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Fingerspiele, Kniereiter - Warum Sprachspiele für die kindliche Entwicklung so wichtig sind

„Fingerspiele, Kinderreime und Kniereiter gehörten schon vor Jahrhunderten zum Alltag mit kleinen Kindern dazu. Sie wurden von Generation zu Generation weitergegeben und haben nichts von ihrer Beliebtheit eingebüßt. Zum Glück, denn die Verbindung zwischen körperlicher Berührung und Sprache ist für die Kleinen wohltuend und fördert ganz nebenbei ihre Gesamtentwicklung“, sagt die Journalistin und Buchautorin Margret Nußbaum

Margret Nußbaum gehört zum Redaktionsteam des Elternmagazins „Leben & erziehen“. Sie ist Journalistin und Buchautorin und befasst sich vorwiegend mit der kindlichen Entwicklung. Sie schreibt Geschichten und entwirft Reime und Spielideen. Darüber hinaus ist sie Märchenerzählerin und hält Vorträge in Kindertagesstätten über Themen rund um die Entwicklung und Erziehung kleiner Kinder.

Worin liegt für Kleinkinder die Faszination bei Fingerspielen und lustigen Versen?

Margret Nußbaum: Nicht der Text eines Reims oder eines Liedes ist entscheidend, sondern die körperliche Nähe zu den Eltern: auf dem Schoß sitzen, sich ankuscheln, geschaukelt und gewiegt werden, der warme Klang der mütterlichen oder väterlichen Stimme. Eltern auf der ganzen Welt sprechen bei solchen Spielen intuitiv in einer höheren Stimmlage. Im Zusammenspiel ergibt dies alles eine Mixtur, die wie Balsam für die Kinderseele ist. Wichtig sind auch die ständigen Wiederholungen. Sie geben Kindern ein Gefühl von Sicherheit und entsprechen ihrem Bedürfnis nach Rhythmus und Ritual. Schon kleine Kinder prägen sich rasch den Ablauf immer wiederkehrender Reime ein.

Wie wirken sich Reime, Finger- und Schaukelspiele auf die Entwicklung des Kindes aus?

Reime und Lieder sind Vorstufen des Geschichtenerzählens. Dabei ist es nicht wichtig, dass ein Kind alle Wörter versteht. Denn Reime haben einen besonderen Sprachrhythmus und werden mit liebevollen Gesten untermalt, die Kinder sehr bald nachmachen. Sie klatschen wie Mama und Papa in die Hände, nicken mit dem Kopf, wiegen sich hin und her, spazieren mit den Fingern auf der Tischplatte herum oder stampfen mit den Füßen. Die Kleinen knüpfen so spielend leicht Verbindungen zwischen Gesten und Wörtern. Reime und Lieder fördern deshalb in besonderer Weise die Sprachentwicklung und die Bewegungsfreude des Kindes. Erzieher(innen) und Lehrer(innen) haben immer schon die Erfahrung gemacht, dass Kinder besser lernen, wenn sie in Bewegung sind. Deshalb sind auch im Kindergarten und in der Schule Spiele beliebt, bei denen die Kinder beim Sprechen und Singen hüpfen, in die Hände klatschen, mit den Füßen stampfen oder sich im Kreis drehen. Kinder prägen sich Worte schneller ein, wenn sie in lustige Reime verpackt sind, die zu Bewegungen animieren. Sprache, Bewegung und Denken sind also ein unzertrennliches Trio.

Es gibt eine ganze Reihe von CDs mit Reimen und Kinderliedern. Sind diese für Kleinkinder empfehlenswert?

Nein, denn Kleinkinder können Sprache nur begreifen, wenn sie sich auf Menschen oder Gegenstände bezieht. Sie brauchen jemanden, der zu ihnen spricht, sie dabei anschaut, anlächelt. Kein CD-Player der Welt hat Oberschenkel, auf denen ein Kind Hoppe-Reiter hopsen kann. Oder Finger, die bei „Taler, Maler, Kälbchen, Schwänzchen, Didel-didel-Dänzchen“ die Hand des Kindes streicheln. Wichtig: Ein Kind möchte seine Begeisterung über die Zappelfinger oder lustigen Strampelbeine teilen. Es braucht also einen Erwachsenen, mit dem es sich gemeinsam über die lustigen Reime und Lieder freuen kann.

 

Macht es Sinn, einem ein- bis eineinhalbjährigen Kind schon Bilderbücher zu schenken?

