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Einkaufen spielen

„Möchten Sie vielleicht noch Eier, oder lieber Waschpulver?“, Hendriks Wangen glühen vor Aufregung, „oder vielleicht eine Packung Eis?“ Er streckt seiner Mama drei Päckchen zur Auswahl hin und sieht sie erwartungsfroh an. Ihr Einkaufskörbchen ist zwar schon voll, aber gehen darf sie noch nicht. „Ja“, sagt sie, „gut, dass Sie mich daran erinnern, meine Schwestern kommen ja zu Besuch, da muss ich etwas backen, und meine Tochter macht ihre Kleider beim Spielen immer so schmutzig, dafür kann ich das Waschmittel gut gebrauchen. Aber das ist dann wirklich alles.“ Hendrik strahlt, nimmt eine der kleinen Papiereinkauftüten, die er gestern mit Mama gebastelt hat, stopft die Eier hinein und drückt dann alle Tasten der Kasse, bis diese aufspringt. „Macht neun fuuufzig,“ stellt er gewichtig fest und hält die Hand auf. Hendriks Mutter öffnet den kleinen Geldbeutel, in den sie extra ein paar ausländische Münzen gefüllt hat und bezahlt. „Auf Wiedersehen! Und nicht vergessen, ich habe immer offen!“ ruft er ihr nach, als sie das Zimmer verlässt.

 

Seit das Weihnachtsfest ihm einen Kaufladen beschert hat, ist Hendriks Lieblingsspiel „Einkaufen“. Mit großem Ernst steht der kleine Mann hinter dem Verkaufstresen, sortiert seine Waren und lässt voller Begeisterung die Kasse klingeln. Jeder, der zu Besuch kommt, muss erst einmal bei ihm einkaufen.

 

Es gibt so gut wie kein Kind, das nicht gerne Einkaufen spielt. Was verbirgt sich hinter der Begeisterung für den Kaufladen?

 

Rollenspiele – warum sie so wichtig sind

Kinder lernen durch Nachahmung und imitieren von klein auf alles, was Erwachsene ihnen vorleben. Wenn sie etwas älter werden, ahmen sie nicht nur nach, sondern beginnen in Rollenspielen bestimmte Situationen, die sie aus dem Alltagsleben kennen, nachzuspielen.

So begreifen sie nach und nach die Welt der Großen. Dabei lenken sie das Spiel in die Richtung, die sie möchten und erfahren, wie es ist, der Handelnde oder der „Bestimmer“ zu sein. Sie sehen das Erlebte aus einer neuen Perspektive und merken, wie es sich anfühlt, Macht über das Geschehen zu haben. Sie erfahren Selbstwirksamkeit und erwerben Selbstbewusstsein. Ob Schornsteinfeger, Ärztin, Busfahrer oder Puppenmama – die Kinder begegnen vielen Berufen und Tätigkeiten, in ihrem Alltag und spielen alles nach.

 

Einkaufenspielen

 Zu den beliebtesten Rollenspielen gehört das „Einkaufen“, bei dem die Kinder begeistert das Geschehen im Kaufladen oder Supermarkt nachspielen. „Nein, das Brot ist aus, wir haben heute nichts mehr!“, sagt  Hendrik und genießt das enttäuschte Gesicht seiner Mama. „Aaaaber ...“, sagt er gedehnt und zeigt triumphierend auf kleine bräunliche Kugeln, die er vorher aus Knete geformt hat, „wir haben noch Brötchen da!“ Wenn Kinder in die Rolle des Ladenbesitzers oder des Einkäufers schlüpfen, dürfen sie endlich einmal bestimmen, was sie tun oder kaufen wollen, alle Produkte anfassen und nach Herzenslust den Einkaufskorb füllen, also all das tun, was ihnen im Supermarkt sonst immer so streng verboten ist.

