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Holzspielzeug - moderner geht's nicht

Holzspielfiguren von Ostheimer

Mit dem Siegeszug des Kunststoffs schien in den sechziger Jahren das Ende des Roh- und Werkstoffs Holz im Spielzeugbereich gekommen zu sein. Herstellern gelang es fortan, Spielzeug in großen Stückzahlen kostengünstig in fast jede erdenkliche Form zu spritzen. Der Lack auf unserem Fortschrittsglauben zeigte noch keine Kratzer, die Gesundheitsgefährdende Wirkung von Weichmachern in Spielzeugen, den Phtalaten, war noch unbekannt.

Die Welt tickte modern und wer modern sein wollte, kaufte Plastikspielzeug, das seit den fünfziger Jahren aus den USA auf den europäischen Markt drängte. Dass es jedoch Werte gibt, die jenseits von Modernität und Zeitgeist liegen, zeigte die Entwicklung schon bald. Die Zeit des Holzspielzeugs war keineswegs vorbei. Schon Mitte der siebziger Jahre drehte sich der Wind. Natur hatte Konjunktur.

Dank der Ökologie-Bewegung und eines neuen Bewusstseins für den Wert von Rohstoffen und Materialien wurde Holz als natürlich erneuerbarer Roh-, Bau-, Werk- und Brennstoff wieder geschätzt. Er war „moderner“ denn je. Auch Spielwaren aus Holz erlebten in den achtziger und neunziger Jahren eine wahre Renaissance.

Flaschenzug von Kraul

Neue Herausforderungen

Heute stehen wir wieder vor einer Herausforderung. Wir erleben den Boom von Medienspielzeugen. Unzählige Stunden verbringen Kinder mit Gameboys, Video- oder Computerspielen und natürlich vor dem Fernsehbildschirm.

Diese Tendenz hat sich noch dadurch verstärkt, dass im Zuge von PISA Grundschulen, ja selbst Kindergärten mit Computern ausgestattet werden. Immer häufiger müssen Kinder schon mit fünf Jahren die Schulbank drücken, obgleich ausgerechnet beim PISA-Sieger Finnland der Nachwuchs erst mit sieben in die Schule muss. Die Populär-Wissenschaft und leider auch das Gros der Bildungspolitiker glauben derzeit, in der möglichst frühen kognitiven Förderung von Kindern ein Allheilmittel für schulische und gesellschaftliche Probleme gefunden zu haben. Doch indem man sich so früh und fast ausschließlich auf die kognitiven Aspekte der kindlichen Entwicklung konzentriert, verliert man die wahren Zusammenhänge aus dem Auge.

Wäre Einstein „Einstein“ geworden, wenn er schon im Kindesalter vor dem Computer gesessen hätte? Die neuesten Ergebnisse der Hirnforschung zeigen uns jedenfalls, dass Kinder spielen, sich bewegen und die Welt direkt durch ihre Sinne erfahren müssen. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass die Entwicklung des Kindes linear verläuft und dass eine möglichst frühe kognitive Förderung auch besondere kognitive Fähigkeiten im Jugend- und Erwachsenenalter zur Folge hätte. Die Wissenschaft weiß heute:

Durch Bewegung, konkrete Sinneserfahrungen und durch unmittelbares, eigenes Erleben bildet das Gehirn die Fähigkeiten aus, die kreative intellektuelle Leistungen ermöglichen.

Qualität hat ihren Preis

Nichts ist demnach so förderlich für die gesunde Entwicklung von Kindern wie das lebendige, freie Spiel. Und genau diese Art des Spielens fördern Holzspielsachen.

Denn Holzspielzeug unterscheidet sich nicht allein durch das Material von anderen Spielsachen. In der Fülle von Spielsachen, die heute den Markt überfluten, fallen Holzspielzeuge meist durch ihre sympathische Schlichtheit auf ­– und vielleicht auch durch ihren Preis. Holzspielzeug ist nicht billig, besonders wenn es solide verarbeitet und qualitativ hochwertig ist. Aber der Preis entspricht seinem Wert: Es ist so robust, dass es durch die Hände von mehreren Geschwisterkindern und häufig sogar Generationen gehen kann. Der Holzlaster überdauert viele Plastiklaster, die zwar billiger sind, über kurz oder lang jedoch im Müll landen.


Mehr Raum für freies Spiel

Der größte Wert des Holzspielzeugs liegt tatsächlich im pädagogischen Bereich. Betrachtet man einen Holzlaster, dann wird augenscheinlich, dass es sich beim Holzlaster nicht um eine detailgetreue Nachbildung der Realität handelt, sondern um eine stark vereinfachte, aber charakteristische Grundform. Gerade darin liegt sein hoher pädagogischer Wert. Das Kind wird zur Eigenaktivität gebracht – es bringt den Laster in Bewegung, indem es ihn schiebt; es lässt den Motor lauter oder leiser brummen, betätigt durch sein „düt-düt“ die Hupe und mit einem lauten „iiiihtsch“ hält es den Laster vielleicht gerade noch quietschend an oder es fährt ihn mit einem lauten Rums irgendwo dagegen. In der Fantasie des Kindes ist aus dem naturfarbenen schlichten Holzlaster ein roter Cola-Laster geworden oder ein großer grüner Baulaster, den es gestern so gespannt beobachtet hat, und der jetzt auf seiner Baustelle die Kiesladung (in Form von Legosteinen) entlädt. Durch die innere und äußere Aktivität des Kindes ist eine lebendige Spielszene entstanden. Das ganze Kind ist beteiligt und bis in die letzte Faser aktiv.

In einer solchen Spielssituation werden Kindern weit mehr in ihrer Entwicklung gefördert, als bei Spielzeug, das alles vorgibt, das von selbst brummt, fährt und hupt. Die Möglichkeiten solcher Spielzeuge sind zu beschränkt, als dass ein Kind hier in echtes Spielgeschehen eintauchen könnte. Noch viel weniger lernt ein Kind natürlich, wenn es nur eine virtuelle, detailliert ausgestattete Baustelle auf dem Computerbildschirm „erlebt“ und dabei abstrakt vermittelt bekommt, wie es dort zugeht. Gerade das nicht Naturalistische, das Schlichte, Unvollkommene ist es, was den hohen pädagogischen Wert von Holzspielzeug ausmacht, da hier Raum für lebendiges, freies Spiel und für die Kreativität und Fantasie des Kindes entsteht. Und gerade diesen Raum brauchen Kinder in der modernen Welt dringend für ihre gesunde Entwicklung.

Sibylle Engstrom/Ulrich Texter

 
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