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Über die Jahrhunderte wurde die Kindererziehung immer an das angepasst, was gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich erwartet war. Im Wilhelminischen Zeitalter wurde von Müttern verlangt, ihre Kinder von klein auf abzuhärten, ebenso im Nationalsozialismus. Mit den 1960er Jahren kam dann das Ideal des freien und kreativen Kindes ins Angebot. Mit der verschärften Globalisierung ab den 1990er Jahren ist es schließlich modern geworden, Kleinkinder schon so früh wie möglich kognitiv zu fördern, damit sie in der Leistungsgesellschaft bestehen können.
Damit lastet ein ungeheurer Druck auf den Eltern, und er wird immer stärker, je mehr sich Staat und Gesellschaft den globalen Märkten unterwerfen. Viele Eltern spüren dabei: Was heute als die beste Erziehung gilt, hat nur noch wenig damit zu tun was Kinder wirklich brauchen. Im Mittelpunkt steht vielmehr, wozu sie von der Wirtschaft einmal gebraucht werden.
Darüber und wie sich Eltern dagegen wehren können, sprechen wir mit dem Kinderarzt, Wissenschaftler und Buchautor Herbert Renz-Polster.
Ein Gespräch mit Herbert Renz-Polster
"In Erziehungsfragen reden auch diejenigen mit, die es auf den späteren Nutzwert der Kinder abgesehen haben. Und so trägt - in jeder Gesellschaft - der gerade "angesagte" Erziehungsstil immer auch den Stempel derer, die dort das Sagen haben. Anders lässt sich dieses ständige Hin und Her in der Erziehung gar nicht verstehen, die Kinder selbst ändern sich ja nicht von heute auf morgen."
Dr. Herbert Renz-Polster, Kinderarzt und assoziierter Wissenschaftler am Mannheimer Institut für Public Health der Universität Heidelberg. Ausbildung und Forschungstätigkeit 1995-2002 in den USA, dann in Deutschland. Herbert Renz-Polster befasst sich seit vielen Jahren mit der kindlichen Entwicklung, mit seinen populären Werken "Kinder verstehen" und "Die Kindheit ist unantastbar" gilt er als eine der profiliertesten Stimmen in der Erziehungsdebatte.
Herr Renz-Polster, Sie prangern in Ihrem Buch an, dass bereits Babys und Kleinkinder ins Visier der Wirtschaft geraten sind. Wie kam es zu dieser Entwicklung?
Ins Visier der Wirtschaft geraten... Das klingt schon ein bisschen nach Verschwörung und bösen Menschen, die nach unseren Kindern trachten, oder? Vielleicht sollten wir deshalb kurz einmal in die Geschichte blicken. Aus dieser Perspektive wird nämlich eines klar: in Erziehungsfragen haben schon immer ganz laut auch Leute mitgeredet, die mit Kindern eigentlich gar nicht so viel zu tun haben. Die Geistlichen im Mittelalter etwa wussten genau, worauf es in der Erziehung ankommt. Auch die Generäle im Kaiserreich hatten eine klare Vorstellung, wie Kinder zu erziehen sind – ja, sogar wie man Babys am besten behandelt. Die Erziehungsdebatte war also immer sozusagen offen für die, denen es nicht um die Kinder selbst ging. Sondern um ihre späteren Funktionen - ob als Fabrikarbeiter, Soldaten, fruchtbare Mütter, Bewohner eines angeblich freien Raumes im Osten oder als sozialistische Normerfüller. Man könnte dieses Muster auch so beschreiben: in Erziehungsfragen reden auch diejenigen mit, die es auf den späteren Nutzwert der Kinder abgesehen haben. Und so trägt - in jeder Gesellschaft - der gerade "angesagte" Erziehungsstil immer auch den Stempel derer, die dort das Sagen haben. Anders lässt sich dieses ständige Hin und Her in der Erziehung gar nicht verstehen, die Kinder selbst ändern sich ja nicht von heute auf morgen. Und trotzdem werden sie je nach gesellschaftlicher Agenda mal weicher erzogen, mal härter, einmal geht es mehr darum, dass sie ihre Triebe unterdrücken, ein ander mal eher darum, dass sie ihre Persönlichkeit entfalten. Und wieder ein ander Mal sollen sie sich möglichst schon als Kleinkinder als "Forscher" betätigen.
Und heute dominiert in der Bildungsdebatte die Perspektive der Wirtschaft?