„Ich möchte Eis, Schokoküsse, Seifenblasen, Torte, Radiergummi und Milch für mein Katzenbaby.“ Sina, das kleine Mädchen aus der Nachbarschaft, ist von Hendrik zum Einkaufen eingeladen worden. Sie hält ihr Lieblingsstofftier im Arm und sucht nach und nach aus, was ihr gefällt. Sie freut sich über die Auswahl, die sie ganz alleine getroffen hat und die ihre Mutter ihr obendrein niemals erlauben würde. Schließlich kramt sie in ihrem Spielportemonnaie und zählt die Münzen hin. „Neunundhundert, zehnunddreißig“, sagt sie entschieden. Auch wenn sie von Zahlen noch keine Ahnung hat, ist sie begeistert von dem kleinen Spielgeld. Wenn Kinder ernsthaft spielen, beginnen sie zu verstehen, wie die Welt der Großen funktioniert.

 

 Geben & Nehmen

DieFaszination beim Einkaufenspielen liegt auch in der Geste des Gebens und Nehmens. Schon ganz kleine Kinder reichen ihren Eltern etwas hin, einen Ball oder einen Schlüsselbund und freuen sich, wenn die Eltern es annehmen.  Erwartungsvoll sehen sie die Eltern an und freuen sich, wenn sie es zurückbekommen. So geht es hin und her, bis die Kleinkinder die Lust verlieren.

 

Sand-Eis, Stuhl-Autos, Tannenzapfen-Hot-Dogs – Einkaufen kann man überall spielen

Kinder spielen Einkaufen auch ganz ohne Kaufmannsladen: Timmie (4) formt hingebungsvoll kleine Kugeln im Sandkasten und bringt sie seiner Erzieherin Tanja. „Ein Schokoladeneis?“, fragt er. „ Ja“, sagt sie geduldig, auch wenn sie heute schon mehre Portionen Himbeer-, Zitrone-, Vanille- und Erdbeereis gereicht bekam. Sie weiß, wie wichtig Timmies Eisverkauf für sein Selbstbewusstsein ist und wie gut es Kindern tut, auf diese Weise ihre Fantasie zu entfalten. Elsa (5) fertigt daneben aus Beeren, Blättern und Steinchen filigrane Törtchen, die sie im Sandkasten an die anderen Kinder verkauft. Neulich beim Ausflug kam die Kindergartengruppe mitten im Wald auf die Idee, aus Eicheln, Tannenzapfen, Rinde und Steinchen auf einem Baumstamm eine Imbissbude für Würstchen, Pommes und Pizza zu errichten.

 

Fantasie und Sprachkompetenz

Selbst Oleg, den das „Einkaufenspielen“ mit dem Kaufmannsladen nicht besonders interessiert, hat in der Kita einen schwungvollen Handel mit Gebrauchtwagen ins Leben gerufen, seit er mit seinem Vater am Wochenende auf dem großen Automarkt war. Die umgedrehten Kindergartenstühle werden in seiner Fantasie zu Oldtimern, Rennautos und anderen Fahrzeugen. Oleg führt seinen Freund Maxi durch die Stuhlreihen, und beide inspizieren mit ernster Miene, was sich unter der Kühlerhaube befindet. Maxi entdeckt allerhand Mängel an einem Mercedes, die ihm Oleg wortgewandt schönzureden versucht. So blüht nicht nur die Fantasie der beiden Jungs auf, sondern sie erweitern auch ihren Wortschatz. Fantasie ist die Fähigkeit, die Kinder später brauchen, um abstrakte Rechenvorgänge und komplexe Zusammenhänge zu begreifen. Es bedarf Sprachkompetenz und Kommunikationsfähigkeit, um sich verständlich zu machen und mit anderen Menschen gut auszukommen.

Was gehört zu einem richtigen Kaufladen dazu?

Natürlich finden Erwachsene dem Original nachempfundene Kaufläden und dazugehörige Miniaturlebensmittel aus Holz oder Filz schön. Kinder brauchen diese Detailgenauigkeit eigentlich zunächst nicht, offen gesagt, hemmt diese sogar die Entwicklung der Vorstellungskräfte. Ein voll ausgestatteter Kaufladen spricht die Sinne kleiner Kinder nicht an.