Auf jeden Fall. Wie für Reime gilt auch hier: Der innige Kontakt zu Mama oder Papa beim Anschauen der bunten Bilder macht den Kleinen Spaß und fördert sie in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit. Natürlich sollten es jetzt noch keine Geschichten zum Vorlesen sein. Die ersten Bilderbücher zeigen auf jeder Seite einen Gegenstand, den das Kind bereits kennt, etwa ein Spielzeug, ein Tier, Teller, Becher, Löffel usw. Die Kleinen werden nicht müde, immer und immer wieder die Bilder anzuschauen. Eltern sollten dabei den jeweiligen Gegenstand benennen. So lernt das Kind, Dinge und Worte miteinander zu verknüpfen. Umso besser, wenn Mütter und Väter die Verbindung zwischen dem abgebildeten und realen Gegenstand herstellen. Ein Beispiel: „Schau mal, ein Ball, ein roter Ball! Du hast auch einen Ball. Sollen wir ihn holen?“ Gehirnforscher haben mittlerweile festgestellt, wie sich das Erproben der Eigenschaften eines Gegenstandes auf die Sprachentwicklung auswirkt. Wenn ein Kind einen Ball nicht nur gezeigt bekommt, sondern ihn befühlen, rollen und werfen kann, wird es diese Handlungen später auch differenzieren und richtig benennen können. Kleine Kinder lieben es darüber hinaus, wenn Mama und Papa Tieren oder Fahrzeugen Stimmen geben. Der Hund bellt wau-wau, die Katze maunzt miau, das Feuerwehrauto macht Tatü-ta-ta. Wichtig: Es sollten nicht mehr als drei Bilderbücher sein. Denn die Kleinen wollen immer wieder die gleichen anschauen. Schön ist es, wenn Eltern zu den Bildern kleine Verse sprechen oder Lieder singen. Ist auf einer Seite zum Beispiel eine Ente abgebildet, könnte die Mutter singen: „Alle meine Entchen schwimmen auf dem See, schwimmen auf dem See, Köpfchen unters Wasser, Schwänzchen in die Höh!“ Zu einer Kuh passt folgender Reim, bei dem Mutter oder Vater die Handfläche des Kindes streicheln: „Da hast nen Taler. Geh auf den Markt. Kauf dir ne Kuh, ein Kälbchen dazu. Das Kälbchen hat ein Schwänzchen. Didel-didel-dänzchen.“ Die Verbindung zwischen Bilderbuch-Anschauen und Reimen ist für Kinder ein ganz besonderes Vergnügen.

Frau Nußbaum, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Jette Lindholm für unsere Redaktion.

Lustige Zappelfinger

Die folgenden Fingerspiele stammen aus dem Buch „Zappelfinger Mitmachbuch“ von Margret Nußbaum
– leider nur noch antiquarisch oder gebraucht erhältlich.

Wenn die Finger aufstehen

Eine Faust machen und die Finger einzeln herauskommen lassen

Die fünf Finger, die schlafen fest
wie fünf Vögelein im Nest.
Sie schlafen die ganze Nacht,
erst am Morgen sind sie erwacht:
zuerst der Vater,
dann die Mutter,
dann der Bruder,
dann die Schwester
und zuletzt der kleine
Bi-Ba-Butzemann.

Alle fahren mit

Ein kleines rotes Auto,
das hält vor unsrem Haus.
„Halt, ich fahre mit!“,
ruft der dicke Pit.
„Ich steig jetzt ein!“,
ruft der lange Hein.
„Macht mir Platz!“,
ruft der starke Max.
Da kommt die Tante Hilde,
die ist vielleicht ‚ne Wilde.
Und ganz zum Schluss der Klaus,
der ist so klein wie eine Maus.

Das schiefe Häuschen

Die Hände bilden ein Haus mit spitzem Dach.

Mein Häuschen ist nicht ganz grade,
das ist aber schade!
Mein Häuschen ist ein bisschen krumm,
das ist aber dumm!
Da bläst ein starker Wind hinein.
Bums, fällt das ganze Häuschen ein!

Fünf Tiere hat der Bauer

Fünf Tiere hat der Bauer.
Das erste ist der Hund,
ganz dick und kugelrund. Wau! Wau!
Das zweite ist das Schwein,
rosarot und klitzeklein. Nöf-nöf!
Das dritte ist ein Schaf,
so kuschelig und brav. Mäh-mäh!
Das vierte ist ne Katze,
die leckt ihre Tatze. Miau-miau!
Das fünfte ist ein Hahn,
der flattert, was er kann. Kikeriki!

 

Die Bushaltestelle

Bei der ersten Haltestelle verschwinden die fünf Finger nacheinander in der Faust, bei der zweiten kommen sie wieder heraus.

Der Bus kommt blitzeschnelle
zur Zwergenhaltestelle.
Der erste Zwerg steigt ein.
Der zweite Zwerg steigt ein.
Der dritte Zwerg steigt ein.
Der vierte Zwerg steigt ein.
Der fünfte Zwerg steigt ein.
Der Bus fährt blitzeschnelle
zur nächsten Haltestelle.
Der erste Zwerg steigt aus.
Der zweite Zwerg steigt aus.
Der dritte Zwerg steigt aus.
Der vierte Zwerg steigt aus.
Der fünfte Zwerg steigt aus.
Und unser Märchen ist nun aus.

 
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