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Gesellschaftsspiele spielen

„Jetzt hol ich aber auf!“, schreit Fabian (5) aufgeregt. Der Würfel rollt mit großem Schwung quer über den Tisch. „Sechs, noch mal würfeln“, brüllt er, „gleich werf ich dich raus!“. Mama, Papa und Fabians kleiner Freund Emre sitzen schon zur zweiten Runde „Mensch ärgere dich nicht!“um den großen Esstisch und spielen, was das Zeug hält. Fabian und Emre ärgern sich fürchterlich über Mamas Vorsprung, denn sie wollen diesmal unbedingt gewinnen. „Macht schneller, macht schneller, Mama hat schon fast alle ihre roten Männchen im Ziel“, feuert Fabian die Mitspieler an, „sie soll doch nicht schon wiiieeder gewinnen!“ Fabian tut es richtig weh, zu verlieren, und sich an die Regeln halten, ist auch noch nicht seine Stärke. Doch beides wird er beim Spielen mit anderen üben und lernen.

Lesen Sie, warum es für Kinder so wichtig ist, Gesellschaftsspiele zu spielen, was sie dabei für das Leben lernen und wie Sie sich als Erwachsener beim Spielen mit Kindern einbringen können.

Für Gesellschaftsspiele braucht man naturgemäß Gesellschaft. Das bedeutet, dass man in einer Gruppe spielerisch die Regeln des sozialen Miteinanders einübt. Ein gemeinsames Tischspiel nach dem Abendessen kann ein schönes Familienritual werden, das verbindet und tut als Pause im Alltag allen gut.

 

Gewinnen & Verlieren

Bei Gesellschaftsspielen geht es um Gewinnen und Verlieren. Da beides unabänderlich zum Leben gehört, müssen wir uns wohl oder übel irgendwann mit den unschönen Gefühlen, die uns dabei überkommen, auseinandersetzen. Je früher und spielerischer das geübt  wird, desto besser wird man später damit umgehen können. Wenn Kinder im Spiel verlieren, lernen sie Frust auszuhalten und Strategien zu finden, diesen zu bewältigen.

 

Strategien zum Frustabbau entwickeln

Wenn Fabian nach der fünften und letzten Runde feststellt, dass Mama nochmal gewinnt, muss er sich etwas einfallen lassen, wie er die aufgestaute Wut loswerden kann. Jedes Kind bewältigt auf seine eigene Weise: Fabian muss nun dringend  an die frische Luft und viel rennen, ein anderes Kind zieht sich zurück und spielt etwas für sich, was es gut kann, manche Kinder suchen Trost und wollen in den Arm genommen werden.

Wechselhaftes Glück

Im Leben geht es nicht immer gerecht zu und es gibt einfach Momente und Tage, an denen man kein Glück hat. Das Schöne am Leben ist, dass sich das immer wieder ändert. Wie groß ist Fabians Freude, wenn das gleiche Spiel am nächsten Tag für Mama gar nicht gut läuft, für ihn dafür umso besser. Fabian weiß nun, dass verlieren zwar wehtut, doch ein neuer Tag auch neues Glück bringen kann. Eine wichtige Erfahrung für sein Leben.                            

Regeln beachten
„Das kenn ich aber anders, so spielen wir daheim nicht!“, beschwert sich Anna im Kindergarten, als sie merkt, dass sie verliert, und will schnell die Regel ändern.
Im richtigen Leben gibt es Regeln und die gelten für alle. Das ist die zweite wichtige Lehre, die alle Gesellschaftsspiele beinhalten. Daher sollte man wirklich darauf achten, dass alle Kinder die Spielregeln einhalten und keiner seine eigenen  bestimmt und durchsetzt.

Tipp:
Wiederholen Sie die Spielregeln vorher und fassen Sie diese kurz zusammen. Fragen Sie, ob alle sie verstanden haben. Denn sonst gibt es mitten im Spielverlauf Diskussionen und Streit. Mit älteren Kindern kann man auch eine Proberunde durchführen, die noch nicht gilt.

 

Geduld üben

Natürlich ist es schlimm für Fabian, wenn er schon zum dritten Mal aussetzen muss. Es kommt ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er endlich wieder am Zug ist.  Auch Geduld üben gehört zum Leben, und man lernt das am besten früh und spielerisch.

Abwarten lernen
Da es immer weniger Kinder mit Geschwistern gibt, lernen sie nicht mehr so selbstverständlich wie früher, dass sie auch einmal warten müssen. Gesellschaftsspiele sind hervorragend dazu geeignet, dies zu vermitteln: Jeder muss warten, bis er am Zug ist, es geht stets der Reihe nach und nicht nach dem, der am lautesten schreien kann.


Gut gewinnen

„Eh eh eh eh eh – ich hab gewonnen, ätschibätschi!“ Lukas (6) reibt den anderen  Mitspielern seinen Sieg so richtig rein, bis es Sophie zu viel wird: „Du blöder, blöder Angeber!“, schimpft sie.
Nicht nur Verlieren will gelernt werden, auch gut zu gewinnen ist eine Kunst, die man üben muss. Keiner mag Angeber. Kinder lernen beim gemeinsamen Spiel, nicht allzu hämisch zu sein, und verstehen schnell, dass es nicht gut ankommt, den anderen Mitspielern ihren Triumph zu sehr vor Augen zu halten. Als Erwachsene können wir vermitteln, dass man sich natürlich über seinen Erfolg freuen darf und diesen nicht verstecken braucht, aber nicht zu sehr vor den anderen Kindern mit dem Gewinn prahlen sollte. Es gibt kaum unangenehmere Zeitgenossen als Menschen, die mit ihrem Erfolg  angeben.

