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Schule spielen

„Jetzt setzt du dich aber mal ordentlich hin!“, tönt Marius (7) an der kleinen Spieltafel. „Manno“, murrt Michael (6), „ich hab doch gar nichts gemacht. Und überhaupt, jetzt will ich aber mal der Lehrer sein!“ Sina und Lene schneiden Grimassen und grinsen.

Warum Kinder gerne Lehrer und Schule spielen und was das Spiel über die Persönlichkeit von Kindern aussagt.

 

Lehrer und Schule spielen im Hort: Verarbeitung im Rollenspiel

Marius, Michael und ein paar andere Kinder haben in ihrem Hort kleine Kinderstühle und Tische in Reihen vor die Maltafel an der Wand gerückt. Marius gibt morgens in der Schulklasse den Ton an, und nicht viel anders sieht es auch am Nachmittag im Hort aus. Sina spielt zwar mit, doch sie traut sich auch hier nicht, aufzubegehren, selbst wenn sie es „echt ungerecht“ findet, dass sie immer die „blöde Tafel“ abwischen muss. Aber das flüstert sie nur ganz leise ihrer Freundin Lene zu.

Kinder spielen zwar gerne Schule, doch das Spiel birgt einiges an Konfliktpotential, und häufig kommt es dabeizum Streit.

Wenn man beim Lehrer-und-Schulespiel gut hinhört, kann man  viel über die Dynamik erfahren, die in einer Gruppe herrscht, und einiges über die Persönlichkeit der beteiligten Kinder lernen.

Wie im richtigen Leben, gibt es auch im Spiel Bestimmer, die immer der Lehrer sein wollen und sich meistens auch durchsetzen. Auf der anderen Seite gibt es zurückhaltende Kinder, die gerne die Schulbank drücken und lieber das machen, was andere ihnen sagen, als sich vor die Gruppe hinzustellen und den anderen Kindern vorzuschreiben, was diese zu tun haben.

Auch wenn Eltern sich wünschten, ihr Sprössling wäre durchsetzungsfähiger und weniger schüchtern, sollte man sich in diesen Momenten nicht in das Spiel einmischen. In Kindergruppen regeln sich solche Themen meist von selbst: Marius wird sehr bald ohne „Schüler“ dastehen, wenn er seinen Kommando-Ton übertreibt, und sein schönes Spiel ist dann schnell zu Ende. Beim nächsten Mal wird er sich davor hüten und vorsichtshalber einen etwas freundlicheren Ton anschlagen. Schule spielen heißt auch, um Rollen zu streiten und sich mit den Mitspielern auseinanderzusetzen.

Sina reißt nach dem vierten Mal Tafelwischen vielleicht doch einmal der Geduldsfaden und sie lernt aufzubegehren. Lene, die bisher noch unentschlossen ist, ob sie lieber Schülerin oder Lehrerin sein will, beobachtet Marius mehrere Male, bis sie sich entschließt, nach vorne zu marschieren und ihm die Kreide aus der Hand zu nehmen. „Jetzt haben wir 'Schönschreibunterricht', und das kann ich viel besser“, sagt sie unvermittelt und wundert sich selbst, woher ihr Mut so plötzlich kommt.
So kann das Spiel bewirken, dass Kinder verschiedene Rolle ausprobieren und selbstbewusster werden, muss es aber nicht.

Denn wenn Sina und Simon niemals Lehrer sein werden, dann ist das genauso in Ordnung: Im richtigen Leben muss ja auch nicht jeder einen Beruf ergreifen, in dem er anderen etwas erklärt. Genügend geschätzte Berufe wie Ärztin oder Therapeutin fordern geduldiges und genaues Zuhören.  

Für Hortkinder liegt der Wert des  Lehrer-und-Schulespielens ganz klar in der spielerischen Reflektion des morgendlichen Geschehens im Klassenzimmer. Gerade Erst- und Zweitklässler sind noch mit all den neuen Erfahrungen beschäftigt, die es zu verarbeiten gilt. Sie müssen lernen, auf den Lehrer zu hören, sich zu konzentrieren, still zu sitzen, sich an die Gruppe anzupassen, den Geräuschpegel auszuhalten und vieles mehr. Da es heute immer mehr Einzelkinder gibt, ist es für viele Kinder eine große Umstellung, ihre Bedürfnisse zurückzustellen und vom Lehrer nicht immer sofort namentlich gelobt zu werden, wenn etwas gelingt.