Im Grunde kann man das schon so sagen. Jedenfalls weht in den meisten Kindergärten heute ein ganz anderer pädagogischer Wind als noch vor 25 Jahren - da hätten die Eltern mit Begriffen wie "Frühe Bildung" nicht viel anfangen können. Und bei dem Wort "Frühförderung" hätten sie eher an behinderte Kinder gedacht, die man speziell unterstützen muss. Heute dagegen erscheint uns fast schon seltsam, dass man sich damals mit Spielen, Basteln, Spaß und Tralala zufrieden gab - Spielen steht inzwischen ja eher im Verdacht, dass es die Kleinen vom Lernen abhält. An den KiTa-Türen prangen Zertifikate, die alle irgendwie darauf hinweisen, wie schlau die Kinder dort gemacht werden. Fast fragt man sich als älterer Erwachsener da, was wohl aus einem selbst hätte werden können, wenn die Erzieherinnen damals schon von "früher Bildung" gewusst hätten! Verfolgt man diese Entwicklung zurück, so stößt man immer wieder auf die Ansagen aus den Unternehmerverbänden: wir müssen jetzt schon die Kleinen fördern, damit wir als Wirtschaftsstandort nicht ins Hintertreffen geraten! Die deutschen Arbeitgeberverbände etwa äußerten gleich nach der "PISA-Schlappe" die Befürchtung, »dass in Zukunft nicht mehr genügend Humankapital zur Verfügung steht, um den produktiven Einsatz des Sachkapitals zu ermöglichen.“ Es sei deshalb Aufgabe der Elementarpädagogik, „die noch nicht erschlossenen Bildungspotenziale auszuschöpfen.“ Und so lief die Entwicklung ja dann auch. Das "Ausschöpfen von Bildungspotenzialen" kann heute gut und gern als DAS Leitmotiv im Mainstream der Frühpädagogik angesehen werden.
Man könnte ja auch sagen, dieses Ausschöpfen von Bildungspotenzialen ist nun einmal das, was in einer hoch produktiven Wissensgesellschaft zählt, oder?
Der Einwand ist richtig. Denn ja, um was geht es denn in unserer Zeit? Unsere Lebensgestaltung folgt heute sehr stark dem Primat der wirtschaftlichen Produktivität. Wir nehmen mit Haut und Haar teil am globalisierten Wettkampf, und der hat sich seit den 1980er Jahren deutlich beschleunigt. Selbst der menschliche Wert wird letzten Endes daran gemessen, welchen Beitrag der Einzelne zur wirtschaftlichen Wertschöpfung leisten kann. Auch die Kinder sind da irgendwie mit reingezogen worden. Als der McKinsey-Manager Jürgen Kluge Anfang der 2000er Jahre eine Bildungsoffensive an den deutschen Kindergärten forderte, galt seine Kritik ausgerechnet Jean Jacques Rousseau, dem Philosophen der Aufklärung. Wegen ihm hätten wir bis heute einen »unrealistischen Kindheitsbegriff, an dem wir bis heute leiden«. Rousseau habe nämlich ein "Missverständnis" in die Welt gesetzt, Kinder seien "aus sich heraus wertvoll.“ Das entspricht genau dem, was ich gesagt habe: gut und wertvoll ist heute, was produktiv ist, was Wachstum fördert und das Rad am Laufen hält. Auch die Frau darf sich heute ja erst als modern und erfolgreich bezeichnen, wenn sie sozusagen ihrem Mann in der Wertschöpfungskette steht. Insofern ist Prof. Kluges Zitat eher eine Zeitdiagnose.
... also handelt es sich wohl um einen Prozess, an dem wir alle Teil haben?
Ja, irgendwie sind wir da alle eingewoben, und oft genug ist es schwer zu sagen, wer da denn wirklich die Treiber sind. Auch die Eltern fordern ja von ihren Kindern oft, dass sie möglichst rasch und effizient durch die Kindheit gehen. Nicht vergessen dürfen wir allerdings, dass hinter der Verzweckung von Bildung und Erziehung auch klare Interessen stehen. Von der wirtschaftlichen Beschleunigung profitieren ja manche deutlich mehr als andere, und ganz besonders natürlich die, die durch den Einsatz von entsprechend qualifiziertem "Humankapital" dann tatsächlich auch mehr Prozente aus ihrem Sachkapital quetschen können.