Kinder, die sich schwer tun, Geduld, zu haben, zu verlieren oder zu gewinnen, werden nach und nach geübter darin, je öfter sie spielen. Eine gesunde Portion Humor hilft dabei!

Tipp:
Lassen Sie Ihr Kind nicht absichtlich gewinnen und ändern Sie nicht die Regeln, wenn es so aussieht, als verlöre es demnächst das Spiel. Denn dann lernen Kinder gar nichts. Natürlich kann man einmal unauffällig Gnade walten lassen, wenn ein Kind ständig als einziges Kind oder zum wiederholten Mal verliert, doch grundsätzlich ist es wichtig, Kinder im Spiel verlieren zu lassen: Nur dann können sie lernen, mit den entsprechenden negativen Gefühlen umzugehen.

 

Welche Gesellschaftsspiele eignen sich für welches Alter?

Grundsätzlich gilt: Je jünger die Kinder, desto kleiner sollte die Gruppe sein, die zusammen spielt. Denn kleine Kinder können naturgemäß nicht sehr lange warten, bis sie wieder dran sind, ihre Aufmerksamkeit wandert dann ab.
Außerdem gilt: Je jünger die Kinder, desto weniger Regeln sollte das Spiel haben.
Umso älter die Kinder werden, desto komplexer darf das Spiel sein.

Kleinstkinder

Mit ganz kleinen Kindern spielt man zuerst besser einzeln. Besonders geeignet sind leichte Legespiele, auf deren Karten Gegenstände abgebildet sind, die man passend aneinanderlegen muss. Beliebt sind auch Spiele mit einem Farbwürfel, bei denen kleine Kinder leicht erkennen können, dass ihre gleichfarbige Figur wie z.B. eine Schnecke, eine Gans oder ähnliches jetzt vorrücken darf. Nach und nach lernen Kinder, dass man immer abwechselnd am Zug ist.

Märchenlotto von der Karl-Schubert-Gemeinschaft

Kindergartenkinder

Kindergartenkinder können einfache Spiele aus der Spielesammlung oder Kartenspiele wie Uno spielen.

Spiel "Schlange und Leitern" von den Praunheimer Werkstätten

Vorschulkinder

Vorschulkinder mögen „Mensch ärgere Dich nicht“, weil man sich dabei so herrlich aufregen und gegenseitig werfen kann. Bei Rikado oder Mikado lernen Kinder Fingerfertigkeit, die in der Schule gebraucht wird. Bei den Geschicklichkeitsspielen  lernen Kinder, auszuhalten, dass sie etwas noch nicht beherrschen. Nach mehrmaligem Spielen merken sie: „Ich kann es zwar noch nicht perfekt, aber ich werde jedes Mal etwas besser, und auch den anderen Spielern unterlaufen  immer wieder Fehler.“

 

Nun werden auch Quartette beliebt: Dazu braucht es mindestens drei Mitspieler, und man muss vier verwandte Karten ergattern. Hierbei muss man ehrlich sein. Bei Autoquartetten oder Ähnlichem geht es eher darum, den Gegenspieler zu übertrumpfen. Vor allem Jungen lieben dieses Kopf-an-Kopfrennen.

Märchenquartett von Kraul

Schulkinder

Neben der kompletten Spielesammlung mögen Kinder jetzt auch „Schiffe versenken“, bei dem die Entwicklung von Vorstellungskraft und Erinnerungsvermögen unterstützt werden, oder Schach und Mühle, womit man sehr gut vorausschauendes Denken und strategisches Planen üben kann.

 

Spaß machen auch Spiele, die nicht den Wettkampf in den Mittelpunkt stellen, sondern ein  Ziel, das es gemeinsam zu erreichen gilt, wie zum Beispiel Bhaváti. Die Würfel bestimmen, wieviele Steine von welcher Farbe aufgebaut werden dürfen oder wieder abgebaut werden müssen.

Bhavati von Kraul

Mit Freude spielen

Kinder entwickeln beim Würfeln Auge-Hand-Koordinationsfähigkeiten, weil sonst der Würfel über die Tischkante fliegt, und üben beim „Mensch ärgere dich nicht“ Zählen und Fingerfertigkeit, weil sie die Männchen gut und genau in die Felder platzieren müssen. Das sind nützliche Nebeneffekte, die aber keinesfalls im Vordergrund stehen sollten.

Was Kinder wann gerne spielen, hängt vom individuellen Entwicklungsstand und von der persönlichen Neigung ab. Man kann als Erwachsener Vorschläge machen, sollte aber keinerlei Zwang ausüben.

 

Spielen verbindet

Das Schöne an Gesellschaftsspielen ist,  dass man sie fast  überall und immer spielen kann: auf Reisen, wenn ein Kind krank ist oder nach einem Unfall in Rekonvaleszenz. Zudem kann ein Gesellschaftsspiel bei Familienfeiern oder anderen Anlässen Menschen verbinden, die sich vielleicht sonst nicht viel zu sagen hätten oder erst einmal miteinander warm werden müssen.

Waldschattenspiel von Kraul

 
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