Es gilt: Je kleiner die Kinder sind, desto weniger brauchen sie. Anfangs reicht es allemal, wenn man ein oder zwei Regalbretter im Kinderzimmer freiräumt und vielleicht ein Kindertischchen davorstellt. Kinder können kleine Schachteln mit Kastanien und Nüssen befüllen, auch harte Nudeln oder kleine Kartoffeln und ein kleines Einkaufskörbchen genügen, um das Spiel in Gang zu bringen. Später kann man eine kleine Kasse, eine Waage oder Ähnliches dazukaufen. Bei einer Kasse sollte man darauf achten, dass diese stabil ist und etwas aushält. Wenn sie einen Scanner hat, muss dieser nicht wirklich piepsen, das machen Kinder auch gerne selbst. Erfinderische Kinder können zum Beispiel auch einen Holzspatel aus der Küche, den sie mit einer Schnur an die Kasse binden, zum Scanner umfunktionieren!

Ältere Kindergartenkinder freuen sich dann allerdings wirklich über einen Kaufmannsladen aus Holz, der stabil sein sollte, damit er gut steht und auch noch die nächste Generation ihre Freunde daran hat.

Kindern in diesem A‍lter gefallen auch die kleinen Päckchen, die den echten Lebensmittelpackungen der Erwachsenenwelt entsprechen, weil ihre Vorstellungskraft bereits realistischere Elemente hat. Sie sind entzückt über die Fischstäbchen, die sie aus dem Kühlregal kennen, das Fläschchen mit dem Gewürzmittel, das die Oma immer benutzt, oder Holztörtchen, die sie in einzelnen Stücken verkaufen können.

Wichtiger als ein perfekter Kaufladen mit allem Drum und Dran ist, dass Eltern gemeinsam mit ihren Kindern spielen, sie ernst nehmen und ihnen ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Mehr als detailgetreue Ausstattung zählt, dass Eltern sich die Zeit nehmen und mitspielen, zumindest so lange, bis kleine Spielkameraden die Rolle übernehmen.

Es gibt viele Dinge, die man um das Thema Kaufladen herum spielen und basteln kann:

 

 

Schönes Spielgeld selbst gemacht

Für die Kasse kann man kleine ausländische Münzen nehmen oder man setzt sich zusammen, um Spielgeldscheine zu malen oder Münzen durchzurubbeln. Dazu legt man das Geld auf den Tisch, legt ein Blatt Papier darauf und rubbelt mit einem Bleistift die Münzen ab. Danach schneidet man die Münzen mit einer kleinen Nagelschere aus. Fertig ist das Spielgeld für den kleinen Kaufladengeldbeutel.

Auch alte Bonus- oder Kundenkarten kann man als Zahlungsmittel in die Geldbörse stecken – das begeistert Kinder deshalb besonders,  weil sie ja im Laden auch sehen, wie Mama und Papa mit der EC-Karte bezahlen.

 

Kleine Tüten selbst gemacht

Wenn man eine rechteckiges Stück Papier nimmt, eindreht und an den überlappenden Enden zusammenklebt, erhält man schöne Einkaufstüten für das kleine Obst und Gemüse des Kaufladens.

 

Brot und Brötchen aus Kuchenteig

Wenn man etwas Teig übrig hat, vielleicht vom Plätzchen- oder Kuchenbacken, kann man daraus ein kleines Brot formen und oben leicht einkerben, oder kleine Brötchen, in die man auf der Oberseite ein kleines Kreuz ritzt. Den Teig bei geringer Hitze lange backen, damit das Brot und die Brötchen hart werden und später nicht zerkrümeln.

 

Tipp:
Schenken Sie den Kaufladen zu Weihnachten und räumen Sie ihn am Ende des Frühjahrs oder wenn sie merken, dass er nicht mehr bespielt wird, wieder auf den Dachboden. Zum nächsten Weihnachtsfest kommt er wieder, schön geschmückt mit ein paar frischen Tannenzweigen und ergänzt durch eine Waage, einen neuen Einkaufskorb oder eine kleine Tafel, auf der das Tagesangebot steht. Vielleicht kauft man auch ein paar neue Waren, die bisher im Sortiment gefehlt haben. So ist das Kinderzimmer nicht überfüllt und der Kaufladen bleibt als Spielzeug über viele Jahre interessant.

 
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