Kein Wunder kommen die Forderungen nach einer "besseren" Frühpädagogik ja gerade aus den hoch produktiven Sektoren der globalisierten Wirtschaft. Und kein Wunder auch, dass dort unter einer "besseren" Bildung vor allem das verstanden wird, was in diesen Branchen als besonders wichtig gilt. Wie etwa Qualifikationen in den MINT-Fächern - in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik also. Wenn wir heute zurückblicken, so fällt ja etwas für den "pädagogischen" Betrieb doch recht Bemerkenswertes auf, nämlich dass die inzwischen dominierenden Strömungen in der Frühpädagogik allesamt an Stiftungen der global erfolgreichsten Unternehmen entwickelt wurden, und von dort in den pädagogischen Alltag getragen wurden. Von der Bertelsmann-Stiftung etwa, der Telekom-Stiftung, den Stiftungen von Autostadt, SAP, Siemens, usw. Tatsächlich ist die heutige Kita-Landschaft ohne die "pädagogischen" Programme der großen Unternehmens-Stiftungen undenkbar. Wir hätten dann keine "Häuser der kleinen Forscher" und wir hätten keine "Schlaumäuse".
... dass die Unternehmens-Stiftungen ihr Geld heute auch in Bildungsprogramme für kleine Kinder stecken, heißt aber doch noch lange nicht, dass dahinter nicht sinnvolle und kindgerechte Ansätze stehen.
Natürlich nicht. Und trotzdem bin ich skeptisch. Dass die Ideen, die wir da haben, genau das Richtige für das Kind sind, haben ja alle pädagogischen Ansätze von sich behauptet - auch die, die uns heute den Schauer über den Rücken treiben. Ich würde einen anderen Maßstab vorschlagen: Was müssen Kinder denn in der frühen Kindheit wirklich lernen? Was ist ihre eigene Agenda? Worauf beruht ihre Entwicklung? Eigentlich ist die frühe Kindheit doch ein Erfahrungsraum, in dem es die Kinder darauf anlegen, dass sie das Fundament für ihre Persönlichkeit bilden! Dazu müssen sie lernen, mit ihren Gefühlen und Impulsen klar zu kommen.
Sie müssen lernen, sich in andere einzudenken und in der Gruppe zurecht zu kommen. Sie müssen innerlich stark, widerstandsfähig und kreativ werden. Aber all diese Entwicklungsschritte kann man selbst mit dem tollsten Programm nicht an die Kinder heranbringen. Man kann Kinder nicht stark MACHEN! Man kann sie auch nicht kreativ machen. Diese Schätze müssen die Kinder selber heben. Und zwar nicht anders als die Kinder in früheren Zeiten. Sie brauchen dazu Freiraum, Raum und Zeit zur Selbstorganisation auf Augenhöhe, sie brauchen verlässliche Beziehungen, einen Rahmen an Wertschätzung durch Menschen, die ihnen etwas bedeuten. Und sie brauchen Gelegenheit zur Selbstbewährung, zu Abenteuern und einer gemeinsamen Bewältigung des Alltags. Die kindliche Entwicklung, man kann das in einem Satz sagen, beruht auf einem durch gute Beziehungen abgesicherten Prozess der Selbstbewährung. Sie ist nicht als Strecke gedacht, auf der die Kinder für den späteren Beruf trainiert werden.
Wie würde für Sie dann "frühe Bildung" aussehen?
Ich würde den Begriff als erstes ganz streichen. Denn er ist eine Mogelpackung, und er wird leider zunehmend verwendet, um den Eltern ein X für ein U vorzumachen. Wir wissen doch, wie sich Kinder "bilden". Sie lernen in und über Beziehungen - zu groß und klein. Sie lernen mit großen Augen, wo sie sich angenommen, geschätzt und ermutigt fühlen. Das weckt ihre Neulust, ihren Erforschungsdrang. Sie brauchen keine pädagogischen Animierdamen, die ihnen besonders "wertvolle" Lernprozesse aus der Nase ziehen! Es ist immer die Rede von der kindlichen Neugier, die es für die frühe Bildung zu nutzen gälte. Als sei die kindliche Neugier eine Ressource, die einfach da ist und genutzt werden kann. Aber das stimmt doch nicht, das Kind stellt Bedingungen. Die sind bekannt, und darüber besteht in der Entwicklungspsychologie Einigkeit.
