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Liederspiele

„Es geht ein Bi-Ba-Butzemann in unserm Kreis herum, fidibum“, singt Michael und blickt gespannt über seine Schulter. Die Kinder haben einen Kreis gebildet, Sonja eilt stürmischen Schrittes außen herum, sie will das kleine mit Sand gefüllte Säckchen möglichst schnell hinter dem Rücken eines Mitspielers abwerfen. „Er rüttelt sich und schüttelt sich und wirft sein Säckchen hinter sich!“ Mit einem „Plumps“ hat sie das Säckchen abgelegt, und rennt, bis sie es schafft, wieder einen Platz im Kreis zu ergattern.

Kein Kind der Welt, das nicht gerne singt oder zumindest gerne Gesang hört und kein Kind, das sich nicht gerne bewegt, vor allem im Kreis! Warum das so ist und was Kindern daran so gut gefällt, erfahren Sie hier.

 

Singen und Spielen im Baby und Kleinkindalter

Seit sie gemerkt hat, dass Jonas dann zu lächeln beginnt, verfällt Elke beim Sprechen mit ihrem Baby automatisch in einen Singsang mit etwas höherer Stimme. Beim Wickeln zieht sie ihn singend an und aus: „Dehnen und strecken, strecken und dehnen“, singt sie fröhlich, während sie die strampelnden Beinchen festhält, diese dann vorsichtig beugt und zärtlich an Jonas' Bauch drückt. Auch wenn Jonas erst ein paar Monate alt ist, kennt er das Ritual bereits und freut sich über Mamas Zuwendung, ihren Gesang und die lustigen Bewegungen, die sie mit seinen Beinen und Füßen anstellt.

So schafft Elke ganz unbewusst ein wohliges Gefühl der Geborgenheit für Jonas.

 

Erste Lieder und Spielchen zu zweit: Singen und Fühlen

Sobald Jonas sitzen kann, spielt Mama „Hoppe, hoppe, Reiter“ mit ihm. Jonas sitzt auf ihren Knien, sein Gesichtchen ist dem ihren zugewandt, sie hält seine Hände fest. Sie bewegt die Knie auf und ab, sodass es ihn leicht durchrüttelt, und singt:

„Hoppe, hoppe, Reiter
wenn er fällt, dann schreit er,
fällt er in den Graben, fressen ihn die Raaaaben“,
(sie lässt Jonas vorsichtig etwas nach hinten zurücksinken)
„fällt er in den Sumpf, dann macht der Reiter Plumps!“
(sie lässt Jonas ganz weit nach hinten über sinken)

Wenn Jonas weint, weil er sich wehgetan hat, wiegt sie ihn im Arm hin und her und singt „Heile Heile Segen“, bis er seinen Schmerz vergisst. Besonders aber liebt Jonas das Spiel „Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen“, denn wenn Mama seine Fingerchen berührt, kribbelt das so schön, nicht nur in den Fingern, sogar in seinem Bauch!
Auch wenn sie „nur“ zu zweit sind, bilden die beiden einen kleinen Kreis.

Singen und Bewegen

Da sich Kinder so gerne bewegen, ist es nur folgerichtig, dass man zum Singen Bewegungen ausführt, die zum Text passen und dessen Sinn erschließen lassen. Beim Lied „Backe, backe Kuchen“ werden die „sieben Sachen“ an sieben hoch gehaltenen Fingern abgezählt und der Kuchen mit einer großen Schwungbewegung in den Ofen geschoben.
Noch kann Jonas die Bewegungen nicht selbst ausführen, aber er beobachtet genau, was seine Mama mit Lina, der Tochter ihrer Freundin, anstellt, wenn die beiden zu Besuch sind.