Für Grundschüler ist der Lehrer oft ein Grund für Schwärmerei und eine geliebte Autorität. Erfahrene Lehrer können diese Bewunderung in einen positiven Umgang mit dem Lehrstoff umwandeln. Denn zu Beginn der Schulzeit lernen Kindern nicht für sich, sondern für das Lob ihres Lehrers oder ihrer Lehrerin. Sie wollen alles richtig machen und dadurch gefallen. Wenn einer vor die Tür muss oder ausgeschimpft wird, werden Kinder dies am Nachmittag mit hoher Wahrscheinlichkeit nachspielen, um es zu verarbeiten und daraus zu lernen. Manchmal müssen sie auch erkennen, dass es nicht immer gerecht zugeht, genau wie im richtigen Leben.


Lehrer-und-Schulespielen im Kindergarten:

Vorfreude, Neugier und etwas Angst vor unbekanntem Terrain

Das Lehrer-und-Schulespielen im Kindergarten ist anders geprägt, es lebt von der Fantasie und der Vorstellungskraft. Kleinere Kinder bekommen mit, dass Schule etwas Aufregendes sein muss, denn die Großen dürfen dort hingehen und kommen mit viel neu erworbenem Wissen zurück. Zudem machen die Erwachsenen meistens ein  großes Aufheben darum. „In der Schule kannst du das aber nicht mehr machen“, werden Kinder ermahnt und lernen so, dass die Schule etwas ist, vor dem man zumindest ordentlich Respekt haben sollte.

Früher waren Lehrer mit dem Pfarrer und dem Arzt die Respektspersonen im Dorf. Der Lehrer war auch für die Erwachsenen Autorität und  Vorbild. Er konnte lesen und schreiben und wusste und konnte Dinge, die die anderen nicht kannten.

Kinder schnappen von den älteren Geschwistern auf, wie es in der Schule zugeht. Staunend lauschen sie deren Erzählungen am Mittagstisch und reimen sich das Geschehen zusammen. Entsprechend gespannt und auch etwas bang erwarten sie ihren eigenen ersten Schultag

Diese Spannung wird spielerisch aufgelöst, indem Kinder fantasievoll spielen, was sie zu erwarten haben. Sie stellen Stühlchen und eine Tafel auf, ein Rucksack dient als Schultasche, Malblätter und Buntstifte werden ausgeteilt. „Ruhe bitte!“, sagt Mona (5), die Lehrerin, und malt große bunte Kreise auf die Tafel. „Das malt ihr jetzt mal schön auf eure Blätter ab“, weist sie die anderen Kinder an. Pfiffige kleine Lehrer fragen auch schon mal neu erworbenes Wissen über Tiere oder Pflanzen ab: „Wie viele Beine hat ein Marienkäfer? Legen Eichhörnchen Eier oder bekommen sie Babys?“ Stolz präsentieren sie die richtigen Antworten, die sie vorher von Mama oder Papa gelernt und sich gemerkt haben.

Will man Kinder gut auf die Schule vorbereiten, sollte man von Frühfördermaßnahmen Abstand halten, es sei denn, ein Kind ist tatsächlich entwicklungsverzögert. Lassen Sie die Schulreife vom Arzt feststellen, aber hören Sie auch auf Ihre eigene Intuition. Ist Ihr Kind tatsächlich schon soweit oder wäre es nicht schön, wenn es noch ein Jahr spielen und Freiräume genießen könnte?

 

 

Die beste Vorbereitung auf die Schule:

Viel Bewegung, viel Spiel und Beschäftigung im Freien sind die beste Vorbereitung auf die Schule, die Sie Ihrem Kind angedeihen lassen können.

- Wenn Sie darüber hinaus etwas tun möchten, dann widmen Sie sich Ihrem Kind soviel wie möglich.

- Backen Sie Kuchen und kochen Sie gemeinsam, lassen Sie Ihr Kind die Zutaten zählen, abmessen, wiegen und zusammenschütten. Das erweitert das Vorstellungsvermögen für Zahlen und Mengen. Kaufen Sie gemeinsam ein, im Lebensmittel- oder im Kinderkaufladen, das übt Zählen, und noch viel wichtiger: es hebt das Selbstbewusstsein Ihres Kindes.

- Lesen Sie gemeinsam Märchen und sprechen Sie beim Kochen viel miteinander. Reime, Zungenbrecher und Lieder üben das Sprachvermögen. Und vor allem: Ihre Zuwendung ist der Schlüssel für das Selbstvertrauen Ihres Kindes.

 

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"Spielen ist Lernen", "Schule und Einschulung" und zum Thema "Lernen und Schule".

 
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