen ist es nötig, Kindern eine Brücke zu bauen und Kompromisse zu schließen. Die könnte bei Lukas so aussehen: Der Junge geht erst mal eine halbe Stunde draußen spielen, und dann schreibt er die fünf Wörter richtig in sein Heft. Auf einen Wutanfall folgen übrigens in den meisten Fällen erlösende Tränen: der richtige Zeitpunkt, das Kind in den Arm zu nehmen. Das gibt ihm Halt und Sicherheit. Denn Mama und Papa lassen es in seiner Verzweiflung nicht allein.
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