Auch Lina hat große Freude am Singen, aber Linas Mama hat Hemmungen. „Ach, komm schon“, ermuntert Elke sie, „seit wann nehmen wir uns denn so ernst, das wäre doch das erste Mal in unserem Leben!“, und stimmt „Alle meine Entchen schwimmen auf dem See“ an. Schon bald singen alle drei und imitieren mit angewinkelten Ellbogen das Schlagen der Entenflügel. Lina lacht. Sieht das lustig aus, wenn Mama und Tante Elke sich vornüber beugen und mit dem Po wackeln!

 

Singen und Bewegen im Kindergartenalter

Der Kreis: bietet Kindern Schutz

Der Kreis bedeutet: Wir gehören alle zusammen. Im Kreis fühlen sich Kinder von einer schützenden Hülle geborgen.
Beim Kreisspiel singt und spielt zunächst ein Erwachsener oder ein älteres Kind vor, wie es geht. Alle können je nach Entwicklungsstand mitmachen.
Im Kreis fällt es nicht so auf, wenn ein Kind nicht so gut singen kann oder gar nicht singen will, oder wenn es die Abfolge der Mitmachbewegungen noch nicht kennt. Im Kreis ist man geborgen und kann sich, wenn man will, verstecken und erst einmal die Mutigeren beobachten.

 

Ein großer Schritt: alleine in die Mitte

Sophie geht in den Kreis hinein und wandert mit dem Ringlein rundherum. Sie ist zwar noch geborgen im Kreis, darf jetzt aber alleine in die Mitte gehen und eine besondere Rolle spielen. Ein mutiger und wichtiger Entwicklungsschritt, zu dem man Kinder allerdings nicht zwingen darf. Alle Kinder halten ihre Hände mit den Handflächen nach oben. „Ringlein, Ringlein, du musst wandern, von der einen Hand zu anderen, das ist schön, das ist fein, sag’, wo mag das Ringlein sein“, singen die Kinder, während sie beobachten, wem Sophie wohl unauffällig das Ringlein zusteckt.

 

Ein mutiger Schritt: aus dem schützenden Kreis

Der Bi-Ba-Butzemann verlässt den schützenden Kreis, die anderen wenden ihm den Rücken zu, eine ganz neue Erfahrung! Zu diesem Schritt gehören Mut, Selbstständigkeit und eine gehörige Portion Selbstbewusstsein.
Wissen Sie noch, wie merkwürdig es sich anfühlte, damals als Kind oder auch noch heute, wenn man sich alleine außerhalb einer Gruppe befindet? Dieses Gefühl spielerisch zu erfahren, auszuhalten und zu überwinden, darin liegt u.a. der Wert dieses Kreisspiels.

 

Achtung: Auch ein Kind, das nicht mitsingt oder mitspielt, kann mit dem Herzen dabei sein. Diese Kinder zeigen oft erst zu Hause, dass sie sich jedes Detail gemerkt haben. Zwingen Sie Kinder niemals zum Mitmachen! Versuchen Sie zu erkennen, ob ein Kind vielleicht doch mitspielen will und nur auf eine letzte kleine Aufforderung wartet, oder ob es sich tatsächlich nicht beteiligen möchte.

Vorschulkinder

Vorschulkinder mögen Liederspiele mit verteilten Rollen. Bei „Dornröschen war ein schönes Kind“ gibt es viele Rollen. Neben Prinz und Prinzessin samt Familie sind noch der Hofstaat und 13 Feen dabei. Die Kinder, die im Verborgenen bleiben wollen, spielen die Hecke und bekommen grüne Tücher zum Umhängen.

Auch wenn hier schon etwas geschauspielert wird, sollte man Kinder nicht überfordern und die Bewegungen einfach halten: Wenige und kleine Gesten genügen.

 

Schulkinder: Kopf und Körper in Einklang bringen

Schulkinder haben großen Spaß an Liedern, die ihnen etwas Köpfchen abverlangen bzw. die Koordination von Kopf und Körper erfordern.