Kinder werden nur dann mutig und bekommen einen wachen Geist, wenn sie sich wohl und sicher fühlen. Gestresste Kinder lernen nicht. Gestresste Kinder können sich nicht bewähren, einfach weil ihnen der innere Mut dazu fehlt. Und gerade deshalb sollten wir neu über diesen Begriff der "Frühen Bildung" nachdenken. Denn in der heutigen Elementarpädagogik sind wir gerade dort schwach aufgestellt, wo es für die Kinder wirklich drauf ankommt. Bei den Beziehungen - da werden oft nur noch Notrationen verteilt. Beziehungen sind an Menschen gebunden, und selbst wenn die lausig bezahlt werden, sind sie immer noch teuer, also wird daran gespart. Aber leider brauchen gerade die kleinen Kinder ganz viel davon! Und bei der Gelegenheit zur Selbstbewährung - auch da ist immer öfter Fehlanzeige. Wo geht es denn um die kindlichen Entdeckungsräume, wo können sie erkunden und richtige Kinderspiele aufziehen? Die Aussengelände der Kitas sind oft ein Jammer, aber keiner jammert darüber. Und wenn dann doch mal ein Feuer gemacht wird, dann bestimmt nicht, weil eine Kindheit ohne Lagerfeuer schwach und lauwarm ist, sondern damit die Kinder lernen, dass heiße Luft nach oben steigt.
Nur in der Hälfte der deutschen KiTas wird in der Küche überhaupt noch gekocht, stattdessen wird die Plastikfolie von der Aluwanne gezogen - und dann lernen die Kleinen auf der "Bildungsinsel" dass Wasser mal kalt ist, mal warm, und irgendwann kocht! Das ist für mich Bildungskitsch. Noch einmal: ich würde den Begriff "Frühe Bildung" ganz streichen, er steht für mich für ein Reservat, in dem die kleinen Kinder für eine Welt gemästet werden, deren Sinn, Ziel und Betriebssystem wir viel zu selten hinterfragen. Und von der wir nicht einmal wissen, was unsere Kinder dort in 20 Jahren erwartet, wir tun nur so.
... und doch sind viele Fachkräfte ganz überzeugt, dass die Kleinen schon früh gefördert und gebildet werden sollen!
Naja, mir begegnet da ein sehr differenziertes Bild. Viele Erzieherinnen klagen über die beständigen Protokollierungen und Dokumentationen, mit denen sie die Kinder auf Schritt und Tritt vermessen, evaluieren und auf irgendwelche Schwächen hin abklopfen müssen. Viele Erzieherinnen klagen, dass ihnen die Zeit für die Kinder fehlt, dass sie im Team immer nur Löcher stopfen müssen. Viele Erzieherinnen klagen über mangelnde Wertschätzung - ja, man wird in den Broschüren jetzt als "Bildungsfachkraft" bezeichnet, aber wie wird man bezahlt? Vielen Erzieherinnen hängt es zum Hals heraus, dass es nicht um ihre eigene Persönlichkeit, um ihre eigene Präsenz, um ihre eigenen Ideen geht, sondern immer nur um die Plaketten an der Tür, die "zertifizierten" Programme und Module, um die neuesten pädagogischen Reliquien der Stiftungen, der Hochschulen, der Politik - DIE sollen dann den Eltern suggerieren, hier wird etwas für die Kinder getan. Viele Erzieherinnen klagen, dass es in der Frühpädagogik immer mehr um kommerzielle Angebote geht, um den großen und gut bezahlten Auftritt der Dienstleister, »Experten«, Entwickler von »pädagogischen« Modulen, von Lernsoftware, Beobachtungsbögen, Handbüchern, Anleitungen und Fortbildungen, und manche fragt sich, ob es inzwischen vielleicht sogar geschäftsschädigend ist, wenn ein kleines Kind das Sprechen bei der Begegnung mit Menschen lernt, die ihm etwas bedeuten und mit denen es deshalb in Kommunikation treten will, einfach so. Viele Erzieherinnen klagen, dass die Programme, die sie da ans Kind bringen sollen, von Leuten entwickelt wurden, die ihr Leben nicht mit Kindern teilen und noch nie geteilt haben, von älteren Herren zumeist, die es bestimmt gut meinen, aber das Leben mit Kindern nicht im Auge haben. Ich würde ergänzen: warum auch, wie sollten sie? Es geht bei diesem Tanz um die "frühe Bildung" doch nicht um die Kinder. Es geht um die Leistungen, die sie später einmal zur Ernte bringen sollen.
Aber wie kommen Eltern dann weiter? Ja, sie wollen glückliche Kinder, aber irgendwie müssen die doch auch funktionieren... Wie sollen sie mit ihrem Unbehagen umgehen - das Sie mit Ihrer Analyse ja eher noch schüren!?
Das sind ja sehr persönliche Fragen, und die muss jeder für sich selbst klar bekommen. Jeder trägt da ja auch seinen eigenen Rucksack, seine eigene Geschichte, sein eigenes Bild auch, was im Leben zählt und wie denn die Beziehungen in einer Familie aussehen sollen: Was ist denn meine eigene Vorstellung von "Erfolg"? Ich verstehe die Angst - dass das eigene Kind vielleicht nicht so "gut" ist wie die anderen, dass es irgendwie nicht mithalten kann, das ganze System mit seinen Benotungen und Belohnungen ist ja auf dieses beständige Vergleichen aufgebaut. Aber als Eltern wissen wir doch auch das: dass nichts wunderbarer und befriedigender ist als wenn unsere Kinder als starke, ganze Persönlichkeiten im Leben stehen. Mit diesem Fundament lässt sich leben. Und mit diesem Fundament lässt sich lernen, auch Dinge, die dann später im Beruf wichtig sind. In der Entwicklung hat jedes Ding seine Zeit. Ich kann da nur Mut machen. Das ist wie beim Bau eines Hauses: aus Panik schon die späteren Erkerchen und die Innenausstattung der Zimmer in Angriff nehmen zu wollen, bringt alles durcheinander, zuerst muss doch ein tragendes Fundament da sein. Wenn es in der Erziehung vor allem darum geht, die Kleinen möglichst rasch zum Funktionieren zu bringen, verliert doch auch das Zusammenleben seinen eigenen Wert, und so viel davon haben wir im Leben ja gar nicht. Was soll uns denn Angst machen? Schauen wir doch auf die Kinder: sie haben so viel Lust darauf, sich zu bewähren, sie haben so viel Begeisterung, das Leben anzupacken. Wenn es uns nur gelingt, DAS durch die Kindheit zu retten, haben wir mehr gemacht als alle Programme der "frühen Bildung" zusammen.
Herr Renz-Polster, vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Gabriela Jehn
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Herbert Renz-Polster
Die Kindheit ist unantastbar. Warum Eltern ihr Recht auf Erziehung zurückfordern müssen
Mit großer Leidenschaft appelliert Herbert Renz-Polster in seinem Buch an Eltern, sich einzumischen, ihr eigenes Denken und Handeln zu überprüfen – bevor das ökonomische System das Leben von Kindern und Familien vollends bestimmt. Der bekannte Kinderarzt zeigt, wie Eltern vielmehr ihre Chancen ergreifen können, indem sie die eigenen Erziehungskompetenzen entschlossen wahrnehmen. Und wie die Persönlichkeitsentwicklung ihres Kindes und die Beziehung zum Kind dadurch gestärkt werden. In den letzten Jahren konnte vor allem die Wirtschaft ihren Einfluss enorm steigern - vor allem auf Kosten der Kinder. Als (Früh-) Förderung getarnt, den Eltern von Politik, Wirtschaft und Bildungsstiftungen als alternativlos vermittelt, ist das Gleichgewicht innerhalb des Dreiecks schon lange nicht mehr ausbalanciert. In Deutschland scheint die gesunde Entwicklung von Kindern gefährdet.
Mit großer Leidenschaft appelliert Herbert Renz-Polster an Eltern, sich einzumischen, ihr eigenes Denken und Handeln zu überprüfen - bevor das ökonomische System das Leben von Kindern und Familien vollends bestimmt. Der Autor zeigt, wie Eltern vielmehr ihre Chancen ergreifen können, indem sie die eigenen Erziehungskompetenzen entschlossen wahrnehmen. Und wie die Persönlichkeitsentwicklung ihres Kindes und die Beziehung zum Kind dadurch gestärkt werden.
»Wer aber sein Buch liest, findet eine klare Analyse unserer Zeit – aus geschichtlicher, wirtschaftswissenschaftlicher, psychologischer und soziologischer Perspektive. Und er findet eine Warnung: Die Kindheit ist in Gefahr« Cicero online. Magazin für politische Kultur.
Beltz Verlag, 240 Seiten, erschienen 2014
ISBN 978-3-407-85847-4
Weitere Bücher:
Kinder verstehen. Born to be wild – wie die Evolution unsere Kinder prägt
Menschenkinder. Plädoyer für eine artgerechte Erziehung
Wie Kinder heute wachsen. Natur als Entwicklungsraum. Ein neuer Blick auf das kindliche Denken, Lernen und FühlenWeitere Informationen über Herbert Renz-Polster und sein vielfältiges Engagement finden Sie hier:
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