Bei dem Lied „Mein Hut, der hat drei Ecken, drei Ecken hat mein Hut, und hätt’ er nicht drei Ecken, dann wär’ er nicht mein Hut“ wird jedes Wort mit Gesten unterstrichen. Nun lässt man in jeder Runde ein Wort mehr weg, behält die Gesten jedoch bei, bis zum Schluss ein lustiger, wortloser Slapstick entsteht.

Ähnlich verfährt man mit „Auf der Mauer auf der Lauer sitzt ne kleine Wanze“. Hier lässt man von Runde zu Runde am Ende des Wortes einen Buchstaben weg. Egal, wenn einer hinein singt oder sich verhaspelt, die Gruppe wird es schon richten. Ein schönes Gefühl!


Gute Gründe, warum Kinder Lieder- und Kreisspiele mögen und so sehr von ihnen profitieren:

Kinder lieben gemeinsame Aktivität, Gesang, Bewegung und Wiederholung.

 

Beziehung und Aufmerksamkeit

Beim Liederspielen geht es vor allem um Beziehungen. Während man gemeinsam singt und spielt, kann man nichts anderes tun. Kinder freuen sich über die ungeteilte Aufmerksamkeit.

 

Geborgenheit und Zusammengehörigkeitsgefühl

Im Kreis gehören alle dazu: Auch neue oder unsichere Kinder können im Schutz des Kreises mitmachen, sich darin verstecken und dennoch zugehörig fühlen.
Liederspiele sind auch für Kinder empfehlenswert, die aus anderen Ländern kommen: Im Singsang fällt es ihnen leichter, die neue Sprache auszuprobieren.
Lieder- und Kreisspiele sind für altersgemischte Gruppen oder Geburtstage gut geeignet: Jeder kann je nach Entwicklungsstand mithalten.

 

Gemeinsam etwas Schönes schaffen

Liederspiele erzeugen ein schönes Gruppengefühl. Jeder kann bei sich bleiben, und trotzdem muss man auf die anderen achten, damit eine gemeinsame runde Sache entsteht. Eine prima Lektion fürs Leben!

 

Wiederholung

Die immer gleiche Abfolge hat eine gewisse Routine, das entspannt Kinder. Sie wissen, was als nächstes kommt und was von ihnen erwartet wird. Kinder empfinden Wiederholung als eine Art Sicherheitsnetz.

 

Konzentration & Sinne

Nebenbei lernen Kinder bei Kreisspielen Konzentration und schulen die Wahrnehmung aller Sinne: Sie müssen beispielsweise genau hinsehen, wo das Ringlein wandert, spüren, ob der Butzemann hinter dem Rücken etwas hat fallen lassen und vieles mehr.

 

Tipp: Haben Sie keine Scheu, sich bei Liedern und Singspielen selbst zum Affen zu machen! Kinder brauchen Erwachsene als Vorbild, die ihnen zeigen, dass das Leben Spaß macht, und nicht immer alles perfekt oder bierernst sein muss.

Buchtipp:

Rudolf Kischnick
Dreh dich nicht um ...
300 Bewegungsspiele für Kinder und Jugendliche

 

In diesem Buch sind 300 bekannte und weniger bekannte Spiele zu finden, die schon jahrhundertelang von Kindern auf der Straße, im Hof oder im Garten gespielt wurden und werden. Und nicht nur für die Kleinen gibt es die unterschiedlichsten Kreis- und Singspiele, Neck-, Wettlauf-, Zweikampf- und Tummelspiele, sondern auch für die Dreizehn- bis Vierzehnjährigen wird einiges geboten.

Jedes der insgesamt 300 Spiele wird genau erklärt und durch Skizzen verdeutlicht. Zeichnungen und Lieder ergänzen die einzelnen Spiele, die nach Altersgruppen und Arten gegliedert sind und zudem pädagogisch erklärt werden. Eine Fundgrube für Eltern, Lehrer und Erzieher.

Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2008, 340 Seiten